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Rechtes Beten

Aus der Dezember 1925-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Rechtes Beten muß sich notwendigerweise auf ein rechtes oder wissenschaftliches Verständnis von Gott gründen. Wenn daher Jakobus schrieb: „Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist”, so wollte er offenbar damit sagen, daß die Wirksamkeit des Gebets vom geistigen richtigen Denken abhängt, das, wie wir durch die Christliche Wissenschaft verstehen lernen, unter anderen erforderlichen Eigenschaften Aufrichtigkeit, Demut, das Erkennen der Vollkommenheit des Menschen als das Bild und Gleichnis Gottes und das Ablehnen des sterblichen Glaubens, der Mensch Gottes sei eine materielle, endliche, unharmonische Persönlichkeit, ein sogenannter Sterblicher, in sich schließt.

Außerhalb der Christlichen Wissenschaft versteht man oft unter Beten das Sichwenden des Bittenden an einen persönlichen, endlichen Gottesbegriff um Gewährung von etwas Besonderem, während in der Christlichen Wissenschaft das Beten mehr das dankbare Anerkennen ist, daß Gott alles recht gemacht hat, und daß Er, anstatt Sünde, Krankheit, Armut und Tod zu senden oder diese Übel auch nur zuzulassen, allen Seinen Kindern Herrschaft über sie verleiht auf der Grundlage, daß diese Irrtümer kein Teil der Schöpfung dessen sind, den der geliebte Jünger die Liebe nennt.

Die Erforscher der Christlichen Wissenschaft lernen erkennen, daß sie nur zu den Herrlichkeiten der unendlichen Güte Gottes zu erwachen brauchen, um einzusehen, daß Er Seinen Kindern immer alles gibt, was sie brauchen, und daß es daher den Menschen an nichts Gutem zu mangeln braucht. Sie lernen verstehen, daß Beten mehr das Anerkennen schon empfangener Segnungen ist als eine an den Geber alles Guten gerichtete Bitte, mehr zu tun, als Er immer tut. Dieses Verständnis und die Fähigkeit, es zu beweisen, werden jedoch nur im Verhältnis zum geistigen Wachstum des Forschers erworben.

In der Christlichen Wissenschaft ist das Beten immer geistig, d.h. es schließt die Fähigkeit in sich, das menschliche Denken mit dem göttlichen Prinzip, dem Gemüt, in Übereinstimmung zu bringen. Wenn durch den Vorgang der Herstellung des bewußten Einsseins des Forschers mit Gott seine zeitlichen Bedürfnisse zur Genüge befriedigt werden, läßt er sich dadurch nicht leicht irreführen, so daß er Wirkung mit Ursache verwechselt. Als Salomo das geistige Verständnis demütig über alle anderen Bedürfnisse stellte, empfing er nicht nur, wonach er verlangte, sondern auch, worum er nicht gebetet hatte, nämlich Reichtum und Ehre und ein langes Leben. „Er wird kein Gutes mangeln lassen den Frommen. Herr Zebaoth, wohl dem Menschen, der sich auf dich verläßt!” schreibt der Psalmist.

Im ersten Kapitel ihres wunderbaren Lehrbuchs, „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift”, hat Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, der Weltliteratur ihre klarste, beweisbarste und befriedigendste Auslegung von Gebet gegeben. Auf Seite 3 sagt sie sehr zutreffend: „Wie leer sind doch unsere Begriffe von der Gottheit! Theoretisch geben wir zu, daß Gott gut, allmächtig, allgegenwärtig, unendlich ist, und dann versuchen wir, diesem unendlichen Gemüt Unterweisungen zu geben. Wir flehen um unverdiente Verzeihung und um ein freigebiges Ausströmen von Wohltaten. Sind wir wirklich dankbar für das schon empfangene Gute? Dann werden wir uns die Segnungen, die wir haben, zunutze machen, und dadurch geschickt werden, mehr zu empfangen”.

Der Verfasser dieser Betrachtung erinnert sich einer interessanten Erfahrung eines Erforschers der Christlichen Wissenschaft, der entdeckte, daß er nach seinem Einzug in ein Mietshaus in einer großen amerikanischen Stadt abends mit einer an Furcht grenzenden Abneigung in die ungenügend beleuchtete Vorhalle des Hauses trat. Es war während des Weltkriegs, wo für gewisse Berufe geschickte und zuverlässige Arbeiter anscheinend nur schwer zu finden waren. Statt in christlich-wissenschaftlicher Weise an die Frage heranzugehen, beklagte er sich vergeblich, zuerst bei einem, dann bei einem andern Angestellten. Als er schließlich nach Verlauf von mehreren Wochen überlegte, ob er sich an die Besitzer des Hauses wenden solle, begann er zu vermuten, er stehe wohl schon in dem Rufe eines Unzufriedenen, und die Besitzer würden seiner berechtigten Klage kaum mehr Beachtung schenken als die Angestellten.

Der Forscher sah nun den Fehler ein, den er gemacht hatte, und er begann sofort, die Aufgabe in Übereinstimmung mit der Christlichen Wissenschaft zu lösen. Statt sich daher über das Gefühl eines Bedürfnisses zu beklagen, begann er, Gott dafür zu danken, daß Er dem Menschen (d. h. sowohl seiner wirklichen Selbstheit als auch derjenigen aller anderen Ideen oder Widerspiegelungen des göttlichen Gemüts) alles Gute gegeben hat, und er war sich gewiß, daß ihn die Liebe durch sein demütiges Erkennen des Menschen Einsseins mit Gott mit dem versorgen würde, was sein menschliches Bedürfnis zu sein schien. Er sah auch ein, daß er nicht materielles Licht sondern geistige Erleuchtung brauchte. Die Folge war, daß die Beleuchtung in der erwähnten Vorhalle schon am nächsten Abend bedeutend besser war. Sein rechtes Beten hatte sich als wirksam erwiesen.

Sollte in ähnlicher Weise an einen christlich-wissenschaftlichen Forscher eine Einflüsterung des sogenannten sterblichen Gemüts herantreten, die sich Krankheit oder Mangel an Gesundheit nennt, so könnte er viel zur Lösung der Frage dadurch beitragen, daß er die sich aufdrängende Annahme zurückweist und andächtig daran denkt, daß der Mensch als Bild und Gleichnis Gottes reichlich mit Gesundheit und Kraft versorgt ist. Würde ihn eine Einflüsterung von Armut oder Mangel anwandeln, so könnte er die Lüge zurückweisen und Gott dafür danken, daß alles Gute, das dem Vater gehört, auf Grund geistiger Erbschaft hier und jetzt sein eigen ist. Würde ihn ein Gefühl des Kummers oder des Mangels an Glück bedrücken, so könnte er es leugnen und freudig geltend machen, daß der Mensch als die ganze Widerspiegelung Gottes vollständig ist und genug hat, und daß alles Wünschenswerte und Gute in Gott, von dem der Mensch nie getrennt werden kann, zu finden ist.

Die Heilige Schrift drückt sich klar darüber aus, daß Gott, das göttliche Prinzip, „die Person nicht ansieht”. Ohne Unterschied ist jedes der Kinder (Ideen) Gottes Ihm nahe und teuer. Wenn manche Menschen sich besserer Gesundheit und eines größeren Glücks zu erfreuen, höhere Weisheit zu bekunden und auf andere Arten zu beweisen scheinen, daß ihr Glaube an Gott fest begründet ist, so sollte dies nicht als Ausdruck einer göttlichen Bevorzugung ausgelegt sondern als Gelegenheit angesehen werden, dankbar für einen weiteren Beweis der wissenschaftlichen Behauptung zu sein, daß das, was einer vollbringen kann, allen möglich ist. Die Christliche Wissenschaft verlangt jedoch von dem, der sie dartun will, hingebendes Forschen und liebevollen Gehorsam.

Für das rechte Beten sind alle rechten Gelegenheiten des wahren Daseins jetzt und immer gegenwärtig. Nur für die Selbstsucht und die Undankbarkeit sind sie anscheinend nicht vorhanden. Die materiellen Auffassungen von Zeit und Raum, Tag und Nacht, gestern und morgen verschwinden in dem unendlichen Heute geistiger Erleuchtung. Jesus, der des Menschen gegenwärtiges göttliches Recht, alles zu vollbringen, verstand, sagte: „Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubet nur, daß ihr's empfangen werdet, so wird's euch werden”.

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