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Zeugnis

Aus der Dezember 1925-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Ein Zeugnis ist eine Aussage über eine gewisse Tatsache. Jeder, der von einer in Frage kommenden Tatsache Kenntnis hat, kann ein wahres Zeugnis darüber ablegen. Es ist nicht nötig, daß man alle Einzelheiten einer Sache kennt, um darüber auszusagen. Man braucht nur zu erklären, was man weiß, sei man Empfänger, Teilhaber oder einfach Zeuge dessen, worüber man spricht. Es genügt, daß man über ein bestimmtes Ereignis, eine Tat oder ein Vorkommnis wahrhaft aussagt. Nach dem Gesetz ist man, wenn es zur Förderung der Gerechtigkeit nötig ist, verpflichtet, zu erklären, was man weiß, wenn auch das Zeugnis, das man ablegt, einem selbst oder anderen wenig wichtig erscheint.

Unter einem Zeugen versteht man „jemand, der Kenntnis hat; eine Person, die zugesehen oder sonstwie persönliche Kenntnis von etwas erlangt hat; einen Augenzeugen”; oder auch „jemand, der in einer Sache zeugt oder Beweise erbringt”. Wenn wir eine gewisse Begebenheit oder Tatsache bestimmt wissen oder sie mit angesehen oder erfahren haben, sind wir imstande, darüber auszusagen.

Wenn wir schon auf Grund einer gesetzlichen Aufforderung verpflichtet sind, zu zeugen, wieviel mehr ist es dann unsere Pflicht, wenn wir aufgefordert werden, Gottes Heilkraft zu bezeugen! Auf Seite 47 des Handbuchs Der Mutter-Kirche sagt Mrs. Eddy: „Zeugnis über das Heilen der Kranken ist äußerst wichtig. Es ist mehr als ein bloßes Aufzählen von Segnungen, es ersteigt den Gipfel des Lobes und veranschaulicht die Demonstration des Christus, der da, heilet alle deine Gebrechen'”. Es ist also nicht bloß die Tatsache wichtig, daß eine Heilung zustande kam, sondern es ist auch äußerst wichtig, daß sie bezeugt werde, um zu beweisen, daß die Christuskraft und der Christusgeist wie vor zweitausend Jahren gegenwärtig sind und sicher und wirksam heilen und erlösen. Wenn wir auch nur mit den einfachsten Worten sagen, wovon wir geheilt wurden, so beweisen wir doch gleichzeitig denen, die von Gottes Gegenwart nichts wissen, daß Er gegenwärtig ist, daß Sein Gesetz der Liebe ein offener Brunnen ist, zu dem alle kommen und von Sünde, Krankheit und Tod geheilt und erlöst werden können. Nicht nur andere erlangen dadurch Hilfe, sondern auch wir erheben uns, nähern uns Gott und ernten den von Jesus verheißenen Lohn: „Wer nun mich bekennet vor den Menschen, den will ich bekennen vor meinem himmlischen Vater”.

Weshalb halten wir unser Zeugnis zurück? Oft vielleicht nur deshalb, weil wir das Gefühl haben, daß wir zuerst mehr beweisen sollten. Wir können jedoch nie aufgefordert werden, solche Beweise zu bezeugen, die wir nicht erbracht haben. Die gestern vollbrachte Lösung einer Aufgabe kann heute einem andern bei der Lösung der seinigen eine Hilfe sein; oder die soeben vollendete Ausarbeitung seiner Aufgabe kann das sein, was wir zur Ermutigung brauchen, um gerade den Beweis zu erbringen, den wir erwarten. Warten, bis alle unsere Fragen gelöst sind, ehe wir das schon empfangene Gute bezeugen, hieße versuchen, das Ende des Regenbogens zu entdecken. Wir werden unsere übrigen Aufgaben erst dann lösen, wenn wir bereitwillig für das schon empfangene Gute Dankbarkeit ausdrücken. Was die Sterblichen brauchen, ist, von den einfachen Beweisen, die wir erbracht haben, zu wissen; denn selbst wenn sie auch nur alltäglich zu sein scheinen, so können sie doch andere befähigen, zu erkennen, wie ihre Fragen gelöst werden können.

Der Hauptgrund aber, weshalb wir unser Zeugnis zurückhalten, ist wohl der, daß wir eine so große Last von Verantwortung empfinden. Wir sehen es als „unser” Zeugnis an, und wir möchten nicht beurteilt werden. Sich davor fürchten, was andere sagen könnten, die Furcht, man könne sich nicht klar ausdrücken, man werde einen Fehler machen, oder daß das, was man hat, nicht wert sei, gegeben zu werden, zeigt, daß man sich vor der menschlichen Meinung beugt. Wenn wir etwas zu geben haben, solasset uns Gott bitten, daß Er uns befähige, es zu geben. Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit sind wichtiger als Beredsamkeit. Viel eher bringt das von einem guten Beweggrund eingegebene Wort ein brauchbares christlich-wissenschaftliches Zeugnis hervor als eine vollendete Rede.

Die Wahrheit kommt durch diejenigen zum Ausdruck, die durch sie geheilt worden und dankbar dafür sind. Der Erfolg eines Zeugnisses wird richtiger an dem unsichtbaren Guten, das es bewirkt, als an dem ihm gezollten öffentlichen Beifall gemessen. Jeder hat die Pflicht, dankbar zu sein „und sich nicht verleiten zu lassen, seine Pflicht gegen Gott, gegen seine Führerin und gegen die Menschheit zu vergessen oder zu versäumen” (Kirchenhandbuch, S. 42). „Reichlich habt ihr empfangen, reichlich gebet” (engl. Bibel).

Die in einem Zeugnis ausgedrückte Wahrheit steht über der Beurteilung. Wenn unser Denken davon geheilt ist, daß wir andere tadeln, sehen wir ein, daß das von uns abgelegte Zeugnis, soweit es wahr ist, von Gott ist, und daß daher menschliche Meinung ihm nichts anhaben kann. Dann werden wir weder Beurteilung noch Tadel fürchten sondern frei sein, um Gott ungehindert in dem Bewußtsein zu verherrlichen, daß unser Zeugnis in Seiner Hand ist und von Seinen Kindern wertgeschätzt wird.

Erwarten wir nicht ausschließlich Gutes, wenn wir zu den Mittwochabend-Versammlungen gehen? Warum dann nicht voraussetzen, daß andere nur dasselbe erwarten? Wenn wir in unserem Denken liebevoll genug gegen andere sind, werden sie sehr wahrscheinlich liebevoll über uns denken; und wir werden nur das erfahren, was wir annehmen, sei es gut oder böse.

Das durch die Fensterscheiben strömende Licht erleuchtet das Zimmer. Wir glauben nicht, daß das Licht von der Glasscheibe, durch die es dringt, ausgeht. Die Brauchbarkeit und Beschaffenheit durchsichtiger Stoffe ist sehr verschieden; doch für gewöhnlich lassen sie das Licht in genügendem Maße durch, um einen Raum zu erhellen. So sind auch die Eigenschaften des menschlichen Denkens verschieden; doch alle haben die Kraft, das Licht so leuchten zu lassen, daß andere durch das ausgeschüttete Gute erleuchtet und gesegnet werden. Statt sich über jedes Fehlerchen, über jede kleine Unvollkommenheit aufzuregen, wollen wir uns freuen, daß etwas Licht durchscheint. Anstatt daß wir uns also immer noch von Furcht, Empfindlichkeit, Schüchternheit oder Verlegenheit einschläfern lassen, wollen wir geben, was wir haben, sei es viel oder wenig.

Lasset uns mutig bekennen, was Gott für uns getan hat, und die Worte, mit denen wir für Ihn zeugen, werden uns gegeben werden. Lasset uns mit Jesaja bekennen: „Der Herr, Herr hat mir eine gelehrte Zunge gegeben, daß ich wisse mit dem Müden zu rechter Zeit zu reden”. Der selbstlose Beweggrund zu helfen trägt eine göttliche und heilende Wirkung in sich, wenn auch Selbstsucht und Furcht versuchen, uns vom Gegenteil zu überzeugen. Wie stünde es heute um uns, wenn Mrs. Eddy und andere nicht den Mut gehabt hätten, der Welt die Wahrheit der Christlichen Wissenschaft zu verkündigen? Können wir nicht auch, wenigstens in geringem Maße, versuchen, für andere zu tun, was für uns getan worden ist? Versuchen wir wirklich, dankbar zu sein, wenn wir es nicht tun?

Liebe, Aufrichtigkeit, Selbstlosigkeit werden ihren Ausdruck finden; und wenn auch die Sprache ungeschickt ist, so werden doch die Worte von einer Heilkraft durchdrungen sein, die der schönste Glanz einer Rede allein nicht geben kann. Solange wir das Zeugnis zurückhalten, sind wir selbst noch der Heilung bedürftig. Dankbarkeit, Liebe, Mut, Selbstverleugnung müssen ihren Ausdruck finden.


Ich meine aber das: Wer da kärglich säet, der wird auch kärglich ernten; und wer da säet im Segen, der wird auch ernten im Segen. Ein jeglicher nach seiner Willkür, nicht mit Unwillen oder aus Zwang; denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.—2. Korinther 9:6, 7.

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