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„Bittet, so wird euch gegeben”

Aus der April 1925-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Oft hört man fragen: Bitten die Christlichen Wissenschafter, wenn sie beten, oder verlassen sie sich ausschließlich auf das Verneinen des Irrtums und das Behaupten der Wahrheit? Als Antwort darauf kann man sagen, daß die Christlichen Wissenschafter Christum Jesum in allen Dingen rückhaltlos als Wegweiser und Vorbild annehmen; und der große Meister verkündigte in nicht mißzuverstehender Sprache die Wichtigkeit, die er dem rechten Bitten beimaß. In der Bergpredigt sagte Jesus nicht nur: „Suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan” sondern auch: „Bittet, so wird euch gegeben”.

Durch die Christliche Wissenschaft lernt man die Tatsache erkennen, daß Gott vollkommen ist, daß Er sich daher unmöglich ändern, oder daß Er geändert werden kann. Gott erhält und regiert Seine Schöpfung immer recht; und da Er alles weiß, was man wissen kann, braucht Er weder unterrichtet noch beraten zu werden. Das sogenannte menschliche Gemüt und Leben aber muß durch die göttliche Kraft umgestaltet werden. Auf Seite 360 von Miscellaneous Writings schreibt Mrs. Eddy: „Das Leben der Menschen ist noch ungemeißelt,—noch im rauhen Marmor, von ungeschliffenen, kunstlosen Bruchstücken belastet, es harrt der Bearbeitung mit Hammer und Meißel und der Umgestaltung durch Seine Hand”. Sich im Gebet ernsthaft und aufrichtig an Gott wenden ist in diesem Umgestaltungsvorgang von großer Wichtigkeit.

Als Salomo König über Israel wurde, sah er ein, daß das menschliche Gemüt in sich nichts finden kann, das imstande wäre, die schwierigen Aufgaben, die ihm als Herrscher über ein großes Volk zufallen sollten, zu lösen. Deshalb wandte er sich an Gott, das göttliche Gemüt, um Hilfe. Es heißt in der Erzählung, als Gott sprach: „Bitte, was ich dir geben soll!” antwortete der junge König: „So wollest du deinem Knecht geben ein gehorsames Herz, daß er dein Volk richten möge”. Salomos Bitte wurde erhört durch ein Einströmen der Weisheit, die nicht nur ihn und sein Volk segnete, sondern auch uns durch die Seiten der Bibel heute weiter segnet. Jahrhunderte später gab Jakobus, der treue Nachfolger des Nazareners, der ganzen Menschheit den erleuchteten Rat: „So aber jemand unter euch Weisheit mangelt, der bitte Gott, der da gibt einfältig jedermann und rücket’s niemand auf, so wird sie ihm gegeben werden”.

Da Gott immer gegenwärtig und in Seiner Liebe und Güte unparteiisch ist, so ist Seine Führung stets zur Hand, um jeden von uns auf den rechten Weg zu leiten. Doch wir machen nicht immer von Seiner Führung Gebrauch. Dieses Versäumnis unsererseits ist oft darauf zurückzuführen, daß wir nicht zuerst einen Augenblick warten und auf die göttliche Stimme hören, ehe wir reden oder handeln. Nehemia gab für alle Zeit ein gutes Beispiel, als er vor dem König von Persien stand und ihm die Bedrückungen und Demütigungen, die den Israeliten zu Jerusalem auferlegt wurden, schilderte. Auf einmal sagte der König: „Was forderst du denn?” Hier war eine Gelegenheit voll gewaltiger Möglichkeiten. Nehemia wandte sich an Gott, im stillen Gebet Seine Führung suchend. Dann beantwortete er die Frage des Königs und erhielt sofort die Erlaubnis, hinzugehen, um die Mauern Jerusalems aufzubauen und sein Volk von seinen Bedrückern zu befreien.

Es ist allgemein bekannt, daß Abraham Lincoln kurz vor seiner Wahl zum Präsidenten der Vereinigten Staaten einem Freunde anvertraute, daß er fest an die göttliche Führung Gottes im Gebet zu suchen. War das nicht einer der Hauptgründe für den hervorragenden Erfolg Lincolns als Staatsmann? Die Christlichen Wissenschafter im allgemeinen wissen, daß sie weniger Fehler begehen und bessere Arbeit leisten, wenn sie die Gebetstimmung hegen. Auf der ersten Seite von „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” schreibt Mrs. Eddy: „Verlangen ist Gebet; und kein Verlust kann uns daraus erwachsen, daß wir Gott unsre Wünsche anheimstellen, damit sie gemodelt und geläutert werden möchten, ehe sie in Worten und Taten Gestalt annehmen”.

Während das Verneinen des Irrtums und das Bejahen der Wahrheit in den Gebeten der Christlichen Wissenschafter eine sehr wichtige Rolle spielt, gibt es doch in der Erfahrung jedes Erforschers der Christlichen Wissenschaft Zeiten, wo er sich hauptsächlich aufs Bitten verlassen muß, weil er nicht weiß, was er bejahen soll. Als Saulus von Tarsus in einem Zustand mentaler und leiblicher Blindheit zu Damaskus lag, wußte er nicht, was er bejahen sollte, damit ihm geholfen werde. Es wurde ihm gezeigt, daß er durch das Verfolgen der Christen ein großes Unrecht begangen hatte. Worin eigentlich sein Fehler bestand, konnte er nicht sehen; denn er hatte jene Verfolgungen in dem festen Glauben ausgeführt, daß er dem Willen Gottes gemäß handle. Deshalb betete er um Licht; und Ananias, ein frommer Christ, wurde angewiesen, ihm Beistand zu leisten. Sogar ehe Ananias bei ihm anlangte, erhielt Saulus die tröstliche Versicherung, seine Gebete seien nicht umsonst gewesen und Ananias werde ihm Hilfe bringen.

Als Ananias zu ihm kam, sagte er ohne ein Wort des Vorwurfs und der Verurteilung, ohne Erwähnung vergangener Missetaten, zu dem reumütigen Mann: „Lieber Bruder Saul, der Herr hat mich gesandt ..., daß du wieder sehend ... werdest”. Durch die Liebe, die die Widerspiegelung der einen unendlichen Liebe ist, wurde Saulus augenblicklich geheilt. Er sah sehr klar, worin er gefehlt hatte. Früher glaubte er, daß Gott sowohl hasse als auch liebe. Jetzt erkannte er in der Liebe, die ihn durch das vergeistigte Bewußtsein des Ananias erreichte, den wahren Charakter der Liebe Gottes, die sich nicht ändern kann, und die alle segnet und niemand schadet. Der Ausblick des Saulus auf das Leben war vollständig umgestaltet, und eine neue Zeit nützlicher Tätigkeit und des Glücks tat sich vor ihm auf. Viele Jahre später, nachdem er die tröstende, heilende Botschaft der göttlichen Liebe Tausenden von Menschen gebracht hatte, war es ganz natürlich, daß er zuversichtlich die erleuchtenden Worte äußerte: „Sorget nichts! sondern in allen Dingen lasset eure Bitten im Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kund werden. Und der Friede Gottes, welcher höher ist denn alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christo Jesu!”

Die Christliche Wissenschaft lehrt nicht nur, daß wir uns in Augenblicken von großer Bedeutung im Gebet an Gott wenden sollen, sondern sie betont auch nachdrücklich die Wichtigkeit des regelmäßigen und planmäßigen Bittens. Auf Seite 127 von Miscellaneous Writings gibt Mary Baker Eddy, unsere von Gott berufene und von Gott erleuchtete Führerin, allen ihren Nachfolgern den weisen Rat: „Eins habe ich sehr gewünscht, und ich bitte nochmals ernstlich darum, nämlich, daß die Christlichen Wissenschafter hier und überall täglich für sich beten; nicht laut und nicht auf den Knien, sondern im stillen, demütig und inbrünstig. Wenn ein hungerndes Herz den göttlichen Vater-Mutter Gott um Brot bittet, wird ihm nicht ein Stein, sondern mehr Gnade, Gehorsam und Liebe zuteil. Wenn dieses Herz demütig und vertrauensvoll die göttliche Liebe aufrichtig um Speisung mit dem Brot des Himmels, der Gesundheit und Heiligkeit bittet, so wird es zubereitet werden, die Erfüllung seines Wunsches zu empfangen; dann wird in dieses Herz ‚der Strom Seiner Wonne‘ (engl. Bibel), der Zustrom der göttlichen Liebe, fließen, und großes Wachstum in der Christlichen Wissenschaft wird folgen,—eben jene Freude, die das eigene Gute in dem des andern sieht”.

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