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Gold gegen Flitter

Aus der Januar 1926-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In dem rastlosen Streben der Menschen, das sterbliche Dasein aufs beste auszunutzen, legen wohl viele einen großen Eifer an den Tag. Mit ameisenartiger Emsigkeit tragen sie Schätze zusammen, vermehren das Wissen und versuchen Glück aus dem Material ihrer sterblichen Vorstellungen aufzubauen. Und doch können materieller Reichtum, sterbliche Macht, menschliche Ehre sie nicht dauernd befriedigen. Mancher Denker bekannte am Abend seiner Laufbahn in stiller Entsagung mit Paulus: „Unser Wissen ist Stückwerk”. Andere finden nach endlosen Bemühungen, daß vieles, wenn nicht gar alles, was sie erworben haben, Täuschung war, und nur „Haschen nach Wind”.

Es gibt Dinge, die glänzen und sich für Gold ausgeben, die mit ihrem falschen Scheine Augen und Sinne der Unerfahrenen betören. Dies sind die ruhelosen Genüsse einer sinnlichen Lebensanschauung,— gleißende Versicherungen, Blüten vom Baume der Erkenntnis des Guten und Bösen, die beständig Christussinn und Bruderliebe versprechen, doch es beim Versprechen bewenden lassen.

Durch den tiefgreifenden und läuternden Einfluß der Christlichen Wissenschaft lernt die Welt immer klarer erkennen, daß alle unsere Erfahrungen nur die Wirkungen unseres Denkens sind, und daß daher der alte treffende Spruch: „Es ist nicht alles Gold, was glänzt” sonst nirgends eine wahrere und tiefere Bedeutung hat als auf dem Gebiete des Denkens. Ob es sich auf Gutes oder auf Böses bezieht, immer ist das Denken der Vorläufer der Handlung. Ist unsere Gedankentätigkeit selbstlos, rein, liebevoll, mit göttlicher Liebe in Übereinstimmung. so muß Gesundheit, Friede und Erfolg die Folge sein. Hierüber sagt Mrs. Eddy in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 261): „Halte den Gedanken beständig auf das Dauernde, das Gute und das Wahre gerichtet, dann wirst du das Dauernde, das Gute und das Wahre in dem Verhältnis erleben, wie es deine Gedanken beschäftigt”. Ist aber unser Denken entgegengesetzter Natur, lieblos, nur nach materieller Ehre und Macht trachtend, mit sterblicher Selbstsucht erfüllt, so werden wir ebenso sicher erfahren, „daß dein Leben wird vor dir schweben. Nacht und Tag wirst du dich fürchten und deines Lebens nicht sicher sein”.

Es genügt daher nicht, bloß die äußeren Folgen einer unglücklichen Denkweise zu beklagen und zu bereuen; das falsche Denken muß erkannt und aufgegeben werden. Wohl alle Menschen glauben, sie seien bereit, Krankheit und andere sie plagende Übel aufzugeben; und wo der Zusammenhang dieser Erscheinungen mit unrichtigem Denken ohne weiteres erkennbar ist, sind sie auch bereit, die Ursache dieser Übel so schnell wie möglich zu beseitigen; aber nicht alle sind in gleicher Weise bereit, die Gedanken, die ihnen schön und gut dünken, und die anscheinend nicht sofort unangenehme Folgen in Aussicht stellen, als falsch zu erkennen und aufzugeben, obgleich sie wissen, daß solche Gedanken den Lehren Christi Jesu widersprechen. Sowohl der genußsüchtige Verschwender, der sinnliche Mensch, der Materialist, dessen ganzes Leben eine einzige Jagd nach Besitz ist, als auch der sogenannte gelehrte Forscher, der seine Zeit mit der Erforschung materieller Dinge zubringt,— sie folgen alle den Täuschungen, und sehen nicht, daß sich ihr Denken in einer falschen Richtung bewegt und in vielen Fällen unabwendbar zu einem traurigen Ende führt.

Den Gedankenflitter vom Gedankengolde zu unterscheiden und zu trennen ist nicht nur eine notwendige sondern auch eine wichtige Tätigkeit. Im Lichte der alles erneuernden Lehre der Christlichen Wissenschaft wird es klar, wie wir diese Tätigkeit ausüben können und sollten. Wer sich auf dem Meere des Denkens zurechtfinden will, muß einen Kompaß haben, nach dem er sich richten kann, und die Christliche Wissenschaft weist immer auf das göttliche Prinzip hin, das die Liebe ist. Dieses intelligente Prinzip, Gott, der Geist, ist die Gesamtsumme alles Guten. Der Mensch ist kein Schöpfer, sondern alles Gute, das er sieht, erfährt und widerspiegelt, ist der Ausdruck dieser unendlichen Intelligenz. In dem Maße, wie wir dies verstehen und vorbehaltlos anerkennen, führt uns die weitere Überlegung folgerichtig zu der Erkenntnis, daß uns in Wirklichkeit nur die Denkfähigkeit eigen ist, die wir von Gott haben.

Es ist klar, daß die Wirkungen eines solchen Denkens, da es von Gott gegeben ist, notwendigerweise die Natur ihrer göttlichen Ursache offenbaren müssen, d.h. jede wirkliche Erfahrung ist die Widerspiegelung des göttlichen Guten — des Wahren und des Schönen — und nichts anderes. In dem Maße, wie die Erkenntnis dieser ewigen Tatsache uns bewußt wird, wird uns beständige geistige Gemeinschaft mit der göttlichen Gegenwart möglich.

Das Denken über Dinge und Zustände, die nicht göttlich sind, wird nur in dem Maße überwunden, wie wir es als das erkennen, was es ist, nämlich Mißbrauch und Verschwendung der höchsten und heiligsten Fähigkeit des Menschen,— der Kraft des göttlichen Denkens. Mit dieser Erkenntnis beginnt der Flitter wegzufallen. Das Überund Unterschätzen unseres Nächsten, jedes unrichtige Denken über unsern Mitmenschen, der angeborene Hang zur Materie, zur Welt, zu materieller Herrlichkeit und Macht,— alle diese so ausgiebigen Quellen der Disharmonie verschwinden nach und nach, und an ihrer Stelle tritt die Einfachheit und erhabene Schönheit eines wahrhaft christlichen Lebens in Erscheinung.

Dadurch, daß der Christliche Wissenschafter die Verfahren der Unsittlichkeit nicht erst in der Tat sondern schon in der Stille seines innersten Denkens entschieden ablehnt, wird die Kraft seiner Vorbildlichkeit im harmonischen Zusammenleben der menschlichen Gesellschaft keineswegs verringert sondern erhöht. Wir sollten dies sehr klar wissen. Der tragfähigste Strom ist derjenige, der mehr tief und schmal als seicht und breit ist. Wenn wir weniger von der Welt wissen, dafür aber wissen, daß nur das Wahre recht und nur das Rechte wahr ist, daß nur das Göttliche wirklich ist, und daß es der natürliche, normale Zustand des Menschen ist, dann werden die Kranken geheilt, der Welt das höchste Recht eingeflößt und ein freies, vorbildliches Bürgertum gegründet.

Als der große Lehrer und Gründer des Christentums seine Getreuen als „das Salz der Erde” in die Welt hinaussandte, gab er ihnen eine gegen den tückischen Materialismus unserer Tage anwendbare treffliche Lehre: „Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben”. Klugheit ist das Sichanpassen und -hineinfinden in die Bedürfnisse anderer, das rechte Handeln in allen Dingen und zu jeder Zeit. Reinheit ohne jede Spur von Falschheit ist das unbefleckte, göttliche Denken, das die Würde, Schönheit und Macht des wirklichen Menschen zum Ausdruck bringt, und unabhängig von der Weltklugheit seine eigene gesegnete Frucht des Geistes reist. Diese Dinge forderte Christus Jesus von seinen Nachfolgern.

Der weise Christliche Wissenschafter gibt dem Kaiser, was des Kaisers ist. Mit den unzähligen Nöten des Tages vertraut, ist er ein treuer und zuverlässiger Helfer, ein sanfter Tröster, ein aufrichtiger Freund, ein einsichtsvoller Bürger, wahr und unerschrocken sowohl im Urteil als auch im Bekunden des Rechts, wodurch er seinen Stand und seine Sache ehrt. Doch die Triebfeder seines ganzen Tuns und Handelns muß immer das reine, wahre, göttliche Denken sein, das er als kind Gottes beständig widerspiegelt, und das ihn sicherlich unter allen Umständen leitet und beschützt. Nur ein solch ernstes, heiliges Streben findet er der Zeit und Mühe wert. Der törichte und unfruchtbare Flitter schwindet aus seinem Denken und damit aus seiner Erfahrung, weil er das Gold der Wahrheit beweist: „Wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit”.


Das Reich, Gewalt und Macht unter dem ganzen Himmel wird dem heiligen Volk des Höchsten gegeben werden, des Reich ewig ist, und alle Gewalt wird ihm dienen und gehorchen.— Daniel 7:27.

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