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Unsere Schulden bezahlen

Aus der Januar 1926-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Eine Witwe, die für ihre kleinen Kinder sorgen mußte, kämpfte tapfer, um mit ihren Einkünften auszukommen; aber trotz ihrer Anstrengungen häuften sich die Rechnungen beständig, und ihre Gläubiger drängten sie sehr eindringlich. Sie wandte sich dem Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy, um Hilfe zu und las aus dem Gebet des Herrn und seiner geistigen Auslegung folgende Zeilen (S. 17): „Und vergib uns unsere Schuld, wie wir vergeben unsern Schuldigern. Und Liebe spiegelt sich in Liebe wider”. Als sie über diese Worte nachdachte, leuchtete es blitzartig in ihrem Denken auf, daß das, was sie ihren Gläubigern in erster Linie schuldete, war, die Liebe widerzuspiegeln,— eine Liebe, die groß genug war, die Furcht vor ihnen und den Groll gegen sie aus sich auszutreiben. Bald erfüllte ein neues unparteiisches, allumfassendes und von einem tiefen Frieden begleitetes Gefühl der Liebe das Herz der Frau; und gern vergab sie jedes unfreundliche Benehmen, das ihr anscheinend widerfahren war. Von nun an wurde sie von allen, denen sie etwas schuldig war, nur aufs höflichste behandelt; und bald darauf sandte ihr jemand, dem sie eine beträchtliche Summe vor so langer Zeit geliehen hatte, daß die Schuld verfallen war, einen Scheck über einen Betrag, der größer war, als die Summe, die sie brauchte, um allen ihren Verpflichtungen nachzukommen.

Der Apostel Paulus hat gesagt: „Seid niemand nichts schuldig, denn daß ihr euch untereinander liebet”. Beim Bezahlen unserer Schulden ist also die zuerst in Betracht kommende Frage, nicht wieviel Geld sondern wieviel Liebe wir zur Verfügung haben. Wenn wir furchtsam oder zweifelnd, mißtrauisch oder bedrückt sind, weilen wir sicherlich nicht in einem liebevollen Gedankenzustand; und wir stehen daher, selbst wenn wir allen unseren Verpflichtungen gewissenhaft nachgekommen sind, immer noch in einer sittlichen Schuld. Wenn wir unser Denken über Angebot und Nachfrage, über die Leiden und Berechnungen der menschlichen Annahme in das Reich andächtigen Denkens erheben, lernen wir es dem Gesetz der göttlichen Liebe mit seiner höheren Unparteilichkeit und Gerechtigkeit überlassen, jede Verpflichtung zu regeln, wodurch alle daran Beteiligten gesegnet werden. Durch das Wirken dieses Gesetzes in unserer Erfahrung werden wir demütiger und zuversichtlicher, und wir lernen jene geistigen Ideen der Liebe ergreifen, die immer zur Verfügung stehen, um jedes Bedürfnis zu befriedigen und für jede Lage zu sorgen. Wahrlich, wenn wir in dem Bewußtsein der Liebe weilen, sind wir trotz jedes scheinbaren Begrenzungsgefühls gesichert; denn die Liebe verleiht jene geistige Einsicht, die furchtlos über den materiellen Sinn hinaus zu den unendlichen Mitteln der Seele emporblickt und beweist, daß diese Mittel immer gegenwärtig und immer erreichbar sind.

Wenn daher für uns die Zeit herannaht, wo wir gewissen Verpflichtungen nachkommen sollen, und wenn anscheinend nichts dazu zur Verfügung steht, lernen wir durch die Christliche Wissenschaft, wie wir der Lage mit unbedingter Zuversicht in der Kraft des Rechts, jede sittliche Verpflichtung zu erfüllen, entgegentreten müssen, anstatt uns von ihr niederdrücken zu lassen oder zu wünschen, daß wir ihr entrinnen mögen. Diese Freiheit verleitet einen jedoch nie, in unkluger Weise Schulden zu machen oder seine Verpflichtungen zu vernachlässigen, vielmehr befähigt sie einen, besser vorbereitet zu sein, um seine Geldangelegenheiten auf der Grundlage des unfehlbaren, unwandelbaren, göttlichen Prinzips auszuarbeiten. Sind wir durch das Verständnis der Überfülle der Liebe über die Empfindlichkeit des Stolzes und des persönlichen Gefühls emporgehoben, so können wir, wie peinlich und schwierig die finanzielle Lage auch erscheinen mag, zuversichtlich vordringen und ihre rechte Lösung finden.

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