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Die falschen Marksteine verlassen

Aus der Dezember 1926-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die ganze Menschheit scheint dem Glauben an das, was Vergangenheit genannt wird, mehr oder weniger zum Opfer gefallen zu sein. Was wir heute zu sein scheinen, ist mehr oder weniger das Ergebnis dieses falschen Anspruchs; denn jedes menschliche Bewußtsein hegt den Glauben an menschliche Verwandtschaft mit ihren vermeintlich vererbten guten oder schlechten Neigungen, an eine glückliche oder unglückliche Kindheit, an eine gründliche oder oberflächliche Erziehung, an eine hilfreiche oder verderbliche häusliche Umgebung,— kurz, an alle Arten von emporhebenden und erniedrigenden Erfahrungen, die wir beständig zu machen scheinen und die beanspruchen, ihren unauslöschlichen Eindruck auf uns zurückzulassen. Wir scheinen sozusagen das zusammengesetzte Ergebnis dessen zu sein, was wir in der Vergangenheit waren, und wir werden es weiterhin sein, bis wir durch die gesegneten Lehren der Christlichen Wissenschaft verstehen lernen, daß „wir nun”, wie Johannes sagt, „Gottes Kinder sind”.

Es hat jemand treffend bemerkt: „Die Götter, denen wir dienen, schreiben ihren Namen auf unser Gesicht”. Das menschliche Gesicht wird nicht durch die Gemütsbewegungen eines einzigen Tages abgehärmt, runzelig und lieblos gestaltet. Diese Dinge sind das Ergebnis jahrelangen falschen Denkens. Sie sind der angehäufte Beweis alles dessen, was wir in der menschlichen Erfahrung, in den Zeiten durchgemacht haben, wo wir dem Irrtum Gehör schenkten, ohne uns gegen seine lügnerischen Begründungen einer von Gott getrennten Selbstheit zu wenden, und was wir in den Zeiten durchgemacht haben, wo wir das Sprachrohr des Irrtums waren, indem wir auch für ihn redeten und seinem falschen Augenschein Fortdauer verschafften. Auch ist das Gesicht nicht der einzige Ort, wo Besorgnis und Furcht, zu große Nachsicht, Groll, Eigenwillen und Stolz ihren Eindruck zurücklassen können. Ferner ist das Gesicht nicht der einzige Teil des Körpers, der in dem Maße, wie das menschliche Bewußtsein gewohnheitsmäßig eine bessere Art des Denkens pflegt, umgewandelt, veredelt, harmonisch und schön gestaltet wird, sondern der ganze sogenannte Körper fühlt die umwandelnde Berührung der Wahrheit und erwidert sie so natürlich und lieblich wie eine Äolsharfe die Berührung des sie treffenden Windes. Daß alles ein Vorgang des Denkens ist, also im Reich der Möglichkeit des Vollbringens liegt, ist in unserem Lehrbuch. „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy (S. 208), mit folgenden Worten klar dargelegt: „Du umfaßt deinen Körper in deinem Denken, und du solltest auf ihm Gedanken der Gesundheit und nicht der Krankheit abbilden”.

Sollte im Hinblick auf dies alles nicht eine beharrlichere, planmäßigere Anstrengung gemacht werden, um aus unserem täglichen Denken alles auszumerzen, was auf gesundheit und Glück unverkennbar zerstörend wirkt? Doch in wunderlicher Umkehrung scheint sich das sogenannte menschliche Gemüt mit großer Zähigkeit gerade an die Dinge zu klammern, die es am dringlichsten aufgeben sollte, und eines dieser Dinge ist sein Glaube an die Vergangenheit. Das durchschnittliche menschliche Gemüt hat viel Ähnlichkeit mit einem Durchschnittslagerhaus, das voll ist von allerlei nutzlosen und abgelegten Dingen, die so abgetragen und veraltet und staubig sind, daß man schon lang auf sie hätte verzichten sollen. Doch wie fest klammern wir uns an sie, an diese Erinnerungen an die Vergangenheit, an diese Dinge, die wir alle im Bewußtsein aufgestapelt haben, an diese schweren, herzbrechenden und betrübenden Erfahrungen, die wir glauben, einst durchgemacht zu haben! Wie sorgfältig wir sie doch herausnehmen, sie abstäuben, sie schütteln, sie umdrehen, und wie zärtlich wir sie wieder einpacken, diese Dinge, die wir vergessen sollten! Wie gern wir doch tatsächlich bei ihnen zu verweilen, sie lebendig zu erhalten, anderen Leuten ihre Geschichte zu wiederholen, uns ihretwegen zu bedauern scheinen! Und wie teuer wir doch das Vorrecht, sie zu behalten, bezahlen! Dreizehn Jahre lang zahlte einst jemand jährlich vierhundertzwanzig Dollar für das Aufbewahren alter Möbel im Lagerhaus. Doch dies sinkt im Vergleich mit dem Preis, den wir manchmal für das Lebendigerhalten unangenehmer Erinnerungen bezahlen, zur Bedeutungslosigkeit herab.

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