Im April 1922 wurde ich auf die Christliche Wissenschaft aufmerksam gemacht. Im August desselben Jahres begann ich, das Lehrbuch, „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy, und die Lektions-Predigten zu lesen. Vom November 1922 bis Anfang Juli 1923 hatte ich die Freude, die christlich-wissenschaftliche Sonntagsschule noch besuchen zu können, und seit dieser Zeit wirke ich als Ordner in der christlich-wissenschaftlichen Kirche in Dresden. Ich bin sehr dankbar für die geistige Erhebung und Kraft, die mir die Christliche Wissenschaft verleiht. Sehr ängstlich erzogen, war ich immer um mein Leben in Sorge und früher oft krank. Ich konnte keinen längeren als etwa zweistündigen Marsch ertragen, ohne Aspirin einzunehmen. Das Gehen auf Steinpflaster war für mich besonders schmerzhaft, auch langes Stehen konnte ich nicht ertragen. Dies alles ist durch das Studium der Christlichen Wissenschaft beseitigt worden.
Zwei Erfahrungen, die ich hier erzählen möchte, waren mir besonders hilfreich; denn beide haben mir die Allheit der göttlichen Liebe gezeigt, und eine davon hat mich aus der Furcht vor Unfällen und deren Macht herausgehoben. Als ich anfing, die Christliche Wissenschaft ernstlich zu studieren, und den Gegensatz bemerkte zwischen ihrer Erhabenheit und dem, was ich draußen auf der Straße und zu Hause sah,— die Lahmen, die Bettler und andere Menschen, die durch Unkenntnis ihrer Fähigkeiten in irgend einer Art krank waren,— schien es mir sehr schwer zu fallen, fröhlich zu sein. Dazu kam noch der Widerstand, den ich zu Hause zu überwinden hatte, und die beständigen Versuche, mich von meinem Ziele abzubringen. Zu dieser Zeit schwoll einer meiner Finger so stark an, daß ich anscheinend wenig Aussicht hatte, wieder Klavier spielen zu können. Ich las die Lektions-Predigten aufmerksamer als je zuvor und spielte, so gut ich konnte. Während des Spielens dachte ich über das Gelesene nach. Ich gewann einen solch klaren Einblick in die Wahrheit, daß die Schwellung des Fingers abzunehmen begann, und ich wieder spielen konnte,— ja, mit weniger Furcht,— und daß ich mit größerer Liebe an die Arbeit gehen konnte.
Als ich ein andermal die Wirklichkeit des Leidens einiger mir lieben Menschen zugab, wurde ich sehr niedergedrückt. An demselben Abend machten meine Schwestern und ich eine Radfahrt. Ich rang mit Furchtgedanken und konnte mich nur wenig an der Unterhaltung beteiligen. Ich wollte doch so gern den Lieben helfen; doch ich war in dieselben Gedanken, die sie hegten, verstrickt,— Gedanken der Unfähigkeit! Da ich nicht recht bei der Sache war, geriet ich infolge eines kleinen Drucks auf die Lenkstange des Rades in eine Rinne. Ich fiel auf die Lenkstange und verwundete mich, ehe ich abspringen konnte, so sehr, daß das Blut floß. Gesicht und Hände boten keinen schönen Anblick. Doch ich war nun von der Furcht, die mich den ganzen Tag gequält hatte, frei; denn ich hatte nicht das Bewußtsein verloren, hatte auch keinerlei Schmerzen, und verstand besser, daß Gott mein Leben ist. Ich hielt an der Wahrheit fest, und nach kurzer Zeit schlossen sich die Wunden, wenn sie auch zunächst nur vernarbten. Als ich mich am nächsten Tage schämte, auf die Straße zu gehen und die Praktikerin zu besuchen, die ich um Hilfe bitten wollte, wurde mir klar, daß die Liebe und Intelligenz, die ich widerspiegeln sollte, sich nicht verändern können, weil sie von der Wahrheit ausgehen, und daß diese auch kein falsches Schamgefühl kennen, weil sie nur ihre eigene Vollkommenheit kennen. So verlor ich mein falsches Selbst aus den Augen. Fünf Tage nachher war jede Spur des Unfalls verschwunden. Für diese Erfahrung bin ich sehr dankbar, weil ich dadurch die Furcht vor äußeren Verletzungen überwand. Ich lernte besser die Nichtsheit des Bösen und seiner Ansprüche und die Allerhabenheit des göttlichen Gemüts verstehen.
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