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Eigenliebe überwinden

Aus der März 1926-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Viele Übel, die der sterblichen Erfahrung widerfahren, sind einem falschen Begriff vom Menschen zuzuschreiben, d. h. einem falschen Sinn vom Selbst. Ein Ergebnis dieses irrigen Begriffs ist die Pflege der Eigenliebe, die in einem höheren oder niederen Grade der Selbstsucht endet. Dieser Irrtum scheint die Sterblichen so sehr in der Gewalt zu haben, daß er der beherrschende Beweggrund derer wird, die ihm uneingeschränkten Einfluß einräumen.

Mit Nachdruck kennzeichnet Mrs. Eddy diese Gedankeneigenschaft auf Seite 242 von „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” also: „Eigenliebe ist undurchsichtiger als ein fester Körper”. Diesem kurzen und treffenden Satze läßt sie die Ermahnung folgen, diesen Feind geistigen Fortschritts zu vernichten: „Laßt uns in geduldigem Gehorsam gegen einen geduldigen Gott daran arbeiten, daß wir mit dem universalen Lösungsmittel der Liebe das harte Gestein des Irrtums — Eigenwillen, Selbstgerechtigkeit und Eigenliebe — auflösen, welches gegen die Geistigkeit ankämpft und das Gesetz der Sünde und des Todes ist”. Eindringliche, doch im Hinblick auf die Lage vollständig berechtigte Worte! Unsere Führerin in ihrer Weisheit hat an dieser Stelle drei nahe miteinander verwandte Erscheinungsformen des sterblichen Gedankens — Eigenwillen, Selbstgerechtigkeit und Eigenliebe — zusammengenommen, die alle, um die geistige Freiheit zu gewinnen, wissenschaftlich zu behandeln und zu vernichten sind.

Wie eng ist doch Eigenliebe mit Eigenwillen verknüpft! Eigenliebe geht aus dem irrigen Glauben hervor, daß die sterbliche Selbstheit der wirkliche Mensch sei, und daraus, daß dieser Sterbliche glaubt, er sei ein Schöpfer, dem außerordentliche Eigenschaften, Fähigkeiten und Kräfte innewohnen. So wird er von den eigenen falschen Begriffen betört, und er hegt die höchste Meinung von sich, d. h. er liebt sich selbst. Es scheint dann unvermeidlich, daß Eigenwille oder der Wunsch, seinen eigenen Willen zu haben, ohne Rücksicht auf die Rechte oder Ansprüche anderer die eigenen Bedingungen auferlegen zu wollen,— es scheint unvermeidlich, daß dieser Zustand der Eigenliebe dicht auf den Fersen folge. Ja, Eigenliebe und Eigenwille sind unzertrennlich.

Den Willen, den Wunsch, das zu tun, was man für sein Vorrecht hält, kennzeichnet unsere Führerin mit wirkungsvollen Worten (Wissenschaft und Gesundheit, S. 490) also: „Der Wille — blind, halsstarrig und ungestüm — wirkt gemeinsam mit Begierden und Leidenschaften. Aus diesem Zusammenwirken entsteht sein Übel. Daher kommt auch seine Machtlosigkeit; denn alle Macht gehört Gott, dem Guten, an”. Wie unfehlbar doch Mrs. Eddy die sich darbietenden Ansprüche des Bösen mit seinem vollkommenen Meister, der Allmacht Gottes, verfolgt!

Das dritte Glied der betrachteten Dreiheit ist mit den beiden anderen nahe verwandt. Der sterbliche Sinn vom Selbst — Eigenwillen und Eigenliebe — möchte sich in schmeichelnder Weise gewiß gern rechtfertigen, indem er jedermann überzeugt, daß er gerecht ist, stets auf seiten des Rechts steht, also nie des Unrechttuns schuldig ist. Diese Denkweise findet, wenn sie beim Irrtum ertappt wird, stets sofort eine Entschuldigung, die ihre eigene Haltung vollkommen rechtfertigt. Zuerst erklärt die sterbliche Annahme, sie sei eine Wesenheit, sie wünscht, daß ihr Anspruch auf Vorrecht Geltung erlange, d. h. daß ihr eigener sogenannter Wille ausgeführt werde. Sie entwickelt die Liebe zu sich selbst, da sie sich für etwas, für den höchsten Schöpfungsbegriff, hält, den sie sich vorstellen kann. Sie beginnt dann, sich zu rechtfertigen, sich gegen alle Beschuldigungen und Anklagen zu verteidigen, eine Gesinnung, die berichtigt werden muß, damit der vollkommene Mensch in Erscheinung treten kann.

Diesen Zustand des Denkens erkannte Johannes, und er kennzeichnete ihn so vollkommen in seinem ersten Briefe. „Denn alles, was in der Welt ist”, erklärte er, „des Fleisches Lust und der Augen Lust und hoffärtiges Leben, ist nicht vom Vater, sondern von der Welt”. Setzt sich der Sinn von der Selbstheit, der Eigenliebe, Eigenwillen und Selbstgerechtigkeit in sich schließt, nicht aus allen materiellen Annahmen und Wünschen zusammen? Johannes sah ihre Nichtigkeit, als er erklärte, daß sie alle ohne Ausnahme von dieser Welt seien.

Die Christliche Wissenschaft führt uns von der Verherrlichung des Selbst weg. Sicherlich führt sie uns in den Fußtapfen des demütigen Nazareners, der erklärte: „Ich kann nichts von mir selber tun”. Nichts von Eigenstolz oder Eigenliebe in diesen Worten! Was für ein herrliches Beispiel der Selbstverleugnung! Der Niedrigste und doch der Königlichste; der Sanftmütigste und doch der Mächtigste; der Demütigste und doch der Fähigste von allen, die je auf Erden wandelten! In seinem Beispiel, dessen wahre Bedeutung durch die Christliche Wissenschaft geoffenbart wurde, können wir die göttliche Eingebung finden, um wie er ein solches Bewußtsein und eine solche Einheit mit Gott zu suchen, die auch uns befähigt, das Erbe der endlosen Freude zu erlangen.

Nicht dadurch wird die Freiheit gewonnen, daß man die materielle Selbstheit emporhebt, sondern daß man sie durch das Verständnis der wahren Selbstheit, der wahren Natur des Menschen und seiner Beziehung zu Gott, erniedrigt. Der Kampf ist wahrlich erhaben, auch ist er unvermeidlich. Doch kann er in der vollen Zuversicht geschehen, daß die göttliche Liebe ihre vollkommene Idee nie verläßt. Der Mensch ist nie allein, sondern er wird während des ganzen Ringens von Gott unterstützt. Gott widerspiegeln ist des Menschen gegenwärtiges und ewiges Erfordernis und sollte der Menschheit höchster Zweck sein. Die durch das geistige Verständnis angeflehte göttliche Liebe löst das harte Gestein allen Irrtums auf und bahnt den Weg für die Offenbarwerdung des vollkommenen Menschen.

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