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Die richtige Ansicht über das Selbst

Aus der April 1926-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Der Forscher in der Christlichen Wissenschaft, der nach einer bündigen Darlegung des Verfahrens sucht, durch das Krankheit geheilt wird, findet sie in den Worten der Mrs. Eddy auf Seite 476 und 477 von „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift”: „Jesus sah in der Wissenschaft den vollkommenen Menschen, der ihm da erschien, wo den Sterblichen der sündige, sterbliche Mensch erscheint. In diesem vollkommenen Menschen sah der Heiland Gottes eignes Gleichnis, und diese korrekte Anschauung vom Menschen heilte die Kranken”. Sucht der Forscher nach einer Regel für die Heilung des Sünders, so wird er durch einen entsprechenden Satz auf Seite 210 befriedigt: „Jesus heilte Krankheit und Sünde durch ein und denselben metaphysischen Vorgang”.

Aus diesen Erklärungen lernt der Forscher verstehen, daß die richtige Ansicht über den Menschen, als das Gleichnis Gottes, das grundlegende Haupterfordernis des metaphysischen Heilens ist. Der Friede senkt sich auf sein Denken nieder, wenn er beginnt, sich von der Betrachtung einer mutmaßlichen Welt der Materie und der Sterblichen abzuwenden und mit seinem Denken in einem von den Ideen Gottes bevölkerten Weltall zu weilen. Die Zeit, die man einst mit finsterem Groll oder bitterer Reue zuzubringen pflegte, wird jetzt dem Erlangen einer klareren Ansicht über Gott und den Menschen gewidmet. In dem Maße, wie man in dieser Berichtigung des Denkens verharrt, und der materielle Sinn der Tätigkeit des geistigen Sinnes weicht, beginnen Nächstenliebe und Vergebung aus eigenem Antrieb zu wirken, und das Leid wird als Fabel erkannt.

Indem der Christliche Wissenschafter bei seinem Beweisen Fortschritte macht, findet er es gewöhnlich leichter, sein Denken von der falschen Ansicht über seinen Nächsten als einer materiellen Persönlichkeit abzuwenden, als denselben Dienst für sich selbst auszuführen. Der Grund liegt wohl darin, daß seine Auffassung von seinem Nächsten eine Annahme ist, die er mehr oder weniger nur zeitweilig hegt, während die Annahme seiner eigenen falschen Selbstheit mit seinem Wachstum groß geworden und in jede seiner Erfahrungen eingedrungen zu sein scheint. Der zusammengesetzte Glaube an ein Bewußtsein, das sich (um nur einige der mutmaßlichen Einflüsse zu nennen, die die Zusammengesetztheit, einen Sterblichen genannt, gestalten) durch Vererbung, Erziehung, Umgebung und persönliche Ansteckung geformt hat, scheint den Hintergrund seines Denkens zu bilden und über die Möglichkeit einer Besiegung hinaus verschanzt zu sein. Seine Eigenschaften und Tätigkeiten scheinen dem sterblichen Sinn so allgegenwärtig zu sein, wie es Gottes Eigenschaften und Tätigkeiten in Wirklichkeit sind.

Schon wegen der Hartnäckigkeit der Einflüsterung eines von Gott getrennten und Ihm ungleichen Ichs muß der Christliche Wissenschafter in entsprechendem Maße ausdauernd in seinem Bestreben sein, diese besondere Gedankenbeeinflussung dadurch zu zerstören, daß er die Regel des metaphysischen Heilens anwendet. Da die materielle Annahme die geistige Wirklichkeit nachahmt, so ist der falsche persönliche Begriff von seiner eigenen Selbstheit nur die Nachahmung der Selbstheit, die jetzt besteht, geborgen „in des Vaters Schoß”, völlig vereint mit der göttlichen Liebe. Dieses wirkliche, gegenwärtige Einzelwesen tritt in dem Verhältnis in Erscheinung, wie die Nachahmung gemäß dem Verfahren Jesu in der Wissenschaft — indem man im Denken bei dem vollkommenen Menschen verweilt — aufgelöst wird. Trachtet man geduldig und unentwegt nach der richtigen Ansicht über das Selbst, so zerstört sie die Lüge über das Selbst, dessen Gegenwart das sterbliche Gemüt geltend macht.

Es ist für den Forscher von größter Wichtigkeit, daß er unterscheide zwischen den vergeblichen Versuchen des sterblichen Gemüts, eine menschliche Persönlichkeit vollkommen zu machen, indem er versucht, Rechtschaffenheit aus etwas herauszuarbeiten, was durchaus nicht rechtschaffen ist, und dem tatsächlichen geistigen Gesetz der Christlichen Wissenschaft, durch das die Wahrheit als die Quelle alles Guten und als die Zerstörerin des Bösen bewiesen wird. Nur die Wahrheit über unser Selbst — die Erkenntnis der wesenhaften, echten, geistigen Idee, die ihr Dasein im göttlichen Gemüt hat —, kann die falsche Gedankenbeeinflussung, die im sterblichen Denken tätig zu sein scheint, zerstören. Daß ein anderer diese Idee erkennt, entbindet niemand der Verantwortlichkeit, das Bestehen und die Gegenwart dieser von Gott untrennbaren Selbstheit im eigenen Denken zu beweisen. Früher oder später muß jeder lernen, die richtige Ansicht über seinen geistigen Ursprung, seine eigenen geistigen Eigenschaften, Verwandtschaftsbeziehungen und Tätigkeiten aufrechtzuhalten und seinen Glauben an das, was der materielle Sinn über ihn aussagt, aufzugeben.

Das metaphysische Gesetz, durch das die Wahrheit selbst, nicht menschliches Bemühen oder bloße persönliche Rechtschaffenheit, die Zerstörung des Irrtums bewirkt, wird durch gewisse Schulen der neuzeitlichen Seelenlehre, die die Zerstörbarkeit des Irrtums leugnen, umgekehrt. Indem diese materiellen Seelenforscher den Anspruch erheben, sie hätten die Erscheinungen dessen, was sie Seele nennen, untersucht und ihre Gesetze entdeckt, erklären sie, Gedanken, die dem menschlichen Gemüt innewohnen, werden nie tatsächlich zerstört und können von den höheren seelischen Fähigkeiten nur unterdrückt oder ihnen untergeordnet werden. Diese Lehre würde das Böse ewig und Erlösung oder Heilung unmöglich machen. Nur Christliche Wissenschafter wissen, warum eine solche Lehre falsch ist; und sie sind verpflichtet, zu beweisen, daß sie falsch ist. Das wirkliche Gesetz des wirklichen Gemüts muß unentwegt erklärt und Gottes Kraft muß als fähig bewiesen werden, jede Gedankenbeeinflussung von seiten des Bösen zu vernichten und die Gegenwart, Tätigkeit und Allerhabenheit Seiner eigenen unsterblichen Ideen immerdar aufrechtzuhalten.

Nach einer Erläuterung des Unterschieds zwischen der materiellen Persönlichkeit und der geistigen Wesenheit des einzelnen auf Seite 104 von „Miscellaneous Writings” sagt unsere Führerin: „Wie sollen wir unser wahres Selbst erreichen? Durch die Liebe. Das Prinzip der Christlichen Wissenschaft ist die Liebe,und seine Idee vertritt die Liebe. Dieses göttliche Prinzip und diese göttliche Idee werden durch das Heilen als Gott und den wahren Menschen bewiesen”. Jeder Christliche Wissenschafter ist also vor die Notwendigkeit gestellt, die Einflüsterung einer materiellen Selbstheit dadurch aufzulösen, daß er sich selbst kennen lernt, und seine wahre Natur, als das Vorbild der Liebe, zum Ausdruck bringt. Sein Erbfeind wird als Selbstsucht, sein Erlösungsmittel als selbstlose Liebe erkannt. Aber die Wissenschaft befähigt ihn auch, zu sehen, daß selbstlose Liebe von Gott geschaffen ist und daher ewig durch ihn bekundet wird; während die Selbstsucht seinem wirklichen Selbst so fremd ist, wie sie Gott fremd ist.

In dem Maße, wie sich die wahrheit unserer eigenen Wesenheit im Bewußtsein entfaltet, vollziehen sich in ganz natürlicher Weise Änderungen im menschlichen Charakter. Der Christliche Wissenschafter ist bestrebt, seine Fehler zu überwinden, nicht durch persönlichen Willen, sondern durch das Klären seines Erkennens der Wahrheit. Das Ringen mit einem falschen Sinn vom Selbst erweist sich als glorreichen und unpersönlichen Kampf,— als das Gewinnen des Sieges der Idee der Wahrheit über die materielle Lüge, als das Beweisen der Überlegenheit des Verständnisses über die Täuschung. Das vergeistigte Denken lehnt es ab, sich durch die Einflüsterung täuschen zu lassen, daß ein der Wahrheit widerstrebendes und sie verhüllendes Bewußtsein wesenhaft sei, selbst wenn sich dieses Bewußtsein als unser eigenes Selbst vorgibt. Wenn die Unwirklichkeit dieses Bewußtseins erkannt ist, kann es in dem Gefühl, daß es nicht zu einem gehört, beobachtet und zergliedert werden, was einen befähigt, seine Ansprüche unpersönlich und furchtlos zu behandeln. Das anmaßende Auftreten des mutmaßlichen menschlichen Willens wird wegen seiner Nichtsheit als machtlos erkannt; und diese richtige Ansicht über die falsche Selbstheit befähigt das Denken, dem Drängen des Irrtums zu widerstehen und ungehindert durch seine hemmenden Einwände weiterzugehen. Durch diese Erkenntnis des Wesens der Unwirklichkeit gestärkt, schreitet der Christliche Wissenschafter im Erfassen und Beweisen der Wirklichkeit — der Immergegenwärtigkeit der Liebe und des Menschen als der Liebe Widerspiegelung — vorwärts.

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