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Gerechtigkeit und das Gesetz

Aus der April 1926-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In einer kurzen, aber umfassenden Erklärung kennzeichnet Mrs. Eddy das Wesen des verfassungsmäßigen Gesetzes und macht ihren festen Vorsatz klar, ihm zu gehorchen. „Ich bekenne mich zum Gehorsam gegen die Landesgesetze”, schreibt sie in „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany” (S. 220). „Ich lebe und lehre diesen Gehorsam, da Gerechtigkeit die sittliche Bedeutung von Gesetz ist. Ungerechtigkeit bedeutet die Abwesenheit von Gesetz”. In dieser Weise bestätigt unsere Führerin, daß das Wesen des Gesetzes Gerechtigkeit ist, ohne die das Gesetz seine Bedeutung verliert. Die Gerechtigkeitsliebe sitzt tief im Menschenherzen. Man kann, vielleicht ohne zu klagen, des Eigentums, ja sogar der Freiheit beraubt sein, wenn es gerecht und auf gesetzmäßigem Wege geschehen ist. Aber das Gefühl der Ungerechtigkeit wird tief im Herzen nagen, wenn man des einen oder des andern ungerechterweise beraubt ist.

Die Christliche Wissenschaft hält daran fest, daß Gottes Regierung Seines Weltalls stets vollkommen gerecht ist, und das Verständnis dieser Tatsache liefert das Heilmittel für jedes Gefühl des Schadens. Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß Gott Seiner vollkommenen Idee, dem Menschen, genaue Gerechtigkeit widerfahren läßt. Ja, Ungerechtigkeit hat im Reich des Wirklichen keinen Platz. In dem Verhältnis, wie wir dies erkennen, wird unser Gefühl, daß wir durch das Wirken eines ungerechten Gesetzes geschädigt werden, geheilt, und wir sind bereit, an der Abschaffung eines solchen falschen Gesetzes wirksam mitzuarbeiten Unser Heilmittel steht immer zur Verfügung. Während wir gegen die Gesetze unseres Landes gehorsam sind, selbst wenn manche davon einschränkend und ungerecht, also im wahren Sinne keine Gesetze zu sein scheinen, können wir trotzdem an dem Bewußtsein von Gottes gerechter Regierung Seines Weltalls festhalten. Eine solche Haltung bedeutet weder einen Verrat an den Grundlagen der Demokratie, noch wirkt sie zerstörend auf sie, sondern sie unterstützt eher die wahre Demokratie in ihrem höchsten und besten Sinne. Als Jesus denen, die ihn durch Fragen in die Falle locken wollten, antwortete: „Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!” stellte er fest, daß wahre Treue Gehorsam gegen Gott und gegen Sein vollkommenes Gesetz ist, während er gleichzeitig anerkannte, daß der Oberherrschaft des römischen Reichs Ehrerbietung seitens seiner Bürger gebühre.

Es scheint, als ob Christliche Wissenschafter über die richtige Haltung gegenüber solchen Gesetzen, die für eine Beschränkung der persönlichen Freiheit, also für ungerecht gehalten werden, manchmal im Zweifel seien. Beispiele dieser Art finden sich in gewissen Gesetzesverordnungen, die den Impfzwang für Schulkinder vorsehen, und in den gegenwärtig in einigen amerikanischen Staaten in Kraft stehenden Gesetzen, die dem christlich-wissenschaftlichen Praktiker das Recht absprechen, sich mittelbar oder unmittelbar bezahlen zu lassen. Ein Bürger eines dieser Staaten könnte leicht versucht sein, sich einem kummervollen Gefühl der Ungerechtigkeit und des Selbstbedauerns hinzugeben, wenn er nicht bereit wäre, die geistige Wahrheit augenblicklich anzuwenden. Die Christlichen Wissenschafter sind jeden Augenblick bereite Kämpfer, bereit, den Irrtumsangriffen, in welcher Form oder Verkleidung sie sich auch darbieten mögen, entgegenzutreten. Daher gestatten sie es sich nicht, sich dem Luxus des Selbstbedauerns oder dem Gefühl der Ungerechtigkeit hinzugeben, sondern statt dessen wissen sie, daß Gottes Regierung vollständig gerecht ist, daß das göttliche Gesetz nie aufgehoben wird, und daß der Mensch im göttlichen Gemüt lebt, webt und ist, in dem Gemüt, das unendlich gerecht ist. Wo kann es also eine Ursache geben, ein Gefühl des Geschädigtseins zu haben?

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