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Sparen und Ausgeben

Aus der April 1926-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Zwei bekannte Gleichnisse des Meisters geben dem Forscher in der Christlichen Wissenschaft überaus wertvolle physische und metaphysische Lehren. Jedes dieser beiden Gleichnisse hat sowohl von einem geistigen als auch von einem materiellen Gesichtspunkte aus eine besondere Bedeutung; und auf beide können die Worte unserer Führerin in „Miscellaneous Writings” (S. 288) gut angewandt werden: „Weisheit im menschlichen Handeln beginnt mit dem, was unter den Umständen dem Rechten am nächsten kommt, und von da aus das Absolute vollbringt”. Die Geschichte von den anvertrauten Zentnern zeigt die Weisheit, das zu behüten, was wir schon haben, um zu verhindern, daß es uns genommen werde. Das Gleichnis von den zehn Jungfrauen veranschaulicht den Fehler der Untätigkeit und der Verzögerung. Beide geben wertvolle Lehren über das Sparen und das Ausgeben.

Zwei wichtige Dinge in den menschlichen Angelegenheiten, die die wahre Sparsamkeit lehren, sind klug sparen und weise ausgeben. Die meisten Menschen geben gern aus, und manchen macht es Freude, zu sparen; doch wenn das Ausgeben nicht von Weisheit geleitet ist und das Sparen nicht mit Klugheit geschieht, geht die Beschränkung zu einer Tür des fleißigen Hauses hinein, während die Sparsamkeit zu der anderen hinausgeht. In der Wissenschaft schützt Sparsamkeit gegen unnützes Ausgeben, damit wir in nützlicher Weise ausgeben können. Sie zieht sowohl die Art als auch das Maß unseres Ausgebens in Betracht. Sie vergleicht unser Ausgeben mit unserem Einkommen und bewirkt ein gerechtes Gleichgewicht. Die wissenschaftliche Sparsamkeit ist gegen das Anhäufen und findet keinen Gefallen am Vergeuden. Sie entwickelt einen hohen Sinn für die Nützlichkeit und die Geeignetheit der Dinge und ist in der Ermahnung des Meisters ausgedrückt: „Eure Perlen sollt ihr nicht vor die Säue werfen”. Sie sammelt das Übriggebliebene, wenn es auch „sieben Körbe voll” sind; aber sie bietet nie Überbleibsel dort an, wo Vollständigkeit dargeboten werden sollte.

Mit der Sparsamkeit in den menschlichen Angelegenheiten verwandt ist jenes andere Mitglied der Tugendfamilie, das wir Wirtschaftlichkeit nennen. Die Wirtschaftlichkeit teilt ein, wieviel man ausgeben und wieviel man sparen soll. Die wirtschaftliche Hand gelangt mit einem Dollar zu demselben Ziel, wie schlechtes Wirtschaften mit zwei Dollar, und Verschwendung mit zehn. Die Wirtschaftlichkeit verbannt Begrenzung, vertreibt Verschwendung und verbietet übertriebene Sparsamkeit.

Nehmen wir als Beispiel einen Fall von Geldmangel an, bei dem zur Befriedigung eines Bedürfnisses anscheinend fünfzig Dollar nötig sind, während nur fünfundzwanzig zur Verfügung stehen. Es wäre nun ein ausgezeichneter Beweis, wenn wir durch das Waltenlassen der Weisheit, der Selbstverleugnung und des rechten Sinnes von Wert und Verhältnis, den die Wissenschaft einschärft, die fünfundzwanzig Dollar so einteilen und anwenden würden, daß sie, wenn wir sparsam und wirtschaftlich sind, unseren Bedürfnissen gerecht werden. Den Christlichen Wissenschaftern wird manchmal zum Vorwurf gemacht, daß sie reich werden, wenn sie nur wirtschaftlich geworden sind. Sie haben kein größeres Einkommen als früher; doch sie haben gelernt, wie und wann sie sparen können, und wie und wann sie ausgeben sollen.

Unbedachte Wissenschafter werden oft durch folgenden Einwand des Irrtums beeinflußt: Du gibst dem Glauben an Begrenzung nach, wenn du sparst, was du gern ausgeben möchtest, weil du weißt, daß jeder notwendige Vorrat unerschöpflich ist; und wenn du dies wirklich glaubst, so ist jetzt die Zeit, es zu beweisen. In dieser Weise machen wir uns daran, gerade das zu tun, was der Irrtum uns heißen will, indem wir das ausgeben, was wir nicht bewiesen haben. Man bedenke, daß in neun von zehn Fällen zuerst der Beweis und dann die Ausgabe kommen sollte. Diese wichtige Tatsache in der Wissenschaft veranschaulichte Jesus durch mehrere Gleichnisse, die wir im vierzehnten Kapitel des Evangeliums des Lukas, vom achtundzwanzigsten Vers an lesen, wo gezeigt wird, daß es unweise ist, auszugeben, ohne zu haben, oder größere Unternehmungen zu beginnen, ehe wir den Beweis geliefert haben.

Niemand kann den Glauben an Begrenzung brechen durch die bloße Erklärung: Es gibt keinen Mangel. Eine solche Erklärung ist einer der Schläge, die wir ausführen müssen, um den Glauben zu brechen; doch wir können keinen Bohrer mit einem einzigen Schlag in einen harten Felsen treiben; und der Glaube an Begrenzung ist einer der harten Felsen am Abhang der Unwirklichkeit, die zu brechen viele Menschen schwierig finden. Erklären, es gebe keinen Mangel, ist nur ein Schritt im Beweis, der nur dann erbracht ist, wenn wir beweisen, daß es keine Begrenzung gibt. Nun wissen wir, daß Gott unendlich ist, daß Er daher unbegrenzt ist,— das heißt, ohne Begrenzung. In der Wissenschaft mangelt es dem Menschen, der die göttlichen Eigenschaften widerspiegelt, an nichts, was er braucht. Wenn es also daran, was man braucht, zu mangeln scheint, so muß die Ursache in der Art unserer Widerspiegelung liegen. Wir tun gut, zu fragen: Spiegeln wir Weisheit dadurch wider, daß wir das, was wir haben, angemessen verwenden? Spiegeln wir Liebe so wider, daß Furcht uns nicht erreichen kann? Spiegeln wir Geistigkeit so wider, daß die Forderungen der Materialität weniger laut ertönen? Spiegeln wir genug von der Christus-Idee so wider, daß Demut den Stolz unterjocht und Zufriedenheit den Ehrgeiz mäßigt? Mit einem Wort, trachten wir „am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit”? Wenn dem so ist, dann haben wir den Glauben an Begrenzung gebrochen, und wir beweisen, daß es in der Unendlichkeit des ewigen Gemüts keine Begrenzung gibt, gerade wie es im Lichte der Mittagsherrlichkeit weder Dämmerung noch Finsternis gibt.

Den meisten von uns ist in unserer Jugend gesagt worden, wir müssen sparen für die bösen Tage, die sicher kommen werden. Der Hinweis auf böse Tage ist nun keine wissenschaftliche Veranlassung zu sparen; und aus diesem Grunde haben viele Wissenschafter irrtümlicherweise die Gewohnheit des Sparens vollständig aufgegeben und vergessen, daß ein schlechter Einwand gegen eine gute Tatsache die Tatsache nicht ändert. Es gibt Tage, für die wir sparen müssen; doch es sind keine bösen Tage, sondern sonnige Tage,— Tage der Gelegenheit zum Fortschritt, zur Entfaltung und zum Vollbringen. Betrachten wir einen bekannten Fall aus der Natur. Gehen wir an einem kalten Wintermorgen in den Garten und brechen wir ein Zweiglein von dem Baum vor der Haustür ab. Öffnen und untersuchen wir die kleine braune Knospe, die an der Stelle hervorsprießt, wo der Blattstiel im Herbst abfiel, so finden wir darin das Keimblatt für den nächsten Frühling, nach der wirtschaftlichen Vorbereitung der Natur für den glorreichen, noch weit entfernten Maitag. Indem die Natur die kleine Knospe verschloß und sie sicher an das Zweiglein heftete, traf sie keine Vorkehrung gegen den trüben Winter, sondern sorgte für den freudigen Frühling. So brauchen wir uns bei unserem Sparen nicht gegen die sprichwörtlich gewordenen bösen Tage vorzusehen, sondern für die Tage der Ausdehnung und Entfaltung zu sorgen, wo wir dadurch, daß wir darauf vorbereitet sind, mehr Freude, Behaglichkeit, Frohsinn oder Verständnis in das menschliche Bewußtsein bringen können. Bereit sein, wenn diese Tage gekommen sind, den nächsten Schritt vorwärts zu tun, ist eine Pflicht, die wir nie vernachlässigen sollten. Unsere metaphysischen Vorbereitungen müssen für uns zuerst, zuletzt und immer das Wichtigste sein; doch materielle Bereitschaft, die kluge Vorsorge für leibliche Bedürfnisse in sich schließt, kann noch nicht außer acht gelassen werden.

Im Leben jedes fortschrittlichen Christlichen Wissenschafters kommen Zeiten vor, wo ein Schritt vorwärts getan werden muß und es sich nötig erweist, Geld auszugeben. Vielleicht handelt es sich um einen lang hinausgeschobenen Besuch Der Mutter-Kirche oder um einen Beitrag größeren Umfangs zu dem örtlichen Kirchenbaufonds, den man sehr gerne geben möchte, oder, wenn die rechte Zeit gekommen ist, um eine verfügbare Summe zur Deckung der Ausgaben für den Klassenunterricht, oder um irgend eine der fortschrittlichen Gelegenheiten, die sich in den Angelegenheiten jedes tätigen Christlichen Wissenschafters von Zeit zu Zeit bieten. Es gibt viele Menschen, die gezwungen waren, stillzustehen, weil sie nichts gespart hatten, um sich damit über den nächsten Schritt hinweg zu helfen. Doch „Fortschritt ist”, wie unsere Führerin in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 233) sagt, „das Gesetz Gottes, dessen Gesetz nur das von uns fordert, was wir gewißlich erfüllen können”.

Eine unfehlbare Hilfe beim Fortschritt kann man in der einfachen Ermahnung finden: Halte die Hand Gottes fest. Es hat vielen Menschen geholfen bei ihren Bemühungen, Herrschaft zu erlangen sowohl über Mangel und Begrenzung als auch über die größeren Übel, die in der menschlichen Erfahrung vorkommen. Ehe wir Gottes Hand festhalten können, müssen wir Seine Hand ergreifen, das heißt, wir müssen nach oben, nicht nach unten, blicken, und wir müssen nach höheren, besseren und edleren Dingen greifen und trachten, als sie in dem Staub und dem Schmutz des Weges, auf dem der körperliche Sinn Tag und Nacht einhergeht, gefunden werden können. Die Hand Gottes ist immer über uns, doch nie so hoch, daß sie nicht für das niedrigste Seiner Kinder erreichbar wäre.

Man kann ganz natürlich fragen: Wie soll ich wissen, wann ich die Hand Gottes erfaßt habe? Die Zeichen und Merkmale sind gerade so faßbar, wie die Gedanken, die wir denken, und die Dinge, die wir in unserer täglichen Erfahrung ausführen. Folgendes sind einige davon: Wir können wissen, daß wir die Hand Gottes erfaßt haben, wenn wir Selbstsucht durch Selbstlosigkeit ersetzen; wenn wir trachten, Liebe zu allen im Herzen zu hegen,— nicht nur für diejenigen, die uns gefallen, sondern auch für solche, die uns nicht gefallen; wenn wir die Last des Tadels und der Verurteilung von denen nehmen, die etwas getan haben, was wir für falsch halten, oder das nach unserer Ansicht anders hätte getan werden sollen; wenn wir ohne scharfe Worte mit anderen Menschen über Dinge des Benehmens verschiedener Meinung sein können; wenn wir jede Form des Guten mehr lieben als irgend eine Form des Bösen; wenn wir in dem, was wir anderen sagen, täglich rücksichtsvoller werden; wenn wir hinausgehen, um für Freude und Dankbarkeit zu arbeiten, anstatt zu erwarten, daß diese zu uns kommen; wenn wir das Böse, sobald es sich zeigt, auf nichts zurückführen,— das heißt, es zu nichts machen und dauernd als nichts erkennen; wenn wir sinnliche Wünsche und Begierden gewohnheitsmäßig unterdrücken, und wenn wir uns weniger darum sorgen, was wir essen, was wir trinken und womit wir uns kleiden sollen; wenn wir uns der Allmacht, der Allgegenwart und der Allwissenheit der göttlichen Liebe täglich bewußter werden, wo wir auch sein und was wir auch tun mögen. In dieser Weise werden die Annahmen, die verspätete Gäste und unwürdige Diener verursachen, behandelt und überwunden.


Seid niemand nichts schuldig, denn daß ihr euch untereinander liebet; denn wer den andern liebt, der hat das Gesetz erfüllet. Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung.— Römer 13:8, 10.

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