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„Möglichkeiten des unsterblichen Menschen”

Aus der Februar 1927-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wer in die Lehren der Christlichen Wissenschaft eindringt, lernt bald die Vollkommenheit Gottes und des in Gottes Ebenbild erfundenen Menschen als Grundlage alles rechten Denkens annehmen. Die Offenbarung dieser Wahrheit ist für den, der sie empfängt, wie ein Vorgeschmack des Himmels. Denn er gewinnt einen Schimmer seiner wahren Wesensgleichheit als Kind Gottes, die von der Knechtschaft und den Sorgen materieller Annahmen unberührt bleibt. Freude erlebt man dann in Fülle, und das Denken wird zu einem neuen Sinn des Daseins erhoben. Mit freudiger Zustimmung liest man in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 288) die Worte der Mrs. Eddy: „Die Wissenschaft enthüllt die herrlichen Möglichkeiten des unsterblichen Menschen, der von den sterblichen Sinnen immer und ewig unbegrenzt bleibt”. Im Lichte dieser ersten Offenbarung der Wahrheit ist man sich seines unsterblichen Erbes so gewiß, wie man sich des Sonnenscheins und der Luft gewiß ist. Man weiß gewiß, wenigstens glaubt man es, daß Sünde, Krankheit und Tod Trugvorstellungen sind, die von nun an keine Kraft mehr haben sollen, sich in unserer Erfahrung kundzutun. Mit freudiger Erwartung blickt man in eine Zukunft, die von Stärke und Glückseligkeit und von dem Vollbringen jener Dinge, die einem am wünschenswertesten schienen, erfüllt ist.

Dies alles ist an sich schon gut. Es ist eine wahre Anschauung des Geistigen und Dauernden, und unsere menschliche Erfahrung wird hinfort infolge dieses ersten glänzenden Sprungs des Denkens aus den mesmerischen Nebeln falschen Glaubens heraus zweifellos verbessert. Etwas wird jedoch nicht von Anfang an so gut verstanden, wie es sein sollte. Der erste bestimmte Beweis der Kraft Gottes war für den, der ihn erfahren hat, so erhebend, so herrlich, daß er fest davon überzeugt ist, daß die Christliche Wissenschaft die Wahrheit ist. Zwar könnte nichts klarer sein als der erste Beweis der Kraft der Wahrheit; doch die Wahrheit jeder Behauptung der Christlichen Wissenschaft muß bewiesen werden. Die Höhen und die Größe des wirklichen Daseins sind zu erforschen. Doch man hat seinen Beweis der unendlichen Wissenschaft des Seins begonnen und kann sich in der Tat darüber freuen und Gott dafür danken.

Könnte man diese während des ersten schönen Beweises der heilenden Kraft der göttlichen Liebe und unmittelbar darauf empfundene unwillkürliche Freude und Dankbarkeit klar verstehen, so würde man sich später zweifellos beträchtliche Überraschung und Enttäuschung ersparen. Denn man würde es als etwas Selbstverständliches erkennen, daß wie bei jedem Beispiel in der Mathematik so auch in der Wissenschaft des Seins Beweise Lösungen sind, die der Regel gemäß zustandekommen. Dächte man ferner nur daran, daß man keine Aufgabe zu fürchten braucht sondern an sie so ruhig und zuversichtlich wie der Mathematiker an seine Aufgaben herantreten kann, indem man weiß, daß wohl mühsame Denkarbeit erforderlich sein kann, daß man sich aber nicht darüber zu ärgern oder davor zu fürchten braucht, weil die Regel bei richtiger Anwendung unausbleiblich rechte Ergebnisse zur Folge haben muß, so würde man sich viel unnötige Besorgnis ersparen, und die Lösung oder der Beweis würde sowohl freudig erbracht als auch beschleunigt werden. Sicher konnte Paulus nur auf Grund einer solchen Haltung frohlockend erklären: „Darum bin ich gutes Muts in Schwachheiten, in Mißhandlungen, in Nöten, in Verfolgungen, in Ängsten, um Christi willen; denn, wenn ich schwach bin, so bin ich stark”.

Das Annehmen der Lehren der Christlichen Wissenschaft ist eigentlich das Annehmen des in folgenden Worten Jesu ausgedrückten Gebotes und Vorbildes: „Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist”. Sogar für Jesus schloß die Ausarbeitung dieses Plans die Aufgabe in sich, jeder Erscheinungsform der Sünde, der Krankheit und des Todes entgegenzutreten und sie zu besiegen. Niemand sollte daher denken, er könne mit geringerer Mühe und Siegesgewißheit als der unvergleichliche Meister vollkommene Harmonie, die die Christliche Wissenschaft allen Menschen in Aussicht stellt, erlangen. Mrs. Eddy folgte dem Beispiel Jesu, indem sie dem in Sünde, Krankheit und Disharmonie erblickten falschen Augenschein einer von Gott getrennten Kraft entgegentrat und ihn meisterte, und nachdem sie unserer Zeit die erstaunliche Wichtigkeit der Worte und Werke Jesu ausgelegt und die von ihr geoffenbarte Wahrheit selbst bewiesen hatte, hieß sie die Christlichen Wissenschafter diesen Weg gehen, auf dem allein unsterbliche Sicherheit für Gesundheit und Harmonie zu gewinnen ist.

Bei der ersten Berührung des menschlichen Denkens mit der Christlichen Wissenschaft beginnen die glorreichen Möglichkeiten des in Gottes Ebenbild erfundenen Menschen sich zu entfalten. Gleichzeitig beginnt auch die Täuschung, die der sterbliche Sinn dem Menschengeschlecht auferlegt hat, enthüllt zu werden. Das eine muß als wahr bewiesen, das andere in jeder Einzelheit als unwirklich erkannt und Punkt für Punkt als unwahr bewiesen werden. Dem menschlichen Sinn kann dies als gewaltiges Unternehmen vorkommen, und in der Tat ist es ein solches, dessen letzte Ziele das menschliche Begreifen übersteigen. Überdies ist das Aufgeben des Unwirklichen um des Wirklichen willen eine unerbittliche Forderung, der die Sterblichen nicht entrinnen können, wie sehr sie sie auch beklagen mögen, und die nicht aufgeschoben werden kann, wie sehr auch der sterbliche Sinn bestrebt sein mag, den Vorgang zu verzögern; denn das Wahrheitsgericht gegen den Irrtum geht ununterbrochen weiter. Aber inmitten scheinbarer Unruhe bleibt die errettende und glorreiche Tatsache bestehen, daß die Wahrheit, die geistige Tatsächlichkeit, jetzt und immer gegenwärtig und dauernd ist und von keinem sterblichen Augenschein gestört wird.

Die Vorstellung eigensinnigen Widerstandes der Sterblichen gegen den Beweis eines vollkommenen Gottes und eines vollkommenen Menschen wäre sinnlos, wenn die Voraussetzung der Allheit Gottes nicht die Tatsache in sich schließen würde, daß das sterbliche Gemüt unbadingt ganz unwirklich ist, und daß gerade diese Verdunklung die Sterblichen zu dem Glauben verführt, es gebe etwas, was sie nicht aufgeben wollen. Von seinem nebelgeborenen Anfang an kehrt der böse Glaube selber Gottes Wort um und sagt: „Ihr werdet mitnichten des Todes sterben; sondern Gott weiß, daß, welches Tages ihr davon esset, so werden eure Augen aufgetan, und werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist”.

Dies ist die falsche Darstellung, die überwunden werden muß. Die ersten Strahlen, die in die sterbliche Trugvorstellung eindrangen, waren geistige Wirklichkeit. Jede folgende Erfahrung im Heilen und Überwinden bringt mehr von dieser Wirklichkeit in die bewußte Erfahrung. Jeder muß sich in der zunehmenden Stärke dieser sich mehrenden Vergegenwärtigungen des Wirklichen erheben und so lang fortfahren, sich zu erheben, bis er außerhalb der falschen Mutmaßungen eines von Gott getrennten Daseins und jenseits dieser Vermutungen und über ihnen klar sieht. Der ganze Glaube an eine mögliche sterbliche Erkenntniskraft muß aufgegeben werden. Jeder Augenblick der Verwirklichung der Vollkommenheit Gottes und alles dessen, was Ihn widerspiegelt, ist in dem Maße seiner Widerspiegelung ein Teilnehmen an den glorreichen Möglichkeiten des durch den sterblichen Sinn oder Glauben nicht gehinderten geistigen Menschen. Diese Erhebung ist allen Menschen möglich. Sie beginnt in dem Augenblick, wo man zuerst etwas von dem Christus empfängt und versteht, gemäß der Erklärung des Apostels Johannes: „Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, die an seinen Namen glauben; welche nicht von dem Geblüt noch von dem Willen des Fleisches noch von dem Willen eines Mannes, sondern von Gott geboren sind”.

Man kann nicht bestimmen, wo oder wie oder unter welchen Umständen man diesen Beweis der Vollkommenheit des geistigen Menschen erbringen wird. Es ist zwecklos, mit eitlen Wünschen zu tändeln, man möchte sich um möglicher Vorteile des Beweisens willen in einer andern Lage oder in einer andern Umgebung befinden. Die Trennung zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen muß schließlich vollständig und für immer gemacht werden. Es kommt nicht im geringsten darauf an, wo man sich befinde oder womit man sich beschäftige. Der Beweis der Wahrheit der geistigen Wirklichkeit kann an jedem Punkte beginnen und muß jeden Augenblick und überall, wo man sich auch befinde, weitergehen. Der Beweis wird durch einen Vorgang geistiger Vergegenwärtigung bewirkt. Eine Änderung der körperlichen Örtlichkeit hat nicht unbedingt eine Änderung der Grundlage des Denkens zur Folge. Nur die Erkenntnis der Wahrheit kann das Denken von der unwirklichen Grundlage des sterblichen Glaubens zu der Vergegenwärtigung der geistigen Harmonie ändern.

Dieser große Beweis muß in jedem Falle damit beginnen, daß man das durch Christus Jesus geoffenbarte vollkommene Vorbild im Denken hochhält, es beständig in allen Einzelheiten der menschlichen Erfahrung anstrebt und anwendet. Jeder Gedanke muß „unter den Gehorsam Christi gefangen” genommen werden. Christus Jesus erkannte Gott als den Ausgangspunkt, den Ursprung, alles wahren Seins und jedes rechten Gedankens. Der geistige Mensch als Gottes Ebenbild muß erkannt werden als nie geboren, als nie in der Materie bestehend, und daher als nie den falsch benannten Gesetzen der Vererbung, der Krankheit und des Todes unterworfen. Die Sterblichen, die diese trügerischen Erfahrungen zu machen scheinen, sollten nie mit der wahren Wesensgleichheit des Sprößlings Gottes im Denken verwechselt werden. In „Miscellaneous Writings” (S. 181) sagt Mrs. Eddy: „Die Sterblichen verlieren den Sinn der Sterblichkeit — des Siechtums, der Krankheit, der Sünde und des Todes — in dem Maße, wie sie den Sinn des von jeher geistigen Daseins des Menschen als Kindes Gottes, als des Sprößlings des Guten, nicht des Gegenteils Gottes — des Bösen oder eines gefallenen Menschen — gewinnen”.

Die Arbeit des Beweisens der Vollkommenheit, der unbegrenzten Möglichkeiten und Fähigkeiten des geistigen Menschen und gleichzeitig der Unwirklichkeit jedes sterblichen Glaubens an fesselnde Unfähigkeit muß unbedingt von jedem einzelnen geleistet werden. Niemand kann für einen andern die göttliche Erbschaft des Menschen Gottes beweisen, die der Verwirklichung durch jeden einzelnen harrt. Jeder muß sich schließlich diese Wahrheit zu eigen machen. Doch jeder kann — ja, muß— anderen Menschen helfen. Dies gelingt ihm aber nur in dem Maße, wie er dadurch, daß er sein Denken klar erhält, sich beständig vergegenwärtigt, daß der in Gottes Ebenbild vollkommen erfundene Mensch der einzige Mensch ist. Das Verständnis der Christlichen Wissenschaft befähigt einen, den Leidenden zu helfen, die in dem Bemühen, diese erleuchtende und heilende Wahrheit zu erfassen, Hilfe suchen. Diese Hilfe besteht darin, daß man eine bestimmte Grenzlinie im eigenen Denken zieht zwischen dem unwirklichen materiellen Sinn vom Menschen und dem vollkommenen Menschen, der keinen Mißton kennt. Eine solche Hilfe ist in dem Maße erfolgreich, wie man eine klare Vergegenwärtigung erlangt. Denn Kraft kommt nur mit vergeistigtem Denken. Wer diese besondere Hilfe empfängt, ist in der Tat gesegnet, da er bei seiner persönlichen Aufgabe, den Menschen Gottes als den einzigen Menschen und sein von materiellen Trugvorstellungen ganz getrenntes wahres Selbst als den Ausdruck des vollkommenen göttlichen Gemüts zu erkennen, ermutigt wird, vorwärtszuschreiten.

Das Heilen wird in dieser Weise nicht nur als ein besonderer sondern auch als ein allgemeiner Vorgang erkannt, durch den alles, was Gott ungleich ist, schließlich zerstört werden muß. Indem jeder sein Bewußtsein reinigt, hilft er in dem Umfange seiner Tätigkeit der ganzen Welt bei der einen großen Aufgabe des Beweisens der unbegrenzten und herrlichen Möglichkeiten des geistigen Menschen. Denn die vollständige Widerspiegelung Gottes wird in dem großen Immerdar als das einzig wirkliche Dasein entfaltet werden.

Wie sehr sollte also jeder Christliche Wissenschafter über jede Widerspiegelung der unendlichen göttlichen Liebe und Intelligenz sich freuen, mag sie mit seiner persönlichen Frage zusammenhängen oder nicht! Denn in der unsterblichen Einheit alles dessen, was Gott widerspiegelt, ist das Gute einer Idee tatsächlich mit dem Guten aller anderen Ideen verbunden. Wie wahrhaft sollte derjenige, der sich sehnt, die göttliche Liebe in größerem Maße zu erfahren, jede Kundwerdung des Guten schätzen, die er in den Beweisen anderer Menschen beobachten kann! Denn ist nicht jeder kleinste oder größte Ausdruck der göttlichen Liebe in dem betreffenden Umfange ein Beweis der Gegenwart und Kraft geistiger Wirklichkeit? Wonach man sich auch immer sehnen mag, eine klare Wertschätzung dessen, was ein anderer von der Wahrheit bewiesen hat, befähigt einen, sich in der eigenen Erfahrung nur um so klarer zu vergegenwärtigen, was man vom Guten wissen muß. Diese Vergeistigung des Denkens, des Erkennens, des Anerkennens besiegt und beseitigt Neid, Eifersucht, Wettstreit und falschen Ehrgeiz. Jemand, dessen Denken in dieser Weise gereinigt wird, gewinnt Frieden und das gelassene und freudige Vertrauen, daß der geistige Mensch bewiesen wird, daß die wahre Idee alles bewußte Denken schließlich beherrschen, und daß dann der sterbliche Sinn nicht mehr sein wird.

Die ganze Kraft der Allmacht, die ganze Erkenntniskraft der Allwissenheit, die ganze Stärke, Freude und Vollständigkeit der geistigen Vollkommenheit sind in Gott, dem unaussprechlichen göttlichen Prinzip, eingeschlossen und werden durch den geistigen Menschen widergespiegelt. Diese erstaunliche Wirklichkeit steht jedermann augenblicklich und beständig zur Verfügung, um seinem Verständnisse entsprechend bewiesen zu werden. Jesus legte Nachdruck auf diese Wahrheit, als er sagte: „Bei Gott sind alle Dinge möglich”. Wie grenzenlos also die Möglichkeiten des geistigen Menschen, des Sprößlings Gottes, doch sind, und wie groß das Gebiet des Beweisens ist, das sich vor dem durch diese Wahrheit erleuchteten Denken ausbreitet!

Es gibt nichts Gutes, das durch die Christliche Wissenschaft nicht bewiesen werden könnte. Wie ernstlich sollte man doch in allen täglichen Fragen und Pflichten jede kleinste Gelegenheit, in diesem reinen geistigen Verständnis zu verweilen, willkommen heißen und verbessern! Denn jedes solche Bemühen ist im Erlangen der himmlischen Harmonie, wenn auch ein geringer, so doch ein bestimmter Schritt vorwärts. Über das Besiegen des ganzen sterblichen Sinnes vom Selbst in der Materie, damit der Mensch Gottes erkannt und widergespiegelt werde, äußert sich Mrs. Eddy in „Miscellaneous Writings” (S. 185) mit folgenden Worten: „Die Selbstverleugnung alles dessen, woraus der sogenannte materielle Mensch besteht, und das Anerkennen und Erlangen seiner geistigen Wesensgleichheit als das Kind Gottes ist die Wissenschaft, die sogar die Schleußentore des Himmels öffnet, woher das Gute in jeden Kanal des Seins strömt, die Sterblichen von aller Unreinigkeit reinigend, alles Leiden zerstörend und das wahre Bild und Gleichnis beweisend”.

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