In jeder Gemeinde besteht das Wachstum der Christlichen Wissenschaft aus einer bestimmten Reihe von Schritten, die an Bedeutsamkeit zunehmend, zu jener erhabenen Höhe der Einweihung eines Kirchengebäudes emporführen. Am Anfang kommen vielleicht zwei oder drei in ihren Wohnungen zusammen, um die Lektions-Predigt im christlich-wissenschaftlichen Vierteljahrsheft miteinander zu lesen. Wenn dann Freunde und Nachbarn infolge von Heilungen, die durch die von der Christlichen Wissenschaft geoffenbarten Wahrheit zustande kamen, anfangen, sich zu interessieren, vergrößert sich die kleine Schar, bis sie zu einer Zahl von treuen Christlichen Wissenschaftern anwächst, die groß genug ist, um in Übereinstimmung mit der Satzung auf Seite 72 des Handbuchs Der Mutter-Kirche eine Zweig-Kirche zu bilden. Diese stets wachsende Schar von Arbeitern wird dann das große Verlangen haben, ein Grundstück für ihr Kirchengebäude zu erwerben und später ihre Kirche zu bauen und einzuweihen, wenn sie sich nicht auf andere Art ein ihren Anforderungen entsprechendes Gebäude sichern.
Wird in einer kleinen Gemeinde die Frage des Kirchenbaus erwogen, so ist ein Gedanke, der gewiß jedem Mitglied kommen muß, der der Dankbarkeit für das große Vorrecht der Teilnahme, selbst in kleinstem Maße, an dieser Arbeit. Diejenigen, die überhaupt mithelfen, selbst die bescheidensten Arbeiter, leisten etwas, was viel höher zu bewerten ist als bloßes Helfen beim Errichten eines schönen Gebäudes. Sie errichten zwischen den Klippen und Untiefen menschlicher Unwissenheit und falschen Denkens einen Leuchtturm, der künftigen Geschlechtern mit dem hellen Licht der Wahrheit den Pfad erleuchtet. Die so erbaute Kirche stellt die von Mrs. Eddy in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 583) beschriebene wahre Kirche als den „Bau der Wahrheit und Liebe” dar, der unzerstörbar ist und vom Bösen nie belästigt werden kann.
Nur wenn die Christlichen Wissenschafter von der Wahrheit und der Liebe geführt werden, können sie ihren Teil zum Kirchenbau beitragen. Jedes Kirchenmitglied wird oft die Frage an sich richten: Was kann ich noch mehr tun, um den Tag näher zu bringen, an dem diese Kirche ganz schuldenfrei dem Dienste Gottes gewidmet wird? Was auch immer die Scheinschwierigkeiten sein mögen, das eine ist gewiß, diese Schwierigkeiten können überwunden werden. Doch das Überwinden bedeutet, daß alle, denen diese Vollendung am Herzen liegt, ihren Teil dazu beitragen müssen. Alle können etwas tun, und tun bedeutet geben. Sie können Geld geben, sie können Zeit und Arbeit geben, und was das Wichtigste von allem ist, sie können den falschen Glauben, daß Gottes Arbeit durch etwas gestört werden könne, aufgeben. Dieses Aufgeben bedeutet beständige und aufopferungsvolle geistige Arbeit und sollte eines der wichtigsten der zum Kirchenbau dargebrachten Opfer sein.
Die Erzählung des Aufbaus der Mauern Jerusalems durch Nehemia ist eine erhabene Anschauungslehre. Jedes denkbare Hindernis schien sich den Erbauern entgegenzustellen. Manchmal nahm es die Gestalt unmittelbaren und bestimmten Widerstandes, manchmal die der Drohung, manchmal die des Spottes an, und manchmal, noch weit gefährlicher in seiner Hinterlist, erschien es als freundliche Anteilnahme mit Vorschlägen von Verhandlungen und Beratungen. Aber Nehemia und sein Volk wußten, daß der Bau der Mauer Gottes Arbeit war. Daher hatten die Anstrengungen des sterblichen Gemüts, wie es durch Saneballat, Tobia und Gesem zum Ausdruck kam, nicht die Kraft zu entmutigen oder zu verzögern. Der Bau schritt stetig fort, weil jeder Arbeiter seine bestimmte Aufgabe auszuführen hatte: einer baute das Schaftor, ein anderer das Taltor, ein dritter das Brunnentor usf., bis alle Teile ihre treuen Arbeiter hatten, „die da bauten an der Mauer”, weil ferner, wie wir lesen, diejenigen, „die da Last trugen von denen, die ihnen aufluden,—mit einer Hand taten sie die Arbeit, und mit der andern hielten sie die Waffe. Und ein jeglicher, der da baute, hatte sein Schwert an seine Lenden gegürtet und baute also”, immer bereit, den Irrtum niederzuschlagen, den Angriffen Saneballats und seiner Freunde zu widerstehen. Der stetige Fortgang erfolgte schließlich deshalb, weil alle eines Gemüts, fleißig im Dienste des Vaters waren.
Die Bauarbeit muß also mit dem Schwert in der Hand ausgeführt werden, bereit, jede auftretende Irrtumseinflüsterung niederzuschlagen. Die Bauarbeiter müssen, welche Arbeit ihnen auch immer zugewiesen sein mag, eines Gemüts sein. Sie müssen dankbar sein für das große Vorrecht, ein weiteres Opfer darbringen zu dürfen, um zu beweisen, daß Gottes Arbeit getan ist, und die Ermahnung des Meisters befolgen zu dürfen: „Umsonst habt ihr's empfangen, umsonst gebt es auch”.
