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„Siehe zu, sage es niemand”

Aus der Mai 1927-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die biblischen Aufzeichnungen der Gebote und Handlungen Christi Jesu bieten eine Fülle von Weisheit und Erfahrung, die den Schüler der Christlichen Wissenschaft zu den sicheren Wegen der Gerechtigkeit führen sollen. Häufig scheint es, als ob sie außer dem Hauptgebot, das seine Worte übermitteln, Strahlen der Weisheit, sozusagen Streiflichter, enthalten, die, wenn aufgegriffen und tief erwogen, für den Schüler von großer Bedeutung werden können. In der Geschichte von der Heilung des Aussätzigen, die Jesus vollbrachte, nachdem er die inhaltreichste Lehre, die je aus göttlich erleuchtetem Munde kam, die Bergpredigt, beendigt hatte, wird erzählt, daß er zu dem Geheilten sagte: „Siehe zu, sage es niemand; sondern gehe hin und zeige dich dem Priester und opfere die Gabe, die Mose befohlen hat, zu einem Zeugnis über sie”.

Die Worte: „Siehe zu, sage es niemand” enthalten für die Christlichen Wissenschafter eine Botschaft, deren Erwägung von großem Nutzen sein kann. Die Sterblichen sind geneigt zu plaudern, ihre Erfahrungen selbst bis in die kleinsten Einzelheiten zu erzählen,—Erfahrungen, die, wohlgemerkt, gänzlich dem falschen Sinn des Lebens angehören können und daher nicht im geringsten etwas von der Wahrheit enthalten. Jesu weise Worte waren, obgleich anscheinend nur gelegentlich geäußert, dennoch von einem hohen Zweck eingegeben. Der Geheilte hätte in seiner Dankbarkeit für seine Befreiung von einer so furchtbaren Krankheit wie dem Aussatz sehr wahrscheinlich seinen Freunden, vielleicht allen, denen er begegnete, von seiner wunderbaren Erfahrung erzählt und dadurch eine Flut von Zweifel gegen sich aufgestört, eine Flut von mannigfaltigem und ungläubigem Denken, das den Beweis hätte ernstlich stören, ihn sogar im Denken des Geheilten in seine offensichtliche Vernichtung umkehren können. Wie weise also des Meisters Ermahnung: „Sage es niemand”, doch war!

Die bedeutsamen Erfahrungen, die alle Menschen bei ihrem Forschen nach der Wahrheit machen, sind geweiht und heilig und erfordern als solche sorgfältige Bewachung gegen die Angriffe des sterblichen Glaubens. Wir sollten nie vergessen, daß das sogenannte sterbliche Gemüt, das auf einen falschen, der geistigen Wahrheit unmittelbar entgegengesetzten Begriff gegründet ist, nicht freundlich auf seinen Zerstörer blickt. Auch nimmt es keine freundliche Haltung gegen diejenigen ein, die das Verständnis haben, das seine betrügerischen Ansprüche auf Substanz und Wirklichkeit zerstört. Wie wäre es wohl der sanften Maria ergangen, wenn sie ihr Geheimnis erzählt hätte? Hätte sterbliche Sinnlichkeit, wenn diese davon gewußt hätte, ihr das geheiligte Vorrecht zugebilligt, das Vorrecht der Mutterschaft dessen, der der große Beispielgeber der Kraft des Geistes, die Annahmen des Fleisches zu zerstören, werden sollte? Es scheint kaum wahrscheinlich, daß sie ihre göttliche Mission unter anderen Umständen als denen eines vollständigen Stillschweigens, das sie so weise beobachtete, hätte erfüllen können.

Die Christlichen Wissenschafter empfangen aus der göttlichen Quelle häufig Offenbarungen des Guten, die sehr heilig sind,—heilige Erfahrungen, die zu vertraulich sind, um der Öffentlichkeit preisgegeben werden zu können. Diese Erfahrungen aber, wenn richtig angewandt, entwickeln sich zu Beweisen, die für andere sehr bedeutungsvoll werden können, indem sie die Tatsachen der Gegenwart und Verfügbarkeit Gottes, Irrtum zu zerstöre, veranschaulichen und durch Beispiele erläutern. Eine mit Gewißheit vorgebrachte und weise angewandte wohlgezeitigte und reife Erfahrung hat gewiß gute Ergebnisse zur Folge. Überdies wird eine Heilung durch geistige Mittel erst dann ein passender Gegenstand des öffentlichen Zeugnisses, wenn die besiegten Ansprüche nur als reine Trugvorstellungen, Erdichtungen der Einbildung, die weder Wirklichkeit noch wahres Dasein haben, erkannt worden sind. Hat man eine solche seelische Haltung erlangt, so kann man die Freiheit furchtlos verkündigen und dadurch anderen Menschen helfen, einen ähnlichen Beweis der von Gott verliehenen Herrschaft des Menschen über die Annahmen des Bösen zu erbringen.

Nicht am Anfang seines Wirkens sandte Christus Jesus die Jünger aus, weder die zwölf noch die siebzig, sondern in der Tat erst, als sie in der Wahrheit, die er sie gelehrt und ihnen durch Beispiele erläutert hatte, so gefestigt waren, daß keine Gefahr bestand, sie könnten der Annahme der Umkehrung erliegen. Mutig zogen sie aus und hatten Erfolge, an deren Wert und Wichtigkeit nicht gezweifelt werden kann.

Sehr sorgfältig schützte unsere Führerin in ihrer großen Weisheit immer die Fragen, die gelöst werden mußten, als sie die Bewegung der Christlichen Wissenschaft ins Leben rief. Ganz genau kannte sie die große Bedeutung des Betens im Verborgenen, in dem vollen Vertrauen, daß der Geber aller guten Gaben es ihr öffentlich vergelten werde. Ihre vorwärts gerichteten Schritte waren stets geschützt durch ihr alles übersteigendes Gefühl der göttlichen Gegenwart und dadurch, daß sie das Verständnis, das der unmittelbare Gegenstand ihres Denkens war, auf die Lage anwandte.

Der sterbliche Glaube kann die Gesinnung, die das eine Gemüt widerspiegelt, nicht erreichen. Da er nicht auf die Wahrheit gegründet ist, hat er nichts mit dem Wirklichen und Göttlichen gemein. Die Erkenntnis des Schutzbedürfnisses unseres Beweises braucht nicht durch Furcht vor der Scheinkraft des Bösen veranlaßt zu sein. Vielmehr ist eine solche Erkenntnis ein Beweis der Weisheit,—einer aus Erfahrung und Verständnis geborenen Weisheit, die die sich entfaltende Idee, den im Bewußtsein sich entwickelnden göttlichen Schößling geistiger Wahrheit, vor den verderblichen Annahmen und den vernichtenden Stößen menschlichen Hasses schützen will. Diesen vollkommenen Schutz fand Mrs. Eddy in Gott. In ihrem tiefen Gefühl der Immergegenwärtigkeit der Liebe fand sie beständig die Gewißheit der Geborgenheit und des Schutzes vor den sie umtosenden Stürmen. Sie bewies, daß alle Furcht vergeht, alles Böse verschwindet, wenn wir in dem sanften Gefühl der göttlichen Gegenwart verweilen.

„Im Schatten Seiner mächt'gen Flügel,
In der holden Verborgenheit des schmalen Weges”

(Gedichte, S. 4) schöpfte sie Kraft und göttliche Eingebung, um in ihrem christlichen Bemühen vorwärtszugehen, bis sie konnte

„... mit den Engeln singen:
,Siehe, ich bin bei euch alle Tage‘,—wachet und betet!”

Sie wachte und betete im Verborgenen. Als aber ihre Botschaft reif war, spendete sie freigebig von dem Wasser des Lebens, von dem alle Durstigen reichlich trinken können.

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