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Menschliche Bedürfnisse

Aus der Mai 1927-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Einer der ersten Sätze im Lehrbuch, „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mrs. Eddy, die im Denken des Neulings in der Christlichen Wissenschaft haften bleiben, ist der kurze Satz auf Seite 494: „Die göttliche Liebe hat immer jede menschliche Notdurft gestillt und wird sie immer stillen”. Dieser mächtige Satz hat Tausenden von müden Suchern Frieden und Trost—ja. Fortschritt und Heilung—gebracht, sogar schon ehe sie seine Bedeutung nur unklar erfaßt hatten.

„Die göttliche Liebe hat immer jede menschliche Notdurft gestillt und wird sie immer stillen”! Welcher Christliche Wissenschafter hat nicht von seinem ersten Lesen des Lehrbuchs an durch alle seine Wachstumsjahre hindurch freudig über diese Worte nachgedacht? Wir lesen sie an den Wänden vieler unserer Kirchen und fassen wieder Mut. Wir erinnern uns ihrer in der Stunde der Prüfung und fassen wieder Mut. Wir erinnern uns ihrer in der Stunde der Prüfung und klammern uns an sie wie an einen tröstenden Freund. Mit dem Wachstum unseres Verständnisses nehmen sie für uns eine neue Bedeutung an. Wir geben die ihnen beigelegte alte Deutung auf, sehen sie mit neuen Augen an und schöpfen aus ihrer Botschaft neuen Trost.

Die erste Botschaft, die uns die Worte bringen, ist, daß die göttliche Liebe, Gott, unsere Bedürfnisse jetzt befriedigt, daß Er stets für uns gesorgt hat und immer für uns sorgen wird. Wir fragen nicht, in welcher Weise sich diese Fürsorge kundtun wird; wir nehmen einfach die Erklärung an und finden unser Herz erquickt. Die Tatsache, daß unser menschliches Bedürfnis befriedigt werden soll, erscheint uns in der Erklärung ohne Zweifel am wichtigsten.

Bliebe die christlich-wissenschaftliche Religion an diesem Punkte stehen und beruhigte sie ihre Anhänger nur mit schönen Redensarten, die zwar das beladene Herz ein wenig erquicken, aber nicht das Denken erwecken, sich ernstlich mit neuen Ideen zu befassen und sie zu verstehen, so käme sie einfach als weitere Religion zu der ohnehin schon langen Liste hinzu. Doch die Christliche Wissenschaft verlangt. daß wir jede Regel verstehen und beweisen und unsern Weg zu Gott denken. Wie wir in dem Verständnis der Christlichen Wissenschaft wachsen, lernen wir erkennen, daß wir der hier in Betracht kommenden Erklärung vom Standpunkte unserer eigenen Verantwortung in der Angelegenheit aus nähertreten müssen, um den darin enthaltenen vollen Segen beanspruchen zu können. Wir wissen, daß wir ohne unser Zutun nichts erlangen können; und wir beginnen, uns zu fragen, was von uns gefordert wird, damit wir den Segen beanspruchen können.

Da Gott die göttliche Liebe und der Mensch Seine Widerspiegelung ist, so ist es einleuchtend, daß die göttliche Liebe jedes Bedürfnis Seiner Idee oder Widerspiegelung, des Menschen, immer befriedigt hat und immer befriedigen wird. In Wissenschaft und Gesundheit (S. 7) lesen wir von dem „allhörenden und allwissenden Gemüt, dem stets jedes Bedürfnis des Menschen bekannt ist, und von dem es auch befriedigt werden wird”. Da der Mensch geistig ist, muß jedes seiner Bedürfnisse geistig sein, und der Schöpfer befriedigt sie alle immerdar. Wenn wir dies wissen, können wir die geistigen Eigenschaften, deren wir bedürfen, beanspruchen, weil sie kraft göttlichen Erbrechts unser sind. Im Briefe an die Galater bezieht sich der Apostel Paulus auf viele geistige Eigenschaften als auf die „Frucht ... des Geistes”. Er schreibt: „Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit”, und er fügt hinzu: „Wider solche ist das Gesetz nicht”.

Diese Aufzählung zeigt uns klar die aus dem Geiste geborene Gesinnung, die uns mit allem, dessen wir je ermangeln können, versorgt. Würde jemand, der solche Eigenschaften ausdrückt, auch nur ein einziges Bedürfnis haben, das durch den Gebrauch gerade dieser Eigenschaften nicht augenblicklich befriedigt werden könnte? Würde ihm irgend etwas Gutes fehlen? Nein! Angesichts solcher Gedanken verstummt der materielle Sinn. Die zum Ausdruck gebrachte göttliche Liebe hat seine Bedürfnisse befriedigt, hat ihm die Augen für die Immergegenwärtigkeit des Guten geöffnet.

Wir sehen ein, daß wir nicht in einem Tage zum vollen Verständnis und zum vollen Ausdruck dieser Eigenschaften gelangen. Unsere Gedanken müssen sich ändern und neu geformt werden, damit sie mit unseren neuen geistigen Richtlinien übereinstimmen. Inzwischen bedrängt uns unsere menschliche Erfahrung, und unsere menschlichen Bedürfnisse fordern sofortige Befriedigung. In falsche Annahmen untergetaucht, schreien wir um ein Zeichen zum Himmel: Gib mir eine Hilfe, die ich mit Ausdrücken meiner menschlichen Erfahrung deuten kann. Meine menschlichen Bedürfnisse sind die Bedürfnisse, die ich am heftigsten empfinde. Werden sie nicht befriedigt, so kann ich nicht glücklich sein!

Unsere menschlichen Bedürfnisse,—wie oft wir doch über sie nachdenken! Es scheint, als ob wir so vieles bedürfen—Gesundheit, Glück, ein angemesseneres Einkommen, Befreiung von unseren Befürchtungen. Und nun kommen wir zu dem scheinbar Widersinnigen, das, so verwunderlich es auch klingen mag, trotzdem beweisbar wahr ist, nämlich daß der einzige Weg, auf dem wir unsere menschlichen Bedürfnisse befriedigen können, der ist, daß wir aufhören, darüber nachzudenken,—aufhören, an Wohlergehen zu denken, aufhören, zu versuchen, glücklich zu sein, aufhören, in der Sorge um unsere Geldschwierigkeiten aufzugehen. Solche Bedürfnisse sind die Folge falscher Gedankenzustände, nicht deren Ursache. Wir müssen tiefer blicken, um das Heilmittel zu finden. Wollen wir Disharmonie aus unserem Leben beseitigen, so müssen wir die seelische Ursache dieser Disharmonie finden und sie entfernen.

Wir entdecken, daß genau so, wie die Vergegenwärtigung des Guten im Ausdruck der oben aufgezählten geistigen Eigenschaften enthalten ist, Elend der Ausdruck der gegenteiligen Eigenschaften ist, die ebenfalls im fünften Kapitel des Briefes an die Galater aufgezählt sind und die „Werke des Fleisches” genannt werden. „Die Werke des Fleisches ... sind: Ehebruch, Hurerei, Unreinigkeit, Unzucht, Abgötterei, Zauberei, Feindschaft, Hader, Neid, Zorn, Zank Zwietracht, Rotten, Haß, Mord, Saufen, Fressen und dergleichen, von welchen ich euch habe zuvor gesagt und sage noch zuvor, daß, die solches tun, werden das Reich Gottes nicht erben”. Das Beherbergen irgend einer dieser falschen Denkweisen in unserem Bewußtsein führt zu einem Gefühl des Mangels oder dessen, was wir menschliches Bedürfnis nennen. Die unendliche Versorgung steht immer zur Verfügung und kommt in der „Frucht des Geistes” zum Ausdruck. Das einzige menschliche Bedürfnis, das wir tatsächlich je haben können, ist das Bedürfnis der Befreiung unseres Denkens von diesen hindernden „Werken des Fleisches”, damit Gottes Versorgung mit rechten Ideen unser Denken erfüllen kann.

In diesem Verfahren gibt es nichts Geheimnisvolles oder Übernatürliches. Es besteht einfach im Ersetzen falscher Gedanken durch wahre. Dies ist unser Bedürfnis und Erfordernis, ehe wir die Segnungen verbesserter Zustände ernten können. Laßt uns aufhören, den Körper zu betrachten, um zu sehen, warum er nicht gesund wird, aufhören, nach Glück zu trachten, aufhören, uns um das Geld in der Tasche zu kümmern, das so wenig scheint, wo wir doch anscheinend so viel brauchen, und laßt die göttliche Liebe durch Widerspiegeln ihrer Eigenschaften in unserem Leben unsere menschlichen Bedürfnisse befriedigen! Ist eines unserer menschlichen Bedürfnisse bessere Gesundheit? Dann laßt uns dieses Bedürfnis durch Widerspiegeln der Eigenschaften Gottes oder der „Frucht des Geistes” in unserem Leben befriedigen! Bedürfen wir des Glücks und des Friedens? Wiederum versorgt uns die „Frucht des Geistes” mit dem Heilmittel. Was auch immer unsern Fortschritt hindern, uns von der Erfüllung unserer Pflichten abhalten oder unser Wachstum in irgend einer Richtung begrenzen möchte, weist auf einen Mangel an der „Frucht des Geistes” in unserem Leben hin, auf einen Mangel, der jedoch nur scheinbar ist, da die göttliche Liebe stets für diese Eigenschaften gesorgt hat und uns immer überreichlich damit versorgen wird, wenn wir ihnen nur den Platz einräumen.

Unsere größte Schwierigkeit liegt in unserer Abneigung, die nötige seelische Anstrengung zur Besserung unseres Gedankenzustandes zu machen. In Wissenschaft und Gesundheit (S. 218) sagt Mrs. Eddy: „Das Heilen von Sünde, wie von Krankheit wird dadurch erschwert, daß das menschliche Gemüt der der Selbsterziehung abgeneigte Sünder ist und glaubt, daß der Körper unabhängig vom sterblichen Gemüt krank sein kann, und daß das göttliche Gemüt keine Rechtsgewalt über den Körper hat”. Doch in dem Augenblick, wo wir diese Abneigung überwinden und beginnen, unsere falschen Gedanken durch die wahren zu ersetzen, finden wir, daß unser menschlicher Zustand sich bessert, daß unsere menschlichen Bedürfnisse befriedigt werden.

Müßten wir warten, bis wir die göttliche Liebe vollständig verstünden und wir genügend Demut erworben hätten, um sie in unserem Leben vollständig auszudrücken, ehe wir beginnen, die Segnungen unserer Bemühungen zu ernten, so könnte man glauben, wir hätten in diesem materiellen Dasein nur geringen Lohn, und der Himmel würde immer noch weit entfernt und unerreichbar scheinen. Doch die Christlichen Wissenschafter haben erkannt, daß die göttliche Liebe beginnt, ihre menschlichen Bedürfnisse in dem Augenblicke zu befriedigen, wo sie beginnen, ihr Leben nach einem höheren Vorbilde zu gestalten. Um die göttliche Liebe bewußt in unserem Leben widerzuspiegeln, muß alles, was das Gegenteil der Liebe ist, aus unserem Denken entfernt werden. Wenn wir begonnen haben, Haß, Bosheit, Ungerechtigkeit, Eigendünkel u. dergl. zu meistern, was geschieht dann? Es besteht nicht der geringste Zweifel, daß mit dem Verschwinden dieser störenden Eigenschaften unsere Gesundheit sich bessert, unser Friede sicherer wird, unsere Arbeit besser ausfällt, unsere Geschäftsverhältnisse sich festigen.

In dieser Weise befriedigt die göttliche Liebe unsere menschlichen Bedürfnisse. Der Kampfplatz ist in unserem eigenen Denken. Nichts kann rechtes Denken vereiteln, nichts kann es hindern oder zum Aufhören bringen; und sobald es in unserem Bewußtsein zu wirken beginnt, werden unsere menschlichen Bedürfnisse befriedigt. So, wie unser Denken sich bessert, bessert sich alles, was zu uns gehört; doch Selbsterkenntnis und Ehrlichkeit sind unbedingt notwendig, ehe wir dauernden Fortschritt machen können. Es liegt an uns, die „Frucht des Geistes” hervorzubringen, und nichts kann uns davon abhalten, dies zu lernen. So, wie wir uns erheben, ändern sich mit unserem Wachstum unsere Bedürfnisse; und die göttliche Liebe befriedigt sie immer!

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