Im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch, „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 380) macht Mrs. Eddy folgende auffallende Erklärung: „Vor vielen Jahren machte die Verfasserin eine geistige Entdeckung, deren wissenschaftliche Augenscheinlichkeit zu dem Beweis anwuchs, daß das göttliche Gemüt Gesundheit, Harmonie und Unsterblichkeit im Menschen erzeugt”. Ja, eine herrliche geistige Entdeckung war es in der Tat, daß des Menschen „Gesundheit, Harmonie und Unsterblichkeit” unmittelbar Gott, dem göttlichen Gemüt, zuzuschreiben sind! Wenn wir darüber nachdenken, kommen uns die Worte des Apostels Paulus in seiner Rede an die Männer von Athen auf dem Gerichtsplatz in den Sinn, wo er von Gott sprach als dem, der „jedermann Leben und Odem allenthalben gibt”, und auch die Worte Jeremias: „Aber dich will ich wieder gesund machen und deine Wunden heilen, spricht der Herr”. In diesen Aussprüchen wird Gott als der Geber der Gesundheit und der Verleiher des Lebens anerkannt.
Die Frage der Gesundheit läßt sich von verschiedenen Gesichtspunkten aus betrachten. Zuerst kann sie wohl vom Gesichtspunkte absoluter Wissenschaft aus betrachtet werden. Die Christliche Wissenschaft offenbart Gott als das unendliche und vollkommene Gemüt, als den Schöpfer alles Bestehenden, und sie hält die Schöpfung, einschließlich des Menschen, für vollkommen, gleichwie der Schöpfer vollkommen ist. Dies ist dasselbe, als wenn man sagen würde, der Mensch, der wirkliche oder geistige Mensch, der Gottes Schöpfung ist, besitze alles Gute, einschließlich „Gesundheit, Harmonie und Unsterblichkeit”. Nichts kann diese geistige Tatsache ändern, nichts kann sie zerstören. Sie war stets wahr, sie ist jetzt wahr, sie wird immer wahr sein. Da es in der Christlichen Wissenschaft eine grundlegende Wahrheit ist, daß Gott und Seine Schöpfung, der Mensch, vollkommen sind, so ist es notwendig, diese Wahrheit zu wissen, wenn man wie Christus Jesus die Kranken heilen will.
Ein anderer Gesichtspunkt, von dem aus die Frage der Gesundheit betrachtet werden kann, ist folgender: die Menschen denken zweierlei Gedanken, gute und böse. Wenn sie gute Gedanken denken,—d. h. Gedanken, die liebreich ehrlich, rein, aufrichtig, mitfühlend, geistig sind,—was ist die Folge? Gesundheit und Harmonie. Wenn sie aber böse Gedanken denken,—d. h. Gedanken, die lieblos, unfreundlich, unehrlich, unrein, ungerecht, ungeistig sind,—was tritt dann ein? Krankheit und Disharmonie. Es gibt ein unabänderliches geistiges Gesetz, das bestimmt, daß rechtes Denken seinen eigenen Lohn und unrechtes Denken seine eigene Strafe in sich trägt. Da aber Gott das unendliche Gemüt ist, so muß der Mensch, der die Schöpfung oder die Idee des Gemüts ist, das göttliche Gemüt widerspiegeln. Daher rührt jeder rechte Gedanke oder jede gute Eigenschaft in unserem Denken vom göttlichen Gemüt her. Hieraus folgt also, daß, da gute Gedanken Gesundheit und Harmonie erzeugen, diese unmittelbar Gott, dem göttlichen Gemüt, zuzuschreiben sind.
Die Wichtigkeit der von den Christlichen Wissenschaftern mit tiefem Dank anerkannten Entdeckung der Mrs. Eddy wird allmählich von der ganzen Welt anerkannt. Zweifellos wird sie manchmal mißverstanden, so z. B. wenn jemand ihr Heilverfahren—das Verständnis der Gesetze des göttlichen Gemüts—mit den Scheinwirkungen des sogenannten menschlichen Gemüts verwechselt. Doch ist gewiß, daß durch beharrliches Vergegenwärtigen der großen Wahrheiten des geistigen Seins seitens der Christlichen Wissenschafter überall im Denken der Menschen über die Frage der Gesundheit eine stille Umwälzung vor sich geht, was am Abnehmen des Einflusses materieller Lehren auf sie erkennbar ist.
In ihrem Buche „Retrospection and Introspection” (Rückblick und Einblick, S. 64) schreibt Mrs. Eddy: „Es ist wissenschaftlich, in bewußter Harmonie, in der gesundheitspendenden, todlosen Wahrheit und Liebe, zu verweilen. Um dies zu tun, müssen die Sterblichen zuerst allen trügerischen Formen, Verfahren und Tücken des Irrtums gegenüber die Augen öffnen, damit die Trugvorstellung, der Irrtum, vernichtet werden kann. Geschieht dies nicht, so fallen die Sterblichen dem Irrtum zum Opfer”. Mrs. Eddy war keine Schwärmerin in dem Sinne, daß sie unvernünftig und unpraktisch war. Niemand blickte je den Irrtümern des sterblichen Sinnes offener ins Gesicht als sie. Infolgedessen ermahnt sie alle Schüler der Christlichen Wissenschaft, d. h. diejenigen, die die Wahrheit über Gott, das göttliche Gemüt, als die Quelle der Gesundheit des Menschen angenommen haben, nicht die Augen gegen die Formen und Verfahren des scheinbaren Irrtums zu verschließen. Im Gegenteil, wiederholt weist sie in ihren Schriften auf die Notwendigkeit des Aufdeckens dieser Formen und Verfahren des Irrtums hin, jedoch nur zu dem ausdrücklichen Zweck, im Lichte der Allheit Gottes, des Guten, die die Christliche Wissenschaft so klarmacht, ihre Nichtsheit zu erklären.
Wenn also Krankheit einzutreten scheint, kehrt der Christliche Wissenschafter dem, der daran glaubt, sozusagen nicht den Rücken; vielmehr erkennt er, daß es sich hier anscheinend um jemand handelt, der an etwas glaubt, was nicht wahr ist, an etwas, was im göttlichen Gemüt keine Grundlage hat—da Gesundheit durch das Gemüt erzeugt wird. Demgemäß leugnet er sofort die Lüge und ersetzt sie durch die Wahrheit, daß der Mensch vollkommen ist, daß der wirkliche Mensch schon jetzt „Gesundheit, Harmonie und Unsterblichkeit” genießt. Geschieht dies mit Überzeugung und Verständnis, und ist derjenige, der an Krankheit glaubt, für die Wahrheit empfänglich, so wird Heilung ganz bestimmt eintreten.
