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Ordnung

Aus der Juni 1927-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Ein wohlbekanntes Sprichwort lautet: „Ordnung ist des Himmels erstes Gesetz”. Über diesen Spruch schrieb unsere Führerin Mary Baker Eddy in „Retrospection and Introspection” (S. 87): Er „ist so ewig wahr, so feststehend, daß er etwas Selbstverständliches geworden ist, und die darin enthaltene Weisheit erweist sich als ebenso einleuchtend in der Religion und in der Gelehrsamkeit wie in der Sternkunde oder in der Rechenkunst”.

Während wir diese Selbstverständlichkeit wohl bei den Sternenbahnen oder bei der Lösung von Rechenaufgaben voraussetzen und, wenn auch nur schwach, ihren Wert als Führer oder brauchbare Regel sowohl in menschlichen Angelegenheiten im allgemeinen als auch in Religion und Wissenschaft im besonderen erkennen, sind wir wohl trotzdem sehr geneigt, heutzutage eher Weltwirrwarr als Weltordnung für die passende Bezeichnung der materiellen Weltaussichten zu halten. Wir mögen darüber erstaunt sein, können es sogar beklagen; doch fragen wir uns denn überhaupt je, was wir dazu beitragen, wahre Ordnung aufrechtzuerhalten? Wenn wir innehalten und dieser Frage ernste Beachtung schenken, finden wir dann nicht leicht, daß sich viele von uns vom Strome treiben lassen und vielleicht zufrieden sind, wenn sie auf die herkömmliche materielle Art und Weise Ordnung zum Ausdruck bringen? Spielt sich unser häusliches Leben glatt ab, verläuft unsere Berufstätigkeit planmäßig, sind unsere materiellen Angelegenheiten durchaus vorbildlich, so können wir wohl glauben, wir tragen in befriedigender Weise dazu bei, aus dem allgemeinen Wirrwarr Ordnung zu schaffen. Doch ist dies alles, was zur Ordnung gehört? Ist dies die Ordnung, die „des Himmels erstes Gesetz” ist?

Wendet sich jemand, der ordnungsmäßig erzogen worden ist, der Christlichen Wissenschaft zu, so wird er wohl sein geordnetes Wesen beibehalten und sich vielleicht so täuschen lassen, daß er denkt, er bringe tatsächlich einen wissenschaftlichen Sinn von Ordnung zum Ausdruck, indem er sich einredet, ordnungsmäßiges Handeln müsse aus ordnungsmäßigem Denken hervorgehen. Doch genau so, wie die ägyptischen Zauberer versuchten, die durch Mose bewirkten Wunder nachzuahmen, versucht das sogenannte menschliche Gemüt das göttliche Gemüt nachzuahmen. Es hat daher seinen eigenen Begriff von Ordnung, einer Ordnung, die das Ergebnis materieller Erziehung ist. Richtet der Schüler der Schüler den Scheinwerfer der Wahrheit auf die Lage, so kann er sehr leicht entdecken, daß seine Gemütsverfassung wohl alles andere als in Ordnung ist. Er kann sogar zu denen gehören, die sich dem Vorwurf Spencers aussetzen: „Ist jemandes Wissen nicht in Ordnung, so wird seine Gedankenverwirrung um so größer sein, je mehr er weiß”. Der Schüler erwacht dann zu der Tatsache, daß, wenn ordnungsmäßiges Handeln wünschensund empfehlenswert ist, ordnungsmäßiges Denken noch viel wertvoller sein muß! Jesus sagte: „Dies sollte man tun und jenes nicht lassen”.

Wenn dieses Erwachen kommt, beginnt der Schüler zu erkennen, daß vollkommene Ordnung nicht materiell, sondern seelisch oder geistig ist, und er lernt bald verstehen, daß die Ordnung, die „des Himmels erstes Gesetz” ist,—die Ordnung jenes Gemüts, von dem es heißt: So es „spricht, so geschieht’s”, des Gemüts, das in Christus Jesus war, und das dem stürmischen Meere gebot: „Schweig und verstumme!”, die Ordnung, die jeden Gedanken im Einklang mit Gott erhält,—auf das Gebot gegründet ist: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben”. Es leuchtet dann ein, daß man zwar sehr erfahren im In-Ordnunghalten von Kommodeschubladen und Schreibpulten sein kann, trotzdem aber versäumt, das Gebot, Gott über alles und seinen Nächsten wie sich selbst zu lieben, zu befolgen. Man verurteilt vielleicht seinen Bruder wegen körperlicher Unordnung—macht also aus Unordnung eine Wirklichkeit—, statt daß man liebevoll seine wirkliche Selbstheit als Kind Gottes sieht, das immer vom göttlichen Prinzip regiert wird, immer Frieden, Geduld, Ruhe und jene das Göttliche widerspiegelnde rechte Tätigkeit zum Ausdruck bringt, die jeder Idee ihren rechten Ort zuweist und sie zu allen Zeiten zur Ausführung ihrer rechten Arbeit anhält.

Um diesen geistigen Ordnungssinn zu gewinnen, muß man sich Vollkommenheit zum Ziele setzen. Man muß bereit sein, den falschen menschlichen Begriff durch den göttlichen zu ersetzen, nicht allein in dem, was man wichtigere Dinge nennen könnte, sondern auch in den kleinsten Einzelheiten des Lebens. Paulus sagte: „Lasset alles ehrbarlich und ordentlich zugehen”, also nicht einiges, sondern „alles”! Das Gemüt Christi regierte jede Handlung Jesu. Und man bedenke, was er vollbrachte! Das Evangelium des Johannes schließt mit folgenden Worten über Jesu Werke: „So sie aber sollten eins nach dem andern geschrieben werden, ... die Welt würde die Bücher nicht fassen, die zu schreiben wären”. Jesus gehorchte immer der göttlichen Ordnung, daher brauchte er nicht den zurückgelegten Weg zurückzugehen oder sein Werk zu wiederholen. Man bedenke nur, was für ein erstaunliches Werk auch unsere Führerin Mrs. Eddy durch ihr ordnungsmäßiges Denken und Leben vollbrachte!

Daß man nur einen menschlichen Sinn von Ordnung zu bekunden scheint, ist kein Grund zur Entmutigung oder Bestürzung. Durchaus nicht! Wer von Jugend auf ordnungsmäßige Wege einschlägt, bringt den ihm bewußten höchsten Sinn von Ordnung zum Ausdruck. Das Verlangen nach rechter Ordnung, wie es sich auch ausdrücken möge, ist aus Gott geboren; daher ist ein solches Verlangen ein Gebet, das da hungernd nach Gerechtigkeit—nach rechtem und ordnungsmäßigem Denken—ausgeht. Wird es erhört? Wahrlich, Gott ist gut, und Gott kennt unsere Bedürfnisse, ehe wir Ihn bitten. Steht unser Denken der rechten Idee einmal offen, so muß sich diese Idee im Bewußtsein entfalten. Wenn wir Gott den ersten Platz in unserem Denken einräumen, wenn wir bestrebt sind, den Willen Gottes zu erkennen und zu tun und uns der göttlichen Immergegenwärtigkeit bewußt zu sein, wenn wir Gott beständig preisen, beständig Sein Bild und Gleichnis überall sehen, immer die Schönheit der geistigen Schöpfung sehen, beginnen wir, etwas von jener vollkommenen Ordnung zu erkennen, die das göttliche Gemüt widerspiegelt und fortdauernd, ewig, „gestern und heute und dieselbe auch in Ewigkeit” ist, oder wie unsere Führerin in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 323) sich ausdrückt: „Angesichts der unendlichen Aufgaben der Wahrheit halten wir inne—warten auf Gott. Dann dringen wir vorwärts, bis der schrankenlose Gedanke voll Entzücken dahinwandelt, und der unbeschränkrte, Begriff sich beschwingt, damit er die göttliche Herrlichkeit erreiche”.

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