Jedem menschlichen Bedürfnis, jedem Gebet, jeder Frage, jedem menschlichen Ruf nach Frieden und Ruhe kann durch die Wahrheit über Gott und den Menschen entsprochen werden. Der wirkliche Mensch hat, wie die Christliche Wissenschaft zeigt, jetzt alles Gute, worum die Menschen flehen. Daher ist es weise, festzustellen, was der Mensch Gottes schon hat.
Stellt sich Leiden oder Böses ein, so wäre es anscheinend das Gegebene, zu versuchen, es dadurch zu verdrängen, daß man das Bewußtsein mit etwas völlig Angenehmem erfüllt. Dies ist aber nicht das Verfahren der Christlichen Wissenschaft, die bei ihrer Heiltätigkeit den Irrtum dadurch zerstört, daß sie die ihr zugrunde liegende, die darüberliegende Wahrheit offenbart. Genau genommen macht die Christliche Wissenschaft nicht aus unharmonischen Sterblichen gesunde, wenn es auch den Anschein hat, auch macht sie nicht, um weiterzugehen, aus Sterblichen das Bild und Gleichnis Gottes. In Wirklichkeit heilt die Christliche Wissenschaft dadurch, daß sie uns zu dem erweckt, was wir sind, und was wir als die Kinder Gottes immer sein werden. Ein Sterblicher sagt vielleicht, er sei von einer Krankheit geheilt worden, und vom menschlichen Standpunkte aus hat er recht. Der Christliche Wissenschafter aber ist sich der Tatsache bewußt, daß sich die sogenannte Krankheit auf Grund des Verständnisses der Allheit Gottes und der gegenwärtigen Vollkommenheit des geistigen Menschen als unwirklich erwiesen hat. Der wirkliche Mensch leidet nie an Krankheit; denn Geistigkeit kann von irgend einem sogenannten materiellen Zustand nicht berührt werden. Bei jeder christlich-wissenschaftlichen Heilung wird etwas von der Sterblichkeit abgelegt und dadurch etwas von der Vollkommenheit des Menschen ans Licht gebracht.
Auf Seite 242 in „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany” schreibt Mrs. Eddy: „Solange du dich nicht für unsterblich erklärst, nicht verstehst, daß du unsterblich bist, kannst du nicht die Geistigkeit beweisen. Die Christliche Wissenschaft ist absolut. Sie befindet sich weder hinter dem Punkte der Vollkommenheit noch schreitet sie ihm entgegen. Sie befindet sich an diesem Punkte und muß von ihm aus betätigt werden. Wenn du nicht vollständig erkennst, daß du das Kind Gottes, also vollkommen, bist, haft du kein Prinzip zu beweisen, und kennst du keine Regel für seinen Beweis”.
Wir werden beständig von unseren Entscheidungen beherrscht, von dem, was wir als wahr oder wirklich ansehen. Zu lang haben wir uns für sterblich gehalten, und solange wir dies glauben, wird uns diese Unwahrheit auch weiterhin beherrschen. Die Christliche Wissenschaft kann jedoch dieses falsche Denken zerstören und das Bewußtsein zu seinem ursprünglichen Stand geistiger Freiheit und rechten Handelns erheben.
Wenn wir beginnen, uns mit dem Menschen näher zu befassen, können sich drei mögliche Schlußfolgerungen darbieten: erstens, der Mensch sei sterblich, zweitens. der Mensch sei eine Zusammensetzung aus dem Sterblichen und dem Unsterblichen, indem er sich von jenem zu diesem erhebe, drittens, der Mensch sei unsterblich. Nehmen wir die erste Schlußfolgerung an, so werden wir weiterhin Sünde, Krankheit und Tod erfahren. Daß die Menschen von dieser Erfahrung nicht befriedigt sein können, wird überall durch ihre fast übermenschliche Anstrengung, diese Übel loszuwerden, bewiesen.
Auch die zweite mögliche Schlußfolgerung—der Mensch sei eine Zusammensetzung aus dem Sterblichen und dem Unsterblichen und gehe aus der Sterblichkeit hervor—ist nicht wahr und darf uns nicht beherrschen. Denn nur die bestimmte Wahrheit über den Menschen kann unser Leben harmonisch gestalten. Aus diesem Grunde müssen wir die dritte Schlußfolgerung, die Tatsache, daß der Mensch unsterblich und vollkommen ist, annehmen. In keiner Hinsicht ist der wirkliche Mensch sterblich, in keiner Weise und in keinem Maße ist er eine Zusammensetzung aus Materie und Geist, einen Ausweg aus einem gefallenen Zustande suchend. Denn Gottes Idee, der Mensch, ist jetzt und immerdar vollkommen, sündlos, unsterblich. Die dritte Schlußfolgerung, die die Unsterblichkeit des Menschen erklärt, ist die annehmbare, diejenige, womit wir unsere geistige Wesenseinheit beweisen müssen.
Ohne weiteres räumen wir ein, daß der Mensch, Gottes Bild, vollkommen ist; doch wir sind geneigt, zu glauben, dieser Mensch sei in weiter Ferne, und wir werden diesen vollkommenen Zustand vielleicht einst durch Beweis erreichen. Es ist wahr, daß wir die Wirklichkeit des vollkommenen Menschen durch Bewies dartun werden; doch unser Beweis muß auf die allumfassende und ewige Vollkommenheit des Menschen gegründet sein. Die gegenwärtige Tatsache, daß der Mensch tatsächlich vollkommen ist, ist für uns von größter Wichtigkeit; denn wir suchen keinen weitentfernten, sondern einen gegenwärtig zur Verfügung stehenden Himmel. Johannes bezeugte diese Wahrheit, als er sagte: „Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder”.
Wünschen wir uns Gesundheit, Wohlergehen, Glück, so müssen wir die Wahrheit über unser wirkliches Selbst erklären, müssen wissen, daß wir als die Kinder Gottes diese Dinge jetzt haben,—daß sie gegenwärtige Wirklichkeiten sind,—und in dieser Weise müssen wir unser Denken über uns selbst auf das einstellen, was wahr ist, und wir dürfen nicht davon abweichen. Zu oft schien es, als ob wir uns mit der Materialität wesenseins erklärten, und wir litten darunter. Aber die Christliche Wissenschaft fordert uns auf, uns als Bild Gottes zu erkennen und bei dem, was wir erkennen, zu bleiben.
In „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 407) sagt Mrs. Eddy: „Laß das vollkommene Vorbild an Stelle seines demoralisierten Gegenteils in deinen Gedanken gegenwärtig sein. Diese Vergeistigung des Gedankens läßt das Licht ein und bringt das göttliche Gemüt, bringt Leben nicht Tod, in dein Bewußtsein”. Wenn wir uns also das vollkommene Vorbild vor Augen halten und unsere Schlußfolgerungen beständig mit dem wahren Vorbild vergleichen, werden wir immer fähiger werden, zu beweisen, daß wir das sind, wozu uns Gott geschaffen hat. So können wir von Gott regiert werden, und wir können beweisen, daß wir mit Ihm eins und nicht von Ihm getrennt sind.
Was auch immer das geistig, das wirklich Gute sei, wonach wir verlangen, laßt uns wissen, daß wir es als Gottes Kinder schon haben! Ist unser Bedürfnis Gesundheit, so laßt uns unserem Vorbild, dem vollkommenen Menschen, zuwenden, und wir werden sofort wahrnehmen, daß der Mensch Gesundheit hat, und daß wir daher als die Kinder Gottes jetzt unzerstörbare Gesundheit haben. Möchten wir von Sünde frei sein, so finden wir, wenn wir uns der Wahrheit über den Menschen zuwenden, daß das Kind Gottes unmöglich sündhaft sein kann. Laßt uns gerade in derselben Weise unsere Wesenseinheit mit der Wahrheit erkennen, die notwendig ist, um jedes irrige Sinnenzeugnis zu zerstören! So werden Beweise durch das Wirken des Gesetzes Gottes erbracht, erbracht, indem der Irrtum insbesondere durch das Verständnis der Wahrheit geleugnet wird.
Der Mensch widerspiegelt die unbegrenzten Eigenschaften Gottes, des Guten, deren viele heutzutage bekannt, andere aber aus Mangel an geistigem Verständnis offenbar noch unbekannt sind. Innerhalb unseres gegenwärtigen Erkenntnisbereiches gibt es jedoch göttliche Eigenschaften genug, die offenbaren können, wie herrlich der Mensch als das Bild und Gleichnis Gottes ist. Es ist daher gut, sich mit diesen uns bekannten Eigenschaften eingehend zu befassen und dadurch zu erkennen, daß wir sie tatsächlich jetzt haben. Dies kann geschehen, indem wir unsere Gedanken zu Gott erheben und uns vergegenwärtigen, daß der von Gott geschaffene Mensch immer gegenwärtig ist.
Dieses Sichbefassen mit den Eigenschaften des Menschen als der Widerspiegelung Gottes ist stets sehr lehrreich, und seine Ergebnisse sind durchaus anwendbar. Nehmen wir zur Veranschaulichung nur das eine Beispiel an, daß Undankbarkeit sich bemerkbar zu machen und es nichts zu geben scheine, wofür man dankbar sein könne. Sofort kann man von dem Vorrecht, sich dem vollkommenen Vorbild zuzuwenden, Gebrauch machen, um zu finden, daß der Mensch, Gottes Widerspiegelung, dankbar ist, voller Wertschätzung der ihm widerfahrenen Güte Gottes. Wird dies als die Wahrheit über den Menschen erkannt, so erweist sich der falsche Glaube, daß der Mensch undankbar sei, als Täuschung, da der Mensch, Gottes Idee, nie anders als dankbar sein kann. Prägt sich diese Tatsache dem Bewußtsein ein, so bietet sich sofort die Gelegenheit, sich mit dieser Wahrheit wesenseins zu erklären, und den augenblicklichen Zustand der Dankbarkeit des Menschen mit wirklicher Freude als den allein wirklichen anzunehmen. Beweisen wir diese Wahrheiten, so können wir freudig mit dem Psalmisten ausrufen: „Du bist der Schönste unter den Menschenkindern, holdselig sind deine Lippen; darum segnet dich Gott ewiglich”.
Indem wir uns mit dem vollkommenen Vorbild befassen, entdecken wir die Wahrheit über den Menschen, und wenn wir uns dann damit wesenseins erklären, beweisen wir, daß wir als das Bild Gottes in Wirklichkeit vollkommen, gesund, harmonisch, liebreich und liebenswert sind, und daß wir ein unbegrenztes Verständnis Gottes haben. Es ist ebenso wissenschaftlich, zu bekräftigen, daß wir unbegrenzte Empfänger des Guten, daß wir rein, frei und mit Vernunft ausgerüstet sind, wie zu wissen, daß wir Gottes Kinder sind. Es muß indessen im Bewußtsein klar festgehalten werden, daß Gott und Sein Gleichnis hier sind, daß der wirkliche Mensch alles Wirkliche, dessen die Sterblichen ermangeln, jetzt hat. Diese Art und Weise des Denkens ist überaus nützlich. Denn erklären wir uns mit irgend einer Wahrheit wesenseins, so wirkt diese Wahrheit sofort mit allmächtiger Kraft in unserem Leben. Jesus sagte: „Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch freimachen”. Erkenntnis der Wahrheit ist also das notwendige Erfordernis, und durch ihre eigene Tätigkeit befreit dann diese Wahrheit von den Annahmen eines von Gott getrennten Daseins.
Jesus wies seine Nachfolger nicht an, gewisse körperliche Dinge zu tun, um in den Himmel zu kommen, vielmehr verkündigte er eine Wahrheit: „Das Reich Gottes ist inwendig in euch”. Auch eine andere Wahrheit erklärte er in seinen Predigten: „Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist”. Aus diesen Leitsprüchen kann man erkennen, worauf die große Kraft des Lebenswerkes Jesu beruhte, das seine Wesenseinheit als Sohn Gottes bewies. Mehrmals erklärte er ausdrücklich, daß sein Vater und er eins sind. Er war sich dessen, was er war, bewußt; und da er die ewig bestehende Einheit Gottes und des Menschen erkannte, wurde er der Meistermetaphysiker. Da wir seine glorreiche Erfahrung als Beispiel vor Augen haben, brauchen wir nicht bei dem materiellen Sinnenzeugnis zu verweilen, sondern können uns immer mehr mit der Wahrheit über den vollkommenen Gott und den vollkommenen Menschen wesenseins erklären und vernehmen, wie Gott zu uns spricht: „Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe”.
