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Überwindung der Trägheit

Aus der August 1927-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Es herrscht heutzutage in der Welt ein großes Verlangen nach besseren Lebenszuständen, besserem Denken, besserer Gesundheit und besseren Sitten. Jeder möchte für sich und die Seinen das Beste haben. Wenige Eltern meinen, daß etwas, was für sie gut genug war, auch für ihr Kind gut genug sei. Ein anderer Grund jedoch, warum viele Menschen keinen richtigen Fortschritt machen, ist Mangel an zweckmäßigem Bemühen, an folgerichtigem, beständigem, christusähnlichem Bemühen, das auf die Vollendung des Guten gerichtet ist. Die Bedeutung des Ausdrucks „Trägheit”, wie er auf die Materie angewandt wird. ist vielen Menschen wohl bekannt. Er wird erklärt als „jene Eigenschaft der Materie, infolge deren sie [die Materie] in einem vorhandenen Ruheoder einem vorhandenen Bewegungszustande in der eingeschlagenen geraden Linie oder Richtung zu verharren strebt”. Derselbe Ausdruck kann wohl auf die Eigenschaft des Denkens, die dazu neigt, die Zeit zu vergeuden oder sich zu falschen, menschlichen Denkweisen verleiten zu lassen, angewandt werden.

Die Christlichen Wissenschafter müssen sich beständig gegen Gedankenträgheit schützen. Jahrelanges Beweisen und Betätigen bietet keine Gewähr für eine als vorhanden gedachte Sicherheit vor den Pfeilen des Bösen, wenn wir nicht täglich unsere geistige Verteidigung verstärken. „Alles, worum der Irrtum bittet, ist, daß man ihn in Ruhe lasse”, sagt unsere Führerin Mary Baker Eddy in dem Aufsatz „Wege, die vergeblich sind” in „The First Church of Christ, Scientist and Miscellany” (S. 211). Wiederholt finden wir in den Lehren Jesu und in denjenigen der Mrs. Eddy die beständige Ermahnung, wachsam und andächtig zu sein. „Das sage ich [euch] allen: Wachet!” war die Botschaft, die Jesus seinen Jüngern oft gab, und auf die Mrs. Eddy in allen ihren Werken wiederholt großen Nachdruck legt, wie die Worte in ihrer Botschaft an Die Mutter-Kirche für 1900 (S. 2) zeigen: „Das Lied der Christlichen Wissenschaft lautet: ‚Arbeitet, arbeitet, arbeitet, wachet und betet‘”.

Es genügt nicht, die Wahrheiten der Christlichen Wissenschaft in blindem Glauben anzunehmen. Ist unser Glaube an die Allheit des Guten lebendig, so handeln wir, wie wenn wir nur Gutes erwarten: wir unterhalten uns nur über das Gute und Wahre und erwähnen den Irrtum nur, um seine Unwirklichkeit darzulegen, um ihn als etwas zu zeigen, was zu zerstören ist; wir danken für „alle gute Gabe”, und wir füllen unser Leben mit den von uns bewiesenen Tätigkeiten des Guten so aus, daß wir die Einflüsterungen des Bösen unwillkürlich zurückweisen. Neben dieser lebendigen Tätigkeit guter Gedanken dürfen wir das nachdrückliche Leugnen der Ansprüche des Bösen nicht vernachlässigen.

Jesus sprach gewaltig zu jeder an ihn herantretenden Einflüsterung von Krankheit, Sünde, Tod oder weltlichem Ehrgeiz. Er zögerte nie, den Glauben an Fieber, Stummheit oder Pharisäertum sofort zurechtzuweisen. Obgleich sein geistiges Bewußtsein so klar war, daß er die Nichtsheit jedes Anspruchs der Krankheit oder der Sünde, der jemand zu unterjochen schien, augenblicklich wahrnehmen konnte, können wir dennoch dessen gewiß sein, daß die Gebete, die er an den Vater in den Stunden der Zurückgezogenheit von der Welt richtete, sowohl das Leugnen des Bösen als auch das Bekräftigen des Guten enthielten. Das vorbildliche Gebet, das er uns hinterließ, enthält nicht nur Lob, Bitte und Bestätigung, sondern auch die Überzeugung, daß das Böse über den, der sich an Gott um Befreiung wendet, keine Macht hat. Sogar die Seligpreisungen enthalten die Zurechtweisung oder Leugnung der durch die Verfolgung derer, die nach Gott trachten, zum Ausdruck kommenden Macht des Bösen.

Viele Lehren haben versucht, Verfahren zur Austreibung des Teufels zu ersinnen, und viel abergläubische Torheit hat den Glauben an die Macht des Bösen, die hilflose Menschheit anzugreifen, begleitet. Doch erst, nachdem die Christliche Wissenschaft der Welt gegeben worden war, gab es ein wissenschaftliches oder folgerichtiges Verfahren, uns gegen die Pfeile der Legion Teufel zu schützen, die, Opfer suchend, auf der Erde umherzugehen scheinen. Wenn wir danksagen für die unerwüdlichen Anstrengungen, die unsere liebe Führerin machte, um das Geheimnis des Bösen aufzudecken und zu zerstören, werden wir ihre Ermahnungen, den Harnisch des Wortes Gottes anzuziehen, umso ernstlicher beachten.

In diesem Zeitalter, wo es anscheinend eine Mehrheit auf seiten der materiellen Annahmen und sehr viele Anhänger des Glaubens an die Kraft des menschlichen Gedankens gibt, ist es erforderlich, daß viel beständige, wirksame, christlich-wissenschaftliche Denkarbeit geleistet werde, die auf die Wahrheit des einen unendlichen Gemüts, Gottes, gegründet ist. Wiederum lesen wir in Miscellany (S. 312): „Wenn man nicht wachsam ist gegen die Verfahren der bösartigen Tätigkeit des Denkens, die so tückisch arbeitet, daß wir ihre Einflüsterungen für die Antriebe des eigenen Denkens halten, läßt sich das Opfer, ohne es zu wissen, in der falschen Richtung treiben. Seid stets auf der Hut vor diesem Feind! Habt acht auf eure Gedanken und seht zu, ob sie euch zu Gott und in die Harmonie mit Seinen wahren Nachfolgern führen”.

Das Erkennen oder Gewahrwerden der Verfahren und Arten des Zuwerkegehens des Bösen darf nicht mit Furchtsamkeit verwechselt werden. Da ein solches Gewahrwerden durch das Verständnis der Allheit Gottes zustandegebracht wird, ist es vielmehr mit ruhigem Mut und klarem Blick ausgestattet. Es erkennt die Quelle alles Bösen und weiß, daß es „ein Lügner und ein Vater derselben” ist. Es weiß, daß eine Nachahmung keine Wirklichkeit, keine Substanz, keine wirkliche Tätigkeit und kein wirkliches Leben hat. Es erkennt, daß Gedanken, deren Früchte schlechte Gesundheit, böser Wille, Furchtsamkeit und Unzufriedenheit sind, mögen sie auch noch so schön in wohlwollende Unwissenheit, zeitraubende Gesprächigkeit oder irrige Gesetzgebung gekleidet sein, boshaft sind und überwunden und als machtlos bewiesen werden sollten. Diese geistige Wachsamkeit ist genau das Gegenteil der Gedankenträgheit, die der Übervorteilung, der falschen Werbetätigkeit und dem selbstischen Ehrgeiz erlaubt, sich in die Politik einzuschleichen, die die Zeit verträumt, während eine ruchlose Gesetzgebung in Kraft gesetzt wird, die in einem ziellosen Ruhezustand verharrt, während die Furcht eine Seuche ausbreitet, und die nur durch äußerste persönliche Not aufgerüttelt wird. Geistige Wachsamkeit ist sich bewußt, daß „eine Unze Vorbeugung soviel wert ist wie ein Pfund Heilung”, und wer sie betätigt, sagt täglich dank für die vorbeugende Kraft gotteingegebener Gedanken.

Die Gewohnheit der Trägheit oder der Untätigkeit des Denkens kann nicht in einem Augenblick abgelegt werden. Der Christliche Wissenschafter, der in seine Gesinnung hineinblickt und darin eine Spur davon findet, wendet sich an seine Lehrbücher und liest die Beschreibung und Erklärung der gegenteiligen Eigenschaft, nämlich des rechten Handelns oder der rechten Tätigkeit. Immer wieder lesen wir darin, daß alles wahre Handeln im göttlichen Gemüt ruht. Wenn wir das göttliche Gemüt bewußt widerspiegeln, das stets ruhevoll tätig ist,—das, da es das ewige und allgegenwärtige Leben ist, nicht als getrennt von Tätigkeit gedacht werden kann—brauchen wir kein Versinken in die Untätigkeit sterblichen Denkens, das eine Nachahmung der wirklichen Erkenntniskraft ist, zu fürchten. Um zu wissen, daß wir dieses stets tätige Gemüt selber widerspiegeln, müssen wir bereit sein, die Trümmer menschlicher Annahmen, menschlicher Befürchtungen und menschengemachter Lehren wegzuräumen,—die Trümmer, die sich an der Tür des Denkens anhäufen und drohen, das beständig scheinende Licht des Gemüts auszuschließen.

„Ohne Unterlaß beten” heißt nicht, alle unsere Tage auf den Knieen im Verborgenen zubringen, sondern das Denken beim Annehmen und Bekräftigen des wahren, geistigen Verständnisses des Menschen, und beim Zurückweisen und Leugnen alles Unwahren und Unharmonischen tätig erhalten. Arbeiten und „wachen und beten” heißt, in gewissem Maße beweisen, daß wir Wächter der Menschheit sind, daß wir auf dem Wachtturm des geistigen Lichtes Posten stehen.

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