Wer in einem fremden Lande reist, kann vielen Beleidigungen ausgesetzt werden. Er kann von Räubern überfallen werden, die ihn seiner Habe berauben möchten, er kann mit Gefängnis bedroht werden oder sogar in Lebensgefahr geraten. Unter allen diesen Umständen steht ihm ein Hilfsmittel zur Verfügung, dessen Wirksamkeit in der ganzen Welt anerkannt ist, nämlich Geltendmachung seines Bürgerrechts und Anrufung des Schutzes der Regierung, der er untersteht, und er kann, wenn seine Sache gerecht ist, sicher sein, daß jedes Mittel jener Regierung in dem notwendig erscheinenden Maße angewandt wird, um ihm den Genuß seiner Rechte zu gewährleisten. Dabei ist es gleichgültig, ob er hohen oder niederen Ranges ist,—sein Bürgerrecht bleibt in jedem Falle das gleiche. Ja, häufig braucht er weiter nichts zu tun als nur die Tatsache jenes Bürgerrechts zu erklären, um vollen Schutz vor dem, was ihn bedroht, zu erlangen. Die Gefahr wird angesichts der Erkenntnis, daß er seine Rechte kennt und beabsichtigt, darauf zu bestehen, verschwinden.
Wir alle reisen der Annahme nach in einem fremden Lande. Aber Mrs. Eddy hat sowohl unsern Stand als auch unser Ziel auf Seite 254 des christlich-wissenschaftlichen Lehrbuchs, „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift”, mit folgenden ungewöhnlichen Trostworten gekennzeichnet: „Pilgrim auf Erden, deine Heimat ist der Himmel”. Ja, wir alle sind heimwärts-wandernde Pilgrime, und unsere Reise führt durch ein Land, das nicht nur fremd, sondern auch feindlich ist; denn es steht der Annahme nach unter der Herrschaft des sogenannten fleischlichen Gemüts, das nach Paulus „Feindschaft wider Gott” ist. Da dies der Fall ist, können wir wohl geradeso wie die oben erwähnte Person überfallen werden, und wenn wir weise sind, verstehen wir, daß unser Hilfsmittel so sicher ist wie das Hilfsmittel jener Person. In erster Linie ist es notwendig zu erkennen, daß wir der göttlichen Regierung unterstehen und nichts anderem. und dann in verständiger Weise ihren Schutz anzurufen, da wir sicher sind, daß wir, wenn unsere Beweggründe und Ziele gerecht sind, den nötigen Schutz erhalten werden.
Aus verschiedenen Gründen tun wir dies nicht immer. Wir können uns wohl unseres Bürgerrechts und unserer dadurch begründeten Rechte bewußt sein, sind aber nicht geneigt, sie uns zunutze zu machen, weil wir nicht die Verantwortungen und Verpflichtungen übernehmen wollen, die sie auferlegen, und die uns wohl zu streng erscheinen. Diese „Feindschaft” der fleischlichen Gesinnung „wider Gott” drückt sich nicht immer durch etwas aus, was wir als wirkliche Verheerungen unserer Harmonie erkennen können. Im Gegenteil, sie ist geneigt, verlockende Formen anzunehmen, die uns betäuben und betören, die uns in ein Gefühl des Zufriedenseins mit der gegenwärtigen materiellen Umgebung hineinwiegen möchten und uns veranlassen, unsern heimwärts gerichteten Fortschritt auf eine „gelegene Zeit” zu verschieben. Befriedigung der Sinne und Behaglichkeit in der Materie lassen uns unterwegs zögern und uns womöglich gern im Lande des sterblichen Gemüts aufhalten. Dies kann so weit gehen, daß uns der Sinn des wirklichen Bürgerrechts verdunkelt und es uns schwer wird, unsere Rechte zu erkennen, wenn diese unbeständigen Dinge aufhören zu befriedigen, was schließlich eintreten muß. Andererseits kennen wir unsere Rechte vielleicht überhaupt nicht, oder wissen wir, wenn wir auch einige Kenntnis davon haben, dennoch die Mittel nicht, die anzuwenden sind, um sie wirksam in Kraft zu setzen.
Wir brauchen indessen in keiner dieser Lagen—in Stumpfheit, einem falschen Sicherheitsgefühl oder Unwissenheit—zu verharren, wenn wir die Lehren der Christlichen Wissenschaft, wie sie in ihrem Lehrbuch dargelegt sind, nur annehmen und treu befolgen. Indem die Christliche Wissenschaft die Behauptungen des sterblichen Gemüts aufdeckt und seine zerstörenden Ansprüche enthüllt, zeigt sie uns unser wahres Bürgerrecht und die Mittel, dieses und seinen Schutz mit Verständnis zu beanspruchen. Sie enthüllt uns den wahren und lebendigen Sinn jener Schriftstellen, die wir alle so oft, doch offenbar mehr nur als Worte als mit Wertschätzung ihres Wertes und ihrer Bedeutung, gelesen haben. Sie zeigt uns, daß uns als Kindern und Erben, die zum göttlichen Bild und Gleichnis geschaffen sind, Herrschaft gegeben ist uns wir nur dem Willen unseres Vaters untertan sind, daß dieser Wille immer gut ist, und daß wir Bürger Seines Reichs und Glieder Seines Hauses sind. Das Herz könnte wohl kein größeres Verlangen haben, als dies in sich schließt. Es ist uns jetzt unmöglich, uns seine Fülle auch nur annähernd vorzustellen.
Durch die Offenbarung der Christlichen Wissenschaft haben unzählige Tausende die Wirklichkeit dieser Offenbarung bewiesen, und sie beweisen sie täglich. Dadurch können wir sie als die Wahrheit des Seins erkennen, weil etwas Unwahres nie bewiesen worden ist und nie bewiesen wird. Ebenso können alle Kinder Gottes, weil sie alle in gleicher Weise an Seiner segnenden Herrschaft teilnehmen, wissen, daß sie sich dieselben Beweise zu eigen machen können, wenn sie treu bestrebt sind, es zu tun. Wir müssen wissen, was unser wirkliches Bürgerrecht ist, und was dieses uns gewährleistet, und dann müssen wir es geltend machen, nicht bloß krampfhaft oder zeitweilig, sondern beständig und zielbewußt. Da „wir nun Gottes Kinder sind”, wollen wir uns als solche erkennen, und wenn wir es tun, können wir zuversichtlich erwarten, daß jene Plünderer jeder Gestalt und Form, die uns unseres Friedens, unserer Gesundheit und unseres Glücks berauben wollen, sich entfernen und verschwinden. Dann werden wir dankbarer die Kraft der Ermahnung unserer verehrten Führerin wertschätzen (Wissenschaft und Gesundheit, S. 249): „Laßt uns frohlocken, daß wir der göttlichen ‚Obrigkeit‘ untertan sind”.
Wir werden indessen etwas Wesentliches übersehen haben, wenn wir Gehorsam nicht zu einer Bedingung gemacht haben, die dem Versuch, unser Bürgerrecht erfolgreich zu behaupten, vorausgehen muß. Nur treue Untertanen können den Schutz ihrer Regierung erwarten. Wie der Reisende durch seine Verufung geschützt ist, wenn seine Sache gerecht ist, so sind wir geschützt, wenn sich unsere Ziele und Neigungen als rein erweisen, und wenn wir ernstlich bestrebt sind, ein Leben zu führen, das dem Vater wohlgefällig ist. Sich bemühen, Gott und dem Mammon, dem Geist und der Materie, gleichzeitig zu dienen, muß unausbleiblich versagen. Wie lang und ernst das Suchen auch sei, unser heimwärtsführender Pfad und was dazu notwendig ist, kann unmöglich besser als in der folgenden Stelle unseres Lehrbuchs (S. 242) dargelegt werden: „Es gibt nur einen Weg zum Himmel, zur Harmonie, und Christus zeigt uns diesen Weg in der göttlichen Wissenschaft. Das heißt, keine andre Wirklichkeit kennen—kein andres Lebensbewußtsein haben—als das Gute, als Gott und Seine Widerspiegelung, und sich über die sogenannten Schmerzen und Freuden der Sinne erheben”.
