Oft hört man sagen, jemand erbringe seinen Beweis nicht, oder man läßt sich wohl einflüstern: Mein Beweis gelingt mir nicht. Ist dies aber immer wahr? Ist das, was nicht zustande kommt, vielleicht nicht ein bestimmtes Ergebnis, das man sich selbst vorgezeichnet hat, und ist gerade dieses unbedingt der wirkliche Beweis? Es kann sein, daß Mangel an den Gütern dieser Welt—an Geld oder an materiellen Besitztümern—Anspruch auf Wirklichkeit erhebt, und daß der Schüler kaum fähig scheint, standzuhalten, daß vielleicht eine körperliche Unfähigkeit nicht mit der erwarteten Schnelligkeit weicht, oder eine häusliche Verwirrung sich nur langsam zu entwirren scheint.
Ehe wir ein Urteil fällen, tun wir immer gut, uns zu vergegenwärtigen, daß alles, was überhaupt bewiesen werden kann, die Wahrheit ist; denn in jedem einzelnen Beweis wird eine Eigenschaft des göttlichen Gemüts in jedem besonderen Falle als wahr bewiesen. Laßt uns also, eingedenk der Tatsache, daß eine Eigenschaft des göttlichen Gemüts die als wahr zu beweisende Wahrheit ist, verständnisvoller darüber nachdenken, ob der Beweis erbracht wird oder nicht.
Unsere geliebte Führerin Mrs. Eddy sagt in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 411): „Die bewirkende Ursache und Grundlage aller Krankheit ist Furcht, Unwissenheit oder Sünde”. Sünde, Unwissenheit und Furcht beanspruchen in den meisten Krankheitsfällen gegenwärtig zu sein. Ist Furcht vorherrschend, so muß der Beweis darin bestehen, daß man ihren Ansprüchen entgegentritt und durch das Beweisen, daß der Mensch die furchtlose Idee Gottes ist, zeigt, daß diese Ansprüche falsch sind. Es kann viel Mut erfordern, dem göttlichen Prinzip, der göttlichen Liebe, treu zu bleiben; es kann viel Mut erfordern, angesichts scheinbar wohl begründeter tadelnder Urteile fähig zu sein, treu zu bleiben; es kann viel Mut erfordern, unerschütterlich treu zu bleiben, wenn Freunde einen verlassen und weltliche Besitztümer verloren gehen. Ist aber eine solche Treue nicht tatsächlich Beweisführung? Heißt es nicht, uneigennützige Liebe zu Gott beweisen, wenn man durch alle schwierigen Erfahrungen hindurch feststeht und treu bleibt?
Jesus, der größte Beweisführer reiner, selbstloser Liebe, den die Welt je gekannt hat, bewies seine Treue und seinen unerschütterlichen Glauben sogar über den Anspruch des Todes hinaus. Er bewies dadurch Gottes Kraft und Bereitwilligkeit, alle Ansprüche des Bösen zu zerstören. Sogar seine eigenen Verwandten zweifelten und glaubten, daß auch er seinen Beweis nicht erbringe. So stand auch Mary Baker Eddy in unserer Zeit allein, von Mangel, von der Ehrlosigkeit und Treulosigkeit derer, die ihr nahestanden, von lieblosem Tadel und Widerstreit von allen Seiten bedrängt, und auch sie hatte der Angst, der Furchtsamkeit und der Entmutigung entgegenzutreten. Doch sie war treu, und deshalb wurde ihr das Vorrecht zuteil, der Welt den Tröster, die göttliche Wissenschaft, zu bringen. Oft suchten Bekannte und Verwandte sie zu überzeugen, daß sie sich irre; aber sie stand fest und bewies bei jeder Versuchung Gottes Allheit und Allmacht.
Die Bibel erklärt: „Der Glaube ist die Substanz der Dinge, die man erhoffet” (engl. Bibel). Wenn dies wahr ist, und es ist wahr, ist dann nicht Beweis eine Sache des Glaubens—des Glaubens an Gott—, in jedem Falle ein Beweisen der wirklichen Substanz? Bekundet derjenige, der in der bösen Stunde feststeht, nicht Glauben und Mut? Sollten wir nicht dankbar sein, daß wir der Welt beweisen können, daß unser Glaube an Gott und den Menschen und unsere Liebe zu ihnen fest und treu ist? Mrs. Eddy erkannte klar, was wahrer Beweis ist; und sie schrieb in ihrem Buche „Miscellaneous Writings” (S. 19): „Wer sich zum Namen Christi bekennt, wer die göttlichen Ansprüche der Wahrheit und der Liebe im Sinne der göttlichen Wissenschaft dem Wesen nach angenommen hat, trennt sich täglich vom Bösen. Alle gottlosen Bemühungen mutmaßlicher Teufel können den Lauf jenes Lebens vom unaufhaltsamen Zufluß zu Gott, seiner göttlichen Quelle, nie ablenken”.
Fassen wir Mut und drängen wir vorwärts, erhalten wir den Blick klar, um die Eigenschaften des göttlichen Gemüts zu sehen, die unser Bruder bekundet, und helfen wir ihm in dieser Weise, anstatt ihn lieblos zu tadeln! Laßt uns wissen, daß er seinen Beweis erbringt, und daß die Bekundung sichtbar werden muß und wird! Laßt uns die Verheißung, die Jesus uns gab, nicht vergessen, noch an ihrer Erfüllung zweifeln: „Es ist niemand, so er verläßt Haus oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Weib oder Kinder oder Äcker um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der nicht hundertfältig empfange: jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker mitten unter Verfolgungen, und in der zukünftigen Welt das ewige Leben”.
