Der Schüler der Christlichen Wissenschaft lernt bald den Wert der Bekräftigung verstehen. Die Christliche Wissenschaft hat ihm den Unterschied zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen, zwischen dem Unsterblichen und dem Sterblichen, zwischen dem Stoff und dem Geist gezeigt; auch hat sie ihm gezeigt, wie man das eine ablehnt und am andern durch Bekräftigung der Wahrheit festhält, und er ist bestrebt, dieses Verfahren zu pflegen, es anzuwenden, indem er jede Art von Irrtum sowohl für sich als auch für andere zu überwinden trachtet. Er bedenkt die Worte der Mrs. Eddy (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 418): „Wahrheit ist bejahend und verleiht Harmonie. Alle metaphysische Logik wird durch diese einfache Regel der Wahrheit inspiriert, welche alle Wirklichkeit regiert”.
Obwohl nun der Schüler der Christlichen Wissenschaft den Wert der Bekräftigung der Wahrheiten des Seins kennt, läßt er sich dennoch den falschen Annahmen des menschlichen Gemüts gegenüber nicht verblenden. Er weiß gut, wie diese Irrtümer des körperlichen Sinnes die Menschen täuschen; er weiß gut, wie sie die mannigfachen Übel, die das Menschengeschlecht heimsuchen, hervorzubringen scheinen; er weiß gut, daß sie, wenn sie nicht durch bekräftigende Wahrheit zerstört werden, mit dem enden, was die Sterblichen Tod nennen. Und er weiß auch, daß die Menschen weiter alle Arten von Leiden erdulden, weil sie beständig glauben, daß das wirklich sei, was unwirklich ist, nämlich der Stoff, und daß sie aus Mangel an geistigem Verständnis unfähig sind, die Wahrheiten des unsterblichen Seins auf diesen irrigen Glauben anzuwenden.
Betrachten wir den Glauben an Krankheit, einen Glauben, der den Sterblichen gemeinsam ist. Die Christliche Wissenschaft erklärt, daß, da Gott das unendlich Gute ist, Krankheit kein Teil Seiner Schöpfung ist,— daß sie unwirklich ist. Sie erklärt auch, daß der Mensch — der wirkliche Mensch —, weil er das Ebenbild Gottes ist, vollkommen ist. Daraus geht hervor, daß alles, was nicht gut ist, nie ein Teil des Menschen sein kann. Daher kann Krankheit, die nicht gut ist, nie ein Teil des Menschen sein. Man darf nur die Vollkommenheit des Menschen und die Unwirklichkeit der Krankheit zugeben, und sofort ist man imstande, die Wahrheit zu bekräftigen, daß der wirkliche Mensch — und der wirkliche Mensch ist der einzige Mensch, den es gibt — nie der Heilung bedarf, daß er stets harmonisch und gesund ist. Daher ist christlich-wissenschaftliche Behandlung kein Bemühen, den Menschen zu behandeln, sondern vielmehr die große geistige Tatsache zu beweisen, daß der Mensch, die Widerspiegelung Gottes, nie der Heilung bedarf.
Überlegen wir wiederum die Frage der Sterblichkeit. Sterblichkeit gehört nun nicht zum Menschen, zur Schöpfung Gottes, sondern zum vermeintlichen Adamsgeschlecht, zu den sogenannten Sterblichen. Ist es dann richtig, zu bekräftigen, daß der Mensch unsterblich ist? Ja, es ist richtig; denn der wirkliche geistige Mensch kann ebensowenig sterben wie sein göttliches Prinzip, Gott. Was für eine Entstellung der christlich-wissenschaftlichen Betätigung es doch wäre, wenn ein Christlicher Wissenschafter, der von jemand, der an die Möglichkeit des Todes glaubte, um Hilfe gebeten würde, zugäbe, daß der Mensch sterblich sei! Er würde sein Gewicht vollständig in die falsche Schale werfen, und könnte dem Notleidenden unmöglich helfen. Bekräftigte er aber die Wahrheit, still oder hörbar, daß der Mensch unsterblich ist, weil Gott sein Leben ist, und beharrte er bei seiner Bekräftigung, so würde er tun, was er sollte, um den Leidenden wiederherzustellen.
Ohne Einschränkung gebrauchte Christus Jesus die Worte: „Ich und der Vater sind eins”. Johannes schränkte die Erklärung nicht ein: „Nun sind wir Gottes Kinder”. Auch die Christliche Wissenschaft tut es nicht, wenn sie die unbedingte Einheit bekräftigt, die zwischen Gott und dem Menschen als Vater und Sohn, als Prinzip und Idee, besteht. Dies sind grundlegende Wahrheiten; und an sie hält sich der Christliche Wissenschafter trotz aller Einwände des sterblichen Gemüts. Wie der große Meister weiß auch der Christliche Wissenschafter, daß die Menschen durch Bekräftigung dieser Wahrheiten durch die Menschen die Furcht, die über ihnen schwebt und so viel Leiden verursacht, zerstören werden, und daß dadurch das Grauen vor der Sterblichkeit langsam aber sicher zerstört, die Langlebigkeit des Menschengeschlechts vergrößert und die Wahrheit folgender Worte unserer Führerin (Wissenschaft und Gesundheit, S. 545, 546) bewiesen wird: „Die Sterblichkeit des Menschen ist eine Mythe; denn der Mensch ist unsterblich”.
Die Christlichen Wissenschafter müssen stets auf der Hut sein, daß sie durch die Einflüsterungen des Irrtums nicht bestrickt werden. Die Begründungen des Bösen sind oft sehr heimtückisch, und keine sind es mehr als diejenigen, die ihnen einreden möchten, daß Krankheit und Sterblichkeit wirklich seien, und daß sie daher nicht versuchen sollten, diese Erscheinungsformen des Bösen durch bekräftigende Wahrheit zu überwinden. Sie sollten diese und alle ähnlichen Einflüsterungen als Lügen des fleischlichen Gemüts behandeln, das in Feindschaft mit Gott, dem göttlichen Gemüt, steht — Lügen, die nicht wert sind, geglaubt zu werden —, und sie sollten sie ersetzen durch die göttliche Wahrheit, daß der Mensch unsterblich ist, weil er nur dem Gesetz Gottes, des Guten, unterworfen ist. Bekräftigung der Wahrheit ist für den Christlichen Wissenschafter von größtem Wert; denn dadurch ist er imstande, allem, was die Allheit des Guten leugnen möchte, entgegenzutreten und es zu meistern.
