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Geduld

Aus der Mai 1929-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Eine der wünschenswertesten der liebevollen Eigenschaften ist Geduld. Sie verleiht einen doppelten Segen, indem sie dem, der sie ausübt, dadurch hilft, daß sie ihm Gleichmut, Freundlichkeit, Selbstlosigkeit, Verständnis, Liebe spendet, und den, der sie empfängt, dadurch segnet, daß sie ihm Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Freiheit bringt. Glücklich, in der Tat, ist der, dem Geduld widerfahren ist; denn ihm ist Gelegenheit geboten worden, nach bestem Ermessen ohne Furcht vor Krittelei weiterzuarbeiten oder zu warten, bis die rechte Zeit zum Handeln gekommen schien. Aber noch gesegneter ist, wer Geduld bewiesen hat; denn er hat dadurch ein Verständnis gewonnen, das Mangel an Geduld nicht zugelassen hätte.

In seinem 2. Briefe schreibt Petrus: „Reichet dar in eurem Glauben Tugend und in der Tugend Erkenntnis und in der Erkenntnis Mäßigkeit und in der Mäßigkeit Geduld und in der Geduld Gottseligkeit und in der Gottseligkeit brüderliche Liebe und in der brüderlichen Liebe allgemeine Liebe”. Auch Jesus fordert eindringlich Geduld. Und was ist diese wertvolle Eigenschaft, von der wir so sehr wünschen, daß wir sie an uns erfahren und an anderen üben? Sie ist Langmut gegen andere und unverdrossene Sorge für sie, trotz ihrer Schwächen und Fehler; sie ist die Fähigkeit, ohne Unruhe oder Unzufriedenheit Ereignisse abzuwarten; sie ist das Bewahren von Herzensgüte selbst im Falle gereizter Behandlung durch jemand anders. Geduldig sein heißt, ausdauernd und unermüdlich tatkräftig sein, in duldsamer, sanfter und standhafter Weise anderen helfen, in Bedrängnis stilles Ertragen und Langmut bewahren.

Im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 454) schreibt Mrs. Eddy: „Warte geduldig, bis die göttliche Liebe auf den Wassern des sterblichen Gemüts schwebt und den vollkommenen Begriff bildet. Geduld, aber soll fest bleiben bis ans Ende‘”. Geduld ist bereitwilliges Warten auf Vollkommenheit in der Gewißheit, daß Vollkommenheit besteht, und daß sie uns kund werden kann und wird. Wie nutzlos unser menschliches Planen im Lichte dieser Erkenntnis doch scheint! Wie notwendig es daher doch wird, daß wir geduldig auf den vollkommenen geistigen Begriff warten!

Um dies zu tun, müssen wir etwas von der Allmacht Gottes wissen. Denn wenn wir nicht glauben, daß Gott allmächtig ist, sind wir versucht zu glauben, daß eine andere Macht den vollkommenen Begriff hindern oder beeinträchtigen könne, mit andern Worten, daß ein unvollständiger oder unvollkommener Begriff in unserem Bewußtsein Raum finden könne. Geduld ist auch die Begleiterin der Erkenntnis der Allgegenwart Gottes, des Verständnisses, daß Gott immer so gegenwärtig war, wie Er jetzt überall gegenwärtig ist, unter scheinbar widrigen wie günstigen Umständen, bei unserem Bruder wie bei uns selber.

Wenn wir uns nicht der Allwissenheit Gottes, Gottes vollständiger Erkenntnis aller Wirklichkeit, bewußt sind, können wir nicht wahrhaft geduldig sein; denn wahre Geduld harrt der Widerspiegelung aller wahren Erkenntnis, sicher in dem auf geistiges Verständnis gegründeten Vertrauen anstatt sich auf unser eigenes oder eines andern menschliches Wissen zu verlassen und zu glauben, daß wir andere Menschen beherrschen oder von ihnen beherrscht werden können. Mrs. Eddy sagt in „Nein und Ja” (S. 8): „Sollte jemand zu blind gegen Belehrung sein, so wirf deine Perlen nicht länger vor diesen Zustand des sterblichen Gemüts, auf daß es sich nicht gegen dich wende und dich zerreiße; sondern segnend und hoffend laß den Unverständigen ruhig seiner Wege gehen, während du voller Gleichmut mit vermehrter Kraft, Geduld und Verständnis, durch deine Langmut gewonnen, vorwärts schreitest”.

Auch der wahre Begriff von Tätigkeit ist für Geduld notwendig. Da Gott alltätig ist, drückt der Mensch — Seine Widerspiegelung — wahre Tätigkeit aus. Alle Furcht, daß nichts getan werde, daß die notwendige Handlung nicht rechtzeitig stattfinde, ferner Annahmen von Stockung, Untätigkeit und Gleichgültigkeit werden überwunden durch die Erkenntnis, daß Gott immer tätig ist, und daß der Mensch dieses immer wirkende, immer gegenwärtige göttliche Prinzip widerspiegelt.

In seinem Briefe an die Römer sagt Paulus, daß „Trübsal Geduld bringt; Geduld aber bringt Erfahrung; Erfahrung aber bringt Hoffnung”. Wenn Geduld Erfahrung bringt, dann ist sie in der Tat wünschenswert; denn sie versetzt uns in einen Zustand wirklichen Teilnehmens, was soviel wie Erfahrung bedeutet. In „Miscellaneous Writings” (S. 124) drückt Mrs. Eddy denselben Gedanken aus. Sie erklärt dort: „Die letzte Handlung des Trauerspiels auf der Schädelstätte zerriß den Schleier des Fleisches und enthüllte das große Vermächtnis der Liebe an die Sterblichen: die Liebe, die ihren Feinden vergibt. Diese erhabene Handlung war der Höhepunkt des Christentums und ist es heute noch: sie befreit die Sterblichen; sie erklärt die Liebe; sie gibt dem Leiden göttliche Erleuchtung, der Geduld Erfahrung, der Erfahrung Hoffnung, der Hoffnung Glauben, dem Glauben Verständnis und dem Verständnis die siegreiche Liebe!”

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