Die zwei großen Eigenschaften der göttlichen Liebe Sanftmut und Zärtlichkeit werden zuweilen leicht übersehen. Dem falschen, menschlichen Sinn, der Gewalt und Drängerei verherrlicht, erscheinen sie eher schwächlich; in der Bibel aber und in den Schriften der Mrs. Eddy wird ihnen ihr richtiger Wert zugeschrieben.
Im Briefe des Jakobus lesen wir: „Die Weisheit aber von obenher ist aufs erste keusch, darnach friedsam, gelinde, läßt sich sagen, voll Barmherzigkeit”. Im Briefe des Apostels Paulus an die Galater finden wir die Worte: „Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit”. Und in den Psalmen heißt es: „Wenn du mich demütigest, machst du mich groß”. Die der Welt bekannten größten Menschen sind sanftmütig gewesen. Nach dem englischen Sprachgebrauch ist ein „Gentleman” (ein sanftmütiger Mann) der höchste Titel, den wir dem Mann geben können, der, wie jemand so schön gesagt hat, „alles sanftmütig, mit Liebe, tut”.
Jesus war ohne Zweifel der sanftmütigste und zärtlichste Mensch, der je auf unserem Erdball gewandelt ist; und in so vielen Berichten von seinen Heilungen lesen wir, daß er den Leidenden „anrührte”. Können wir uns den unaussprechlichen Segen und die unaussprechliche Sanftmut jener Berührung überhaupt vorstellen? Von dem Messias heißt es: „Das zerstoßene Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen”. Sanftmut und Zärtlichkeit treten ein und tun die heilende Arbeit, während Gewalt und Willenskraft umsonst anklopfen. Wie Mrs. Eddy in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 367) darlegt, ist es „ein freundliches Wort an den Kranken und die christliche Ermutigung desselben”, was dem Kranken not tut, um seine Befürchtungen zu besänftigen und seine Zweifel zu beseitigen.
Der sanfte Regen und der warme Sonnenschein bringen im Frühling die Blumen zur Entfaltung, während die starken kalten Winterstürme sie unerweckt lassen. Ganz besonders sollten wir hieran denken, wenn wir die Christliche Wissenschaft dem voreingenommenen Denken darbieten, das sich zu widersetzen scheint. Sanftmut und Zärtlichkeit wirken Wunder, wo eine starre Erklärung unserer Lehre überhaupt wirkungslos bleibt. Sanftmut schließt immer Sicherheit und Vertrauen in die Wahrheit, die wir erklären, in sich, während Aufdringlichkeit und Ungeduld wohl Zweifel und Ungewißheit in sich tragen.
In einem in „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany” (S. 247) veröffentlichten schönen Briefe „an einen ersten Leser” sagt Mrs. Eddy: „Nicht ein strenger, sondern ein liebevoller Blick macht die Menschen für deine Gabe empfänglich,— nicht so sehr Beredsamkeit als zärtliche Überzeugung befreit sie von ihrer Furcht”; und weiter unten fährt sie fort: „Das Wenige, das ich vollbracht habe, ist alles durch Liebe — selbstvergessende, geduldige, nicht strauchelnde Zärtlichkeit — geschehen”. Mögen wir von diesen schönen Eigenschaften der göttlichen Liebe so erfüllt sein, daß wir ihre himmlische Kraft und Anmut immer ausstrahlen!
Siehe, ich will sie heilen und gesund machen und will ihnen Frieden und Treue die Fülle gewähren.— Jeremia 33:6.
Und das ist die Verkündigung, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen, daß Gott Licht ist und in ihm ist keine Finsternis.—1. Johannes 1:5.
