Nachdem Jesus die Beschuldigung der Pharisäer, daß er durch Beelzebub, den Obersten der Teufel, heile, zurückgewiesen hatte, fügte er hinzu: „So ich aber durch Gottes Finger die Teufel austreibe, so kommt ja das Reich Gottes zu euch”. Wir fragen uns: Was ist dieser Finger Gottes? Es ist jeder Gedanke, der auf das Leben, die Liebe, den Geist hinund von deren Gegensätzen wegweist. Sehen wir auch nur einen Augenblick lang den Irrtum als wirklich an, so sehen wir vom Geist weg und auf den Stoff hin, vom Guten weg und auf das Böse hin, vom Himmel weg und auf die Hölle hin. Und doch gibt es in Wirklichkeit nur eine Art, alle Dinge wahrhaft zu betrachten; man kann nur auf eine Art denken, handeln, wachsen, lieben, nämlich auf geistige Art. Die Christliche Wissenschaft weist darauf hin, daß dieser Finger Gottes, des Guten, die Macht der Liebe ist, die Zweifel und Furcht vertreibt. Es ist das Wirken des göttlichen Prinzips im menschlichen Bewußtsein, das es zu Gott hinzieht. Es ist alles, was gesund, rein und weise ist.
In „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 299) schreibt Mrs. Eddy über die zwingende Macht der „Engel” oder erhabener Gedanken: „Mit weißen Fingern weisen sie aufwärts zu einer neuen und verklärten Zuversicht, zu höheren Idealen des Lebens und dessen Freuden”; und weiß ist zweifellos das Sinnbild der Reinheit und der Vollständigkeit. Ist unser Blick immer auf das Wahre gerichtet? Beherbergen wir unverbrüchlich geistige Ideen, die alle Zwietracht auslösschen?
Der Finger Gottes weist nie auf Furcht, Leiden noch auf widrige sittliche, Bewußtseinsoder körperliche Zustände hin. Wenn wir diesen tückischen Einflüsterungen Beelzebubs Glauben schenken, mißachten wir dann nicht die Engel Seiner Gegenwart, sind wir ihnen nicht ungehorsam? Aber dieses Lügengeflüster hat für den treuen Zeugen der Wahrheit keinen Schrecken und keine Anziehungskraft. Des Menschen liebreicher Vater-Mutter hegt nicht die geringste Befürchtung um irgend eine Seiner Ideen. Daher hat sie kein Hauch eines Irrtums von Ihm je erreicht. Warum sich dann nicht furchtlos und unaufhörlich an die Denkund Handlungsweise halten, auf die Gott, das Gute, zu allen Zeiten hinweist? Es liegt auf der Hand, daß Gott um Seine eigene Heiligkeit, Gesundheit und Sicherheit keine Furcht hegt, und der geistige Mensch ist sich nur dessen bewußt, was in der Allwissenheit des Gemüts inbegriffen ist. Hat man also Furcht, so beherbergt man in demselben Augenblick nicht Seine Engel. Nur Unwahrheit erzeugt Furcht; denn Furcht und Unwahrheit gehen Hand in Hand. Man ist nie um etwas Geistiges, Wirkliches und Ewiges in Sorge, und der Christliche Wissenschafter lernt Einflüsterungen, die über Gott und den Menschen unwahr sind, zurückweisen. Mrs. Eddy schreibt (Gedichte, S. 7):
„Es war der Liebe Finger, der sichtbar
Den Bogen der Verheißung auf die Wolke zog”.
Blicken wir nach der Wolke oder nach dem Bogen der Verheißung? Sehen wir auf körperliche Anzeichen oder auf scheinbar drohende Vorgänge irgend welcher Art? Sind wir dem, was wir bisher in der Christlichen Wissenschaft gelernt haben, ganz treu? Sagen wir zu Gott „ja” und zum Irrtum „nein”? Kommen wir jeder Forderung des göttlichen Prinzips nach, sobald wir sie erkennen? Achten wir auf den Finger der Liebe, daß er uns den Weg der Freiheit weise, wenn alles finster scheint? Denken wir über den geistigen Menschen oder über unvollkommene Sterbliche nach? Überwinden wir Selbstsucht und Eigenliebe? Bis jetzt können jedenfalls wenig Schüler der Christlichen Wissenschaft, wenn überhaupt welche, diese Fragen so mit ja beantworten, wie sie es wohl möchten; wenn aber göttliche Wünsche mit immer wahreren und liebevolleren Worten und Taten Hand in Hand gehen, dann wird Gottes Gesetz des Fortschritts befolgt, und „der Gerechten Pfad glänzt wie das Licht, das immer heller leuchtet bis auf den vollen Tag”.
Wie ermutigend es ist, daß uns an jedem Scheidewege die Fußtapfen des Meisters den rechten Weg weisen! Wir fragen uns: Wie hätte er unter diesen Umständen gedacht und gehandelt? Dem aufrichtigen Nachfolger wird sich der Weg immer zeigen. Christus Jesus, der demütige und mächtige Sohn Gottes, wartete auf das göttliche Prinzip, dasselbe Prinzip, das heute jedermann zugänglich ist. Mrs. Eddy schreibt (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 242): „Die Wegweiser der göttlichen Wissenschaft weisen den Weg, den unser Meister wandelte, und sie verlangen von den Christen den Beweis, den er lieferte, statt bloßer Bekenntnisse”. Da also Christus Jesus auf keine irrigen Einflüsterungen einging, selbst wenn sie ihn heftig bedrängten, so sollten auch wir, seine Nachfolger — Nachfolger desselben Prinzips — nicht darauf eingehen. Die Christliche Wissenschaft lehrt uns mild und weise sein im Umgang mit denen, die noch widerspenstig sind, die sich von den Vorwänden Beelzebubs noch beherrschen lassen, sich durch den angenehmen oder schmerzlichen Glauben an empfindenden Stoff noch täuschen lassen und sich vor dem Nichts noch fürchten, weil sie an der Allheit Gottes, des Guten, noch zweifeln. Gottes Finger ist nie der Finger der Verurteilung, der Bemängelung oder ungerechten Tadels,— er weist immer auf Erlösung hin.
Der Christliche Wissenschafter, der die göttliche Liebe widerspiegeln und sich auf Gott verlassen lernt, daß Er ihn geistig stärke, wird in allen Anstürmen treu sein. Kein gegen den Grundbau eines Leuchtturms rasendes Unwetter beeinträchtigt dessen wegweisendes Licht. Kein Sturm des Irrtums bringt das Licht der widergespiegelten Liebe zum Flackern, und selbst durch einen Nebel von Tränen hindurch achtet der, der treu wacht, auf den Finger Gottes, daß er seinen Weg lenke und ihn befähige, an der ihm durch die Christliche Wissenschaft geoffenbarten „neuen und verklärten Zuversicht” unerschütterlich festzuhalten.
