Vor einigen Jahren litt ich sehr an Blutungen. Ich bat eine christlich-wissenschaftliche Ausüberin, die mir bei anderen Krankheitsfällen augenblicklich geholfen hatte, um Hilfe; aber diesmal wich der Irrtum nicht. Es schien, als ob es schlimmer würde. Ich wußte aber, daß Gott unser Leben ist, und daß nichts dieses Leben vernichten kann. Es lag also an mir, und ich mußte den Irrtum oder das falsche Denken, das die Heilung hindern wollte, zu erkennen suchen.
Als mein Mann eines Abends nach Hause kam, sagte ich zu ihm, daß die Blutungen viel schlimmer geworden seien. Wir fingen nun an, nach der Ursache zu forschen, und fanden den Irrtum ganz tief im innersten Denken verborgen. Wir hatten uns das Recht angemaßt, über unsern Nächsten zu urteilen und zu richten, obgleich unser Meister sagt: „Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet”. Wir versuchten, den Splitter aus unseres Bruders Auge zu ziehen und wurden des Balkens in unserem Auge nicht gewahr. In demselben Augenblick, als wir dies erkannten, verschwand der Irrtum, und das Bluten hörte auf. Ich sagte zu meinem Mann, daß ich geheilt sei. Wir sahen ein, daß es also nicht immer am Ausüber liegt, wenn wir nicht gleich geheilt werden. Wir müssen mit dem Ausüber zusammenarbeiten und fleißig nach dem in unserem Bewußtsein sich verbergenden Bösen suchen; und wenn wir unsere Arbeit gut getan haben, wird die Belohnung folgen.
„Gib mir, o Gott, das sehend’ Aug’,
Der Seele klaren Blick,
Damit anstatt des Irrtums Trug
Vollkommenheit erschein’”.
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