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Mehr Liebe — ein Beweis des Fortschritts

Aus der März 1930-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Jeder ernste und aufrichtige Schüler der Christlichen Wissenschaft hat das Verlangen, vor allen Dingen in seinem Verständnis dieser Wissenschaft und in seiner Fähigkeit, ihre Wahrheiten im Alltagsleben anzuwenden, Fortschritt zu machen. Oft fragt er sich, ob er so schnell vorwärts kommt, wie er möchte, oder ob er bloß stehen bleibt. Es ist nicht immer leicht, diese Frage zu beantworten; denn manchmal kann man, von einer Flut irdischen Gedeihens fortgerissen, gegen den Mangel an wahrem, geistigem innerem Wachstum blind sein. Andererseits können Aufgaben so beharrlich und so groß scheinen, daß Entmutigung behauptet, es werde nichts erreicht. Oder es können sich dem Schüler zahlreiche Hindernisse in den Weg stellen, und er ist vielleicht versucht, stillzustehen und zu sagen, daß es zwecklos sei, sich weiter Mühe zu geben.

Zuweilen mag sich ein Schüler vorkommen, als steige er eine steile Treppe hinauf, komme nur langsam vorwärts und mühe sich ab, oben anzukommen. Er macht wohl unterwegs auf einem Treppenabsatz auf kurze Zeit Halt und ruht von seiner Anstrengung aus, und für den Augenblick mag er denken, er habe genug geleistet. In dem Gedanken, er habe einen genügend hohen Platz erreicht und das Gefühl der Ruhe und des Friedens sei der Lohn für seine Anstrengungen, hält er sich dort eine Zeit lang auf. Dann blickt er auf und sieht, daß er noch einen langen Weg vor sich hat. Er sieht, daß der Treppenabsatz nur ein kurzer Aufenthalt ist, von wo aus er das Erreichte überblicken kann, und er wird dadurch zum Weitergehen ermutigt. Ob wir vom Wohlbehagen weltlichen Gedeihens geblendet und dadurch in den Glauben eingelullt werden, daß die Aufgaben gelöst seien, ob wir andererseits so zu kämpfen haben, daß wir nur mit Mühe durch den Dampf der Schlacht hindurchsehen können, oder ob wir auf einem Treppenabsatz vorübergehend eingeschlafen sind, wir alle gelangen schließlich an den Punkt, wo wir uns fragen müssen: Mache ich Fortschritt? Lerne ich die Wahrheit jeden Tag besser verstehen?

Die Antwort auf diese Frage können wir leicht genug erhalten, wenn wir uns nur die andere Frage stellen: Lieben wir mehr? Mit andern Worten: Sind wir liebreicher und rücksichtsvoller gegen diejenigen, mit denen wir Tag für Tag in Berührung kommen? Lehnen wir es ab, andere mit Worten oder auch nur in Gedanken unfreundlich zu tadeln? Zerstören wir die Versuchung, etwas nachzutragen? Haben wir mehr Liebe zu allen Menschen? Können wir nach sorgfältiger und ehrlicher Prüfung diese Fragen nicht bejahen, dann brauchen wir nur die Ermahnung auf Seite 253 im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy, der Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, zu lesen und zu befolgen. Sie lautet: „Wenn du an das Unrecht glaubst und es wissentlich tust, kannst du deinen Kurs sogleich ändern und recht handeln”. Es ist ein Trost zu wissen, daß wir nie verzagt zu sein brauchen, sondern daß wir unsern Kurs sofort ändern und rechttun können.

Oft kann man finden, daß man so angelegentlich bemüht gewesen ist, den Buchstaben der Christlichen Wissenschaft zu beherrschen, daß man die große Bedeutung ihrer Lehren, d.h. die Notwendigkeit, die allumfassende Liebe auszudrücken, unbeachtet gelassen hat. Auf Seite 367 in Wissenschaft und Gesundheit heißt es ferner: „Ein freundliches Wort an den Kranken und die christliche Ermutigung desselben, die mitleidsvolle Geduld mit seiner Furcht und deren Beseitigung sind besser als Hekatomben überschwenglicher Theorien, besser als stereotype entlehnte Redensarten und das Austeilen von Argumenten, welche lauter Parodien auf die echte Christliche Wissenschaft sind, die von göttlicher Liebe erglüht”. Selbstverleugnende, reine, erhabene Liebe — eine alle Menschen umfassende Liebe — in das Gewebe seines Denkens hineinweben, heißt fähig sein, sie natürlich, weise und beständig mühelos auszudrücken. Die Fähigkeit, dies zu tun, ist ein Wegzeichen geistigen Fortschritts.

Jesus gab einem Pharisäer, der ihn nach dem großen Gebot fragte, die Antwort: „Du sollst lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüte”; und er fügte sofort das zweite große Gebot hinzu: „Du sollst deinen Nächsten lieben als dich selbst”. Dann sagte er weiter: „In diesen zwei Geboten hanget das ganze Gesetz und die Propheten”. Johannes hat in seinem Evangelium und in seinen Briefen viel darüber geschrieben, wie notwendig es ist, daß wir andere lieben, wenn wir Gott kennen und lieben wollen. Liebreich und wiederholt ermahnt der geliebte Jünger seine Zuhörer, „einander zu lieben”. Und Paulus ermahnt die Römer in seinem Briefe: „Seid niemand nichts schuldig, denn daß ihr euch untereinander liebet”.

Was ist nun eigentlich diese Liebe, die Jesus und seine Jünger lehrten und lebten, und deren Beweisführung von Fortschritt zeugt? Sicher ist sie nicht körperliche Anziehung, was oft mit Liebe verwechselt wird, und was nur die Nachahmung wahrer Liebe ist, der Liebe, die Gott widerspiegelt, die kein eigenes Ich kennt, die nichts für sich selber will. Reine Zuneigung sucht nie einen andern zu beherrschen oder zu besitzen, sie ist stets weise und vergibt immer, sie will nur helfen und aufrichten, sie ist nie boshaft oder neidisch und begehrt nichts. Eine solche tagtäglich in unserem Leben bewiesene Liebe ist in der Tat ein Beweis, daß wir unsere vollkommene geistige Kindschaft, das wahre Gleichnis Gottes, der göttlichen Liebe, klarer erkennen. Wir dürfen wohl das Beispiel unserer geliebten Führerin Mrs. Eddy beachten, die liebte und uns ihre Liebe vorlebte.

Die Christliche Wissenschaft ist eine Religion der Liebe; sie wendet in unserer Zeit das Christentum an, das Jesus lehrte. Und nur durch Wachstum in der Erkenntnis, wie man lieben soll, können wir wirklich Fortschritt im Beweisen machen. Mrs. Eddy, in unserer Zeit die große Vertreterin der Religion, die Christus Jesus lehrte, schreibt auf Seite 113 in Wissenschaft und Gesundheit: „Das Lebenselement, das Herz und die Seele der Christlichen Wissenschaft ist Liebe”.


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Der Mensch sieht mehr, wenn er nach oben, als wenn er nach unten blickt; und eine Erleuchtung führt uns vorwärts und aufwärts in das herrliche Land der Menschenbrüderschaft. Erleuchtungen sind Siege, die die Verheißungen ihrer Erfüllung in sich tragen, eine neue und bessere Welt schaffend. Altgewohntes auf etwas bessere Art ausführen, ist die Haupttriebfeder des Fortschritts. Die gewöhnlichste Pflicht kann eine zu ewigem Leben führende Tür öffnen und den Weg zu der größten Erleuchtung weisen, die über der Welt schwebt. Nur durch unsere Erleuchtungen können wir das Beste in uns frei geben.

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