Jeder ernste und aufrichtige Schüler der Christlichen Wissenschaft hat das Verlangen, vor allen Dingen in seinem Verständnis dieser Wissenschaft und in seiner Fähigkeit, ihre Wahrheiten im Alltagsleben anzuwenden, Fortschritt zu machen. Oft fragt er sich, ob er so schnell vorwärts kommt, wie er möchte, oder ob er bloß stehen bleibt. Es ist nicht immer leicht, diese Frage zu beantworten; denn manchmal kann man, von einer Flut irdischen Gedeihens fortgerissen, gegen den Mangel an wahrem, geistigem innerem Wachstum blind sein. Andererseits können Aufgaben so beharrlich und so groß scheinen, daß Entmutigung behauptet, es werde nichts erreicht. Oder es können sich dem Schüler zahlreiche Hindernisse in den Weg stellen, und er ist vielleicht versucht, stillzustehen und zu sagen, daß es zwecklos sei, sich weiter Mühe zu geben.
Zuweilen mag sich ein Schüler vorkommen, als steige er eine steile Treppe hinauf, komme nur langsam vorwärts und mühe sich ab, oben anzukommen. Er macht wohl unterwegs auf einem Treppenabsatz auf kurze Zeit Halt und ruht von seiner Anstrengung aus, und für den Augenblick mag er denken, er habe genug geleistet. In dem Gedanken, er habe einen genügend hohen Platz erreicht und das Gefühl der Ruhe und des Friedens sei der Lohn für seine Anstrengungen, hält er sich dort eine Zeit lang auf. Dann blickt er auf und sieht, daß er noch einen langen Weg vor sich hat. Er sieht, daß der Treppenabsatz nur ein kurzer Aufenthalt ist, von wo aus er das Erreichte überblicken kann, und er wird dadurch zum Weitergehen ermutigt. Ob wir vom Wohlbehagen weltlichen Gedeihens geblendet und dadurch in den Glauben eingelullt werden, daß die Aufgaben gelöst seien, ob wir andererseits so zu kämpfen haben, daß wir nur mit Mühe durch den Dampf der Schlacht hindurchsehen können, oder ob wir auf einem Treppenabsatz vorübergehend eingeschlafen sind, wir alle gelangen schließlich an den Punkt, wo wir uns fragen müssen: Mache ich Fortschritt? Lerne ich die Wahrheit jeden Tag besser verstehen?
Die Antwort auf diese Frage können wir leicht genug erhalten, wenn wir uns nur die andere Frage stellen: Lieben wir mehr? Mit andern Worten: Sind wir liebreicher und rücksichtsvoller gegen diejenigen, mit denen wir Tag für Tag in Berührung kommen? Lehnen wir es ab, andere mit Worten oder auch nur in Gedanken unfreundlich zu tadeln? Zerstören wir die Versuchung, etwas nachzutragen? Haben wir mehr Liebe zu allen Menschen? Können wir nach sorgfältiger und ehrlicher Prüfung diese Fragen nicht bejahen, dann brauchen wir nur die Ermahnung auf Seite 253 im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy, der Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, zu lesen und zu befolgen. Sie lautet: „Wenn du an das Unrecht glaubst und es wissentlich tust, kannst du deinen Kurs sogleich ändern und recht handeln”. Es ist ein Trost zu wissen, daß wir nie verzagt zu sein brauchen, sondern daß wir unsern Kurs sofort ändern und rechttun können.
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