Im 2. Briefe an die Korinther verweist Paulus auf die Tatsache, daß „was sichtbar ist, das ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig”. Dieser große Vertreter des Christentums Christi, dessen Werke seinen Glauben und sein Verständnis bewiesen, ließ nichts anderes gelten, als daß nur die Dinge des Geistes, Gottes, bleibenden, wahren Wert zum Ausdruck bringen. Von jenem ersten Strahl göttlichen Lichtes an, das ihm die scheinbar blinden Augen öffnete und seinen Lebensweg auswärts und zu Gott hin lenkte, und weiterhin in seiner großen Heilerund Lehrerlaufbahn stand der Glaube an die Vollkommenheit und an die Allmacht Gottes und das Verständnis dieser Eigenschaften stets im Vordergrund seines Denkens. Kein Wunder, daß er die Anfechtungen und Verfolgungen des Bösen mit der Erklärung: „Ich achte der keines” unerschrocken beiseite schieben konnte. Paulus erkannte nicht nur die Vergänglichkeit. Endlichkeit und Unwirklichkeit des Bösen, sondern er verstand auch klar die Wirklichkeit und die Wesenheit dessen, was Gott schuf, und was die körperlichen Sinne nicht erkennen. Diese Haltung stimmt mit der oft angeführten und immer schönen Erklärung im 11. Kapitel des Briefs an die Hebräer überein: „Der Glaube ist die Wesenheit der Dinge, die man erhofft, die Augenscheinlichkeit der Dinge, die man nicht sieht” (engl. Bibel). Es ist beachtenswert, daß das in diesem Verse mit „Augenscheinlichkeit” übersetzte ursprüngliche griechische Wort „Elenchos” gleichbedeutend mit „Überzeugung” ist. Glauben haben heißt mit andern Worten, von der göttlichen Wirklichkeit überzeugt sein, selbst wenn der körperliche Gesichtssinn sie nicht sieht.
In „Unity of Good” (S. 7) schreibt Mary Baker Eddy: „Das Anerkennen der Vollkommenheit des unendlichen Unsichtbaren verleiht eine Kraft, wie nichts anderes es kann”. Das Wort „Unsichtbarer” bezieht sich hier auf Gott, und Mrs. Eddy gebraucht diesen Namen für Gott nur an dieser einen Stelle in allen ihren Schriften. Dies ist sehr bedeutsam für den Christlichen Wissenschafter, der gelehrt worden ist, an der Wirklichkeit dieses unendlichen und vollkommenen Gottes festzuhalten, mag Er den körperlichen Sinnen auch noch so unsichtbar sein. Unsere Führerin hat ihre Worte stets zweckentsprechend gewählt. Die sinnverwandten Ausdrücke, die sie anwendet, um Gott zu erklären, sind immer so gebraucht, daß sie eine genaue und wissenschaftliche Bedeutung zum Ausdruck bringen. Es ist daher nicht nebensächlich, daß sie in diesem Abschnitt das Wort „Unsichtbarer” gebraucht.
Beim Beweisen der Macht der Wahrheit über die Ansprüche des Bösen stößt man auf die Herausforderung des sterblichen Gemüts, das für die Wirklichkeit des Bösen eintritt und einen verleiten will zu glauben, daß das Böse Macht habe zu schädigen. Es scheint so sichtbar, so wirklich! Manchmal werden wir versucht zu glauben, daß wir glücklich und zufrieden sein könnten, wenn dieser oder jener sogenannte körperliche Zustand beseitigt wäre. Aber das hieße, um ein altes Sprichwort zu gebrauchen, die Pferde hinter den Wagen spannen; denn Freudigkeit muß zuerst in unserem Denken sein. In dem unsichtbaren Reiche der göttlichen Wirklichkeit ist es uns vergönnt, die wahre Lage oder den wahren Zustand zu erkennen. Haben wir dann unsere Denkarbeit recht getan, so können wir zuversichtlich erwarten, daß der irrige Zustand oder die irrige Umgebung verschwindet. Das klare Erfassen dieser Tatsache ist der Schlüssel zur rechten Lösung jeder Aufgabe.
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