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Reinheit und Kraft

Aus der August 1930-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Über die Frage, welcher von den erwählten Jüngern Christi Jesu für seine Lehre am empfänglichsten war, läßt sich streiten; soviel ist aber sicher, daß der geliebte Johannes einer der wenigen war, die dem großen Lehrer im Denken am nächsten standen. Für christliche Bibelforscher gehören daher die von diesem Jünger verfaßten Teile des Neuen Testaments zu den allerbesten Quellen für verbürgte Geschichte und zuverlässige Auslegung. Selbst wenn nur Johannes einen Ausspruch berichtet, oder wenn nur er eine Auslegung gibt, braucht es darum nicht geringer gewertet zu werden. Im Gegenteil, gerade er war vielleicht fähig, den Ausspruch zu schätzen oder die Auslegung zu geben.

Wir finden z.B., daß das Evangelium des Johannes viel häufiger als die anderen Evangelien berichtet, daß Jesus das Wort „Licht” gebrauchte. Nur Johannes berichtet, daß Jesus dieses Wort im Zusammenhang mit Heilung gebrauchte (Joh. 9, 1–7); und Johannes ist der einzige neutestamentliche Schreiber, der des Meisters Lehre folgendermaßen zusammenfaßt: „Und das ist die Verkündigung, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen, daß Gott Licht ist und in ihm ist keine Finsternis” (1. Joh. 1, 5). Vermutlich enthält diese Stelle keinen Ausspruch Jesu sondern ist eine Schlußfolgerung oder Ableitung des Johannes.

„Gott ist Licht und in ihm ist keine Finsternis”. In diesen Spruch faßte Johannes die Botschaft zusammen, die er vom Meister gehört hatte. Wahrscheinlich bezog er sich auf Aussprüche wie Joh. 6, 63; 5, 26 und 3, 5–8, worin der Messias im wesentlichen erklärte, daß der Geist Leben gibt und sein Gegenteil nichts nütze ist; daß Gott dem Menschen Sein eigenes Leben mitteilt; daß das menschliche Selbst geläutert werden muß, bis die wirkliche Wesenseinheit die reine Widerspiegelung des Geistes ist; und daß dies der Weg, der einzige Weg ist, auf dem man in das Reich Gottes kommen kann.

Es ist anzunehmen, daß Johannes seine Schlußfolgerung sowohl auf Aussprüche als auch auf Handlungen gründete; offenbar gehören aber die soeben angeführten Aussprüche zu denen, auf die er sich bezog. Dieser Schluß wird durch die Stelle 1. Joh. 3, 1–3 bestätigt. Dort gibt Johannes eine weitere Auslegung und eine folgerichtige Lehre in der Erklärung, daß Gott rein ist, daß der wirkliche Mensch das Ebenbild Gottes ist, und daß die Erkenntnis Gottes, wie Er ist, und die gewisse Hoffnung auf vollständige Reinheit läuternd auf das menschliche Selbst einwirken. Vorstehende Darlegungen sollen dem ursprünglichen Wortlaut genau folgen und die Bedeutung von Aussprüchen, die durch häufigen Gebrauch abgestumpft sein kann, schärfen.

Wie wir angedeutet haben, muß Johannes seine Schlußfolgerung in 1. Joh. 1, 5 zum Teil auf die vielen Fälle gegründet haben, wo der Heiland die Menschen von Krankheiten und Sünden, die ihnen anzuhaften schienen, befreite. Die Christliche Wissenschaft erklärt, daß er sie dadurch befreite, daß er dunkle Annahmen der Knechtschaft, die scheinbar mit ihnen wesenseins waren, vertrieb, und daß er durch sein klares Widerspiegeln des göttlichen Lichtes oder der Wahrheit dazu befähigt war. Krankheiten und ihre Anzeichen, sogar Mißbildungen, sind, wie Mrs. Eddy im wesentlichen sagte, „dunkle Bilder des sterblichen Gedankens, die vor dem Licht der Wahrheit fliehen” (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 418).

Was bei einem Menschen nicht stimmt, ist weiter nichts als ein scheinbarer Mangel an reinem Bewußtsein: es ist eine scheinbare Beimischung von etwas, was nicht zu ihm gehört und nicht der Mensch ist; es ist Finsternis, wo in Wirklichkeit gar keine Finsternis ist (s. Wissenschaft und Gesundheit, S. 215 und 466). Diesen Unterschied zwischen menschlicher Persönlichkeit und wirklichem Menschentum scheint Jakobus wahrgenommen zu haben (Jak. 4, 8). Im wesentlichen lehrte der Meister, daß alles christliche Vollbringen nur von reiner Geistigkeit abhängt. Er erklärte nicht nur: „Ich bin das Licht der Welt”, sondern er sagte auch zu seinen Nachfolgern: „Ihr seid das Licht der Welt”. Daher kann man folgerichtig behaupten, daß jeder, dessen Denken in einem gegebenen Augenblick die reine Widerspiegelung der göttlichen Wahrheit ist, in jenem Augenblick bis zu einem gewissen Grade das Licht der Welt ist.

Die Endforderung der Christlichen Wissenschaft an die Finsternis, an den weltlichen Sinn, ist, daß „das menschliche Selbst mit dem Geist des Evangeliums erfüllt werden muß” (in dems. Buche, S. 254). In diesem Zusammenhang hat Mrs. Eddy dem Ausdruck „mit dem Geist des Evangeliums erfüllt werden” einen neuen Inhalt gegeben, den die oben angeführten Stellen im Neuen Testament erläutern. Über die Kraft des rein geistigen Denkens, das das Sein sieht, wie es wirklich ist, hat Mrs. Eddy viele uneingeschränkte Erklärungen abgegeben. Die folgende auf Seite 14 in Wissenschaft und Gesundheit ist eine der besten: „Werde dir einen einzigen Augenblick bewußt, daß Leben und Intelligenz rein geistig sind — weder in noch von der Materie—, und der Körper wird keine Klagen äußern. Wenn du an einer Annahme von Krankheit leidest, wirst du entdecken, daß du augenblicks gesund bist”.

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