In dem allein wirklichen Weltall erzeugt das unendliche Gemüt oder Prinzip genau das, was der Mensch verbrauchen kann und sollte. Ebenso genau teilt das Gemüt diese angemessene Versorgung dem einzelnen Menschen zu. Das Gemüt gibt und der Mensch empfängt ohne den geringsten Überfluß oder Mangel. Das Gemüt ist tätig und veranlaßt den Menschen, in Übereinstimmung mit dem göttlichen Gesetz tätig zu sein. Dieses Gesetz ist beständig; es wirkt ohne jede Ausnahme oder Unterbrechung. Alle diese Tatsachen des wirklichen Seins gehen aus dem Wesen des Unendlichen hervor; sie sind die Folge des immerwährenden, intelligenten und allmächtigen Wirkens des göttlichen Prinzips oder Gemüts. In ihrer Botschaft an Die Mutterkirche für das Jahr 1901 (S. 6, 7) schrieb Mrs. Eddy: „Wir weichen von der theologischen Persönlichkeit darin ab, daß die Persönlichkeit Gottes so unendlich sein muß wie das Gemüt”. „Und kennt und befriedigt dieser himmlische Vater nicht, wie selbst die Heilige Schrift erklärt, die verschiedenen Bedürfnisse des einzelnen Gemüts?”
Das sogenannte irdische Leben scheint sowohl fortwährenden als auch zeitweiligen Abweichungen von der soeben erwähnten unendlichen Ordnung ausgesetzt zu sein; ja dieses Leben scheint oft hauptsächlich aus solchen Abweichungen und den daraus hervorgehenden Anstrengungen der Menschen und Völker, sie abzuwenden oder zu berichtigen, zu bestehen. In der Neuzeit haben sich Volkswirtschaftler und Staatsmänner aller Länder von Anfang an mit diesem Mangel an angemessener und dauernder Versorgung ernstlich und ausdauernd befaßt. Trotz der vielen in anderer Hinsicht errungenen Erfolge der Menschen ist jedoch verhältnismäßig wenig Fortschritt im Beseitigen dieses Übels aus dem menschlichen Leben gemacht worden; es hat sich zuweilen sogar verschlimmert, besonders durch Kriege und durch die vereinten Annahmen vieler Leute, daß geschäftsflaue Zeiten immer wiederkehren werden. Im großen ganzen ist es also klar, daß das menschliche Denken den mit den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedürfnissen der Menschen verbundenen verschiedenen Umstände mehr auf den Grund gehen und sie einsichtsvoller beurteilen und der neuen Erkenntnis gerecht werden muß.
Angesichts dieser Sachlage behauptet die Christliche Wissenschaft, daß der Mangel an angemessener und dauernder Versorgung für alle Menschen nur eine Erscheinungsform des infolge des scheinbaren Daseins des Bösen auftretenden Problems ist, und daß dieses Problem als Teil des scheinbaren Widerstreits zwischen dem Guten und dem Bösen — zwischen der Unendlichkeit und ihrem verneinenden Gegenteil — behandelt werden kann und muß. Nicht nur vollständige und dauernde Abhilfe, sondern auch Abhilfe im einzelnen und dringenden Falle kann und muß man im Verstehen und Beweisen der göttlichen Einteilung und der unendlichen Ordnung finden. Die im ersten Abschnitt dieser Betrachtung dargelegten grundlegenden und wirksamen Tatsachen gehören zu denen, die verstanden und bewiesen werden müssen. Solche Tatsachen sind unbedingt wahr und können im menschlichen Leben bewiesen werden; sie können von den Menschen insgesamt und von jedem einzelnen für sich oder für einen andern bewiesen werden.
Als vor fast 30 Jahren der Unterrichtsrat Der Mutterkirche Klassenunterricht erteilte, hatten zwei Christliche Wissenschafter, Mann und Frau, Gelegenheit, daran teilzunehmen; aber sie hatten nicht genug Geld zur Bezahlung der Kosten. Sie entlehnten das Geld, gingen durch die Klasse und bemühten sich, die geistige Wahrheit über ihre Geldverhältnisse zu wissen. Bald nach Schluß der Klasse erhielt der Mann eine zur Bezahlung des Unterrichts genügende Summe Geldes als Vergütung einer Arbeit, die er schon mehr als zehn Jahre vorher geleistet hatte. Er hatte das Guthaben als wertlos schon fast vergessen. Beide Christlichen Wissenschafter hatten damals die Summe als mögliches Versorgungsmittel nicht in Betracht gezogen; sie hatten sich vielmehr zur Sicherstellung der rechtzeitigen Bezahlung des geborgten Geldes einen andern Plan zurechtgelegt.
Christus Jesus sagte: „Euer Vater weiß, was ihr bedürfet, ehe denn ihr ihn bittet” (Matth. 6, 8). Paulus erklärte: „Daß wir tüchtig sind, ist von Gott”; er sagte auch: „Gott aber kann machen, daß allerlei Gnade unter euch reichlich sei, daß ihr in allen Dingen volle Genüge habt und reich seid zu allerlei guten Werken” (2. Kor. 3, 5; 9, 8). Diese Aussprüche lassen uns das Maß der göttlichen Versorgung erkennen. Es ist nicht unbedingt das, was man haben möchte; es ist „was ihr bedürfet”; es ist „in allen Dingen volle Genüge”.
Mrs. Eddy hat diesen Gegenstand dadurch weiter erläutert, und zwar in überaus praktischer Weise, daß sie die wissenschaftliche und geistige Wahrheit entdeckte und veröffentlichte, daß Gott das Prinzip des wirklichen Weltalls ist, daß der Mensch der Gegenstand der unendlichen Liebe ist, daß das göttliche Gesetz diese Beziehung in jeder Hinsicht regiert, und daß die Menschen das, was Gott für den Menschen vorgesehen hat, für sich beweisen können. Jeder Mensch bedarf also in erster Linie der Intelligenz — jenes reinen geistigen Sinnes, den das Gemüt dem Menschen beständig mitteilt. Intelligenz läßt uns nicht nur nützlich sein, sondern befähigt uns auch, das göttliche Gesetz, das Gelegenheiten aller Art und alles Dienen regiert, zu erfassen und zu beweisen. Mrs. Eddy hat insbesondere auf „das göttliche Gesetz, daß das Angebot die Nachfrage unbedingt deckt”, ausdrücklich hingewiesen (Miscellaneous Writings, S. 45). Natürlich muß die Nachfrage, die dem göttlichen Gesetz entspricht, gerecht sein. Der Mensch hat also ein auf göttlichem Gesetz beruhendes Recht auf den entsprechenden Bedarf.
