Im Altertum war das Heiligtum oder das Allerheilige der Ort, wo die Gegenwart Gottes bekundet wurde. Es war der heiligste Ort in der Stiftshütte Mose’s und im Tempel zu Jerusalem; und in der Nähe dieses Ortes versammelten sich die Israeliten, um Gott anzubeten. Oft kamen Wallfahrer aus entlegenen Teilen des Landes oder aus fernen Ländern zu diesem Heiligtum, um dort zu beten. War dies nicht möglich, so wandte man, wie Daniel, beim Beten das Antlitz nach dem Tempel in Jerusalem, ein Brauch, den Salomo in seinem Gebet bei der Einweihung des Tempels erwähnte.
Das Kommen Christi Jesu hatte mit der Zeit eine Änderung des Begriffs von Heiligtum zur Folge; denn er sagte, daß das Himmelreich inwendig in uns sei, womit er klar die große geistige Tatsache hervorkehrte, daß Gott mit allen ist, die Seine Gegenwart verständnisvoll erkennen. Ins Allerheilige ging der Hohepriester einmal im Jahr, um sein Volk zu versöhnen. Aber bei der Kreuzigung Jesu zerriß der Vorhang, der das Heilige vom übrigen Teil des Tempels trennte, von oben bis unten, so daß alle ungehindert Zutritt zu dem heiligen Orte hatten. Das Heilige sollte nicht mehr nur an einem einzigen Orte oder Platze sein, sondern im Bewußtsein jedes einzelnen, so daß Gottes Gegenwart überall und von jedermann bewiesen werden konnte. „Wie den Hohenpriestern vor alters, so ist dem Menschen”, schreibt Mrs. Eddy auf Seite 481 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift”, „der ‚Eingang in das Heilige‘— in das Reich Gottes — frei”. Das wahre Heiligtum ist also rein geistig und im Bewußtsein. Auf Grund dieser Tatsache kann jeder von uns durch geistiges Verständnis jederzeit in das Heilige eingehen und mit Gott verkehren.
Alle wahre Anbetung Gottes hat nur den einen Zweck, jeden Gedanken mit dem Geist oder der Wahrheit in Übereinstimmung zu bringen, Gott zum Felsen oder zur wahren Grundlage alles rechten Denkens zu machen. Paulus schreibt über die geistige Kraft: „Wir zerstören damit die Anschläge und alle Höhe, die sich erhebt wider die Erkenntnis Gottes, und nehmen gefangen alle Vernunft unter den Gehorsam Christi”. Ist es also nicht klar, daß alles mit Gott übereinstimmende wahre Denken an dem Leben, der Wahrheit und der Liebe teilhaben muß? Das Heilige hat daher offenbar den einen großen Zweck, in unserem Denken die Wahrheit der Allheit Gottes, des Geistes, und des Menschen ewigen Einsseins mit Gott unumstößlich aufzurichten.
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