Auf Seite 63 in „Retrospection and Introspection” erklärt Mrs. Eddy: „Wenn wir die Autorität der Sünde leugnen, fangen wir an, sie zu untergraben; denn diese Bloßstellung muß ihrer Zerstörung vorangehen”. Aus dieser Erklärung geht klar hervor, daß unaufgedeckte sündige Annahmen noch nicht aufgegeben sind, was entweder den unwillkürlichen Befürchtungen eines Menschen, seiner Unkenntnis der Wahrheit oder seinem willkürlichen Ungehorsam gegen die ihm bewußten Forderungen zuzuschreiben ist. Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß Gott, das Gute, das All in allem ist, und daß der Geist die einzige Substanz der Schöpfung ist. Wenn die Sterblichen diese ewige Tatsache begriffen, würden sie aufhören, sterblich zu sein, und es läge keine Notwendigkeit vor, die Ansprüche des Bösen bloßzustellen. Ja, man könnte es nicht mehr tun; denn im geistigen Bewußtsein gibt es keine sündigen Täuschungen. Im geistigen Verständnis gibt es keine materielle Unwissenheit; und Gottes Ebenbild ist sich seiner wahren Identität stets vollständig bewußt.
In der menschlichen Erfahrung erhebt man sich jedoch nur allmählich aus der Finsternis der Materialität zu der vollen Erkenntnis der Geistigkeit, und dieser Vorgang wird verzögert, wenn man nicht willig ist, der Schlange, der bösen Einflüsterung, entgegenzutreten. Das sogenannte Böse oder der fleischliche Sinn kann sich nicht selber bloßstellen, weil der Irrtum nur von der Grundlage der göttlichen Wahrheit aus wissenschaftlich bloßgestellt und zerstört werden kann. Aus diesem Grunde weiß der sogenannte fleischliche Sinn nichts Besseres zu tun als seine eigenen erfreulichen oder schmerzlichen Annahmen, seine angemaßte Geltendmachung, daß er durch Personen und Dinge zum Ausdruck komme, beharrlich zu behaupten. Seine falschen Behauptungen sind nur Verneinungen der Wahrheit und haben nicht die geringste Geltung; aber das Verneinen des Irrtums durch die Wahrheit trägt die ganze treibende Kraft des göttlichen Prinzips und des geistigen Gesetzes in sich. Leugnete und verneinte Christus Jesus, der Wegweiser der Menschen, die Einflüsterungen des sogenannten fleischlichen Sinnes, so oft sie an seine Tür klopften? Gewiß tat er es, für sich und für alle Menschen; und er tat es mit der Furchtlosigkeit der Wahrheit. Er nannte jede angreifende Einflüsterung Satan, mochte sie sich durch den körperlichen Sinn im stillen oder hörbar oder sichtbar darstellen, und, seinem Gott treu, widerstand er ihr und rottete sie aus. Jesus wußte, daß des Menschen himmlischer Vater, Gott, nicht aus Gut und Böse zusammengesetzt ist. Er wußte, daß nur das Gottgleiche wirklich besteht und unabänderlich rein und vollkommen ist. Daher sollte der Christliche Wissenschafter, der demütig betet, sein Nachfolger zu sein, sich bemühen, nichts Geringeres zu wissen und nichts Geringeres von Gott, dem Guten, widerzuspiegeln, als was der Meister wußte und widerspiegelte.
Der sogenannte fleischliche Sinn ist geneigt, die Richtung des geringsten Widerstandes einzuschlagen und sich dem Augenschein des körperlichen Sinnes unter allen Umständen zu fügen. Der gehorsame Christliche Wissenschafter kennt diese Neigung und nimmt sich in acht, daß, wenn er die Wahrheit erklärt, sein Denken nicht erschlafft und sein Bloßstellen des Irrtums nicht erfolglos ist. Er rafft sich fortwährend auf, von seinem Anwenden der Wahrheit bessere, schnellere und bestimmtere Ergebnisse zu erwarten. Im Verhältnis zu seiner Liebe zu Gott, dem Guten, ist sein Denken irrigen Einflüssen verschlossen und nur für die Berührung des Christus, der Wahrheit, durch wahre Ideen empfänglich.
Mit göttlicher Weisheit, geistiger Klarheit und unerschöpflicher Geduld fand und verfolgte Mrs. Eddy den Aufstieg des Denkens zum Licht und legte ihn in allen ihren Schriften in nicht mißzuverstehender Sprache dar. So schreibt sie auf Seite 319 in „Miscellaneous Writings” über Christliche Wissenschafter: „Entweder müssen sie die Sünde in sich selber überwinden, oder sie dürfen sie nicht außer acht lassen, sonst sind sie der Selbsttäuschung verfallene Sünder schlimmster Art”. Es ist der Wille Gottes, daß das Gute vorherrsche, und daß in jedem Falle Gesundheit über Krankheit, Freude über Leid, Reinheit über Sünde und das Leben über den Tod den Sieg davon trage. Und der Wille Gottes stimmt mit dem Gesetz Gottes überein. Daher sollten wir, wenn wir den Irrtum bloßstellen, immer schon vorher des Sieges der Wahrheit freudig gewiß sein. Wenn Vorwände des Zweifels unsern Glauben an die heilende Kraft der Wahrheit zu trüben versuchen, sollten wir diesen unangebrachten Glauben an das Böse, d. h. den Zweifel, bloßstellen und verwerfen. So handelte der Meister. Wirksames Leugnen des Irrtums ist beim Beweisen wirksam.
Der Christliche Wissenschafter ist sich immer der Macht des Guten bewußt, und er stellt jede Einflüsterung von Zweifel an seiner von Gott stammenden Kraft, die Kranken und Sündigen zu heilen, bloß. Für ihn ist der körperliche Sinn unwirklich, und er weiß, daß der geistige Sinn über Versuchung erhaben ist und keine Niederlage kennt. In dem Maße, wie des Christlichen Wissenschafters Behauptungen der Wahrheit und der Liebe reiner und stärker, überzeugter und überzeugender, freudiger und machtvoller werden und dem bebenden Menschenherzen mehr Trost und Befreiung bringen, erweisen sie sich beim Beweisen unverzüglicher und anhaltender erfolgreich. Diese geistige Überzeugung von der Gegenwart und Macht des Guten stellt jeden Beweisgrund und jeden Augenschein von Widerwärtigkeit, der die Sterblichen in Knechtschaft halten will, unverzüglich als unwirklich bloß. Und in dem Maße, wie wir diese geistige Überzeugung vor den sterblichen Vorwänden des Unglaubens und des persönlichen Sinnes andachtsvoll und regelmäßig schützen, können wir immer vollkommener beweisen, daß „der allmächtige Gott das Reich eingenommen hat”.
