Angesichts der heutigen Weltprobleme, die hauptsächlich infolge des letzten Krieges an die Regierungen, Völker und Rassen herantreten, wird zweifellos in manchem Menschen das Verlangen wach, in dieser Zeit der Entwicklung und des Fortschritts nicht müßig dabei zu stehen, und er mag sich fragen: „Wie kann ich mithelfen? Was kann ich zur Lösung dieser Schwierigkeiten beitragen?”
Die Ereignisse haben eindringlich bewiesen, wie eng das Glück, das Wohl und der Erfolg des einzelnen mit dem Glück und der Wohlfahrt seines Landes, ja, aller Länder der Welt verknüpft ist. Daher ist die Frage, wie der einzelne helfen kann, wichtig genug, um eingehend erwogen zu werden. Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß die Mitarbeit jedes einzelnen, auf was für einen Platz er auch immer gestellt sein mag, zum Besten aller unentbehrlich ist, wenn wahrer Friede und wahre Verständigung verwirklicht werden sollen.
Betrachten wir zunächst, was die Aufgabe ist, vor die die Menschheit sich tatsächlich gestellt sieht! Da Feindschaft zwischen Völkern zu Verarmung führt, kann man folgerichtig schließen, daß Liebe unter den Völkern den Weg zu Wohlergehen bahnt.
In der heutigen Zeit lernen wir mehr denn je erkennen, welch große Weisheit und welch verborgenen Segen die Lehren Jesu enthalten, wenn er sagt: „Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen; bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen”. Die tiefe Bedeutung dieser Worte und die guten Wirkungen, die ihre ehrliche und verständnisvolle Anwendung sofort zeitigt, werden heute durch die Offenbarung der Christlichen Wissenschaft in steigendem Maße verstanden und anerkannt.
Die Grundlage aller Lehren und Heilungen Jesu war immer das erste Gebot: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben”; und dieselbe Grundlage verspricht, wenn richtig verstanden und angewandt, allen Völkern durch wahre Brüderschaft vollständige Erlösung und Frieden.
Doch ist zunächst notwendig, das erste Gebot so zu verstehen, daß es wirksam auf die vorliegenden Aufgaben angewandt werden kann. Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft zeigt uns hier den Weg zu diesem praktischen Verständnis, wenn sie auf Seite 467 in ihrem Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” schreibt: „Die erste Forderung dieser Wissenschaft ist: ‚Du sollst keine anderen Götter neben mir haben‘. Dieses mir ist Geist. Daher bedeutet dieses Gebot: Du sollst keine Intelligenz, kein Leben, keine Substanz, keine Wahrheit, keine Liebe haben außer der, die geistig ist”. Aus diesem Satze geht klar hervor, daß materielles Denken, das Feindschaft, Haß, Neid und Krieg in sich schließt, der gemeinsame Feind der Menschen ist und ausgeschaltet werden muß, weil solches Denken die Forderungen des ersten Gebots nie erfüllen kann. Geistiges Denken allein wird dieser Forderung gerecht, weil, wie Paulus sagt, „die Frucht des Geistes Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit ist”. Das sind die wahren Eigenschaften, die aus der göttlichen Liebe hervorgehen und die Menschen ohne Unterschied befähigen, Jesu Geheiß zu erfüllen und vollkommen zu sein, „gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist”.
Wenn es uns daher um wirkliche Mitarbeit zu tun ist, können wir sogleich beginnen, in unserer Umgebung wahres geistiges Denken anzuwenden. Im Kreise unserer Familie und bei der Erfüllung unserer täglichen Pflichten können wir anfangen, die Liebe auszustrahlen, deren die Welt so sehr bedarf, und nichts kann uns hindern, darin täglich Fortschritt zu machen oder diesen Kreis ins Unendliche auszudehnen.
Bei dieser Arbeit ist es ganz unwesentlich, wie hoch oder niedrig unsere Stellung in der Welt zu sein scheint, ob wir reich oder arm, alt oder jung, oder ob wir Mann, Frau oder Kind sind. Unser Bemühen, das erste Gebot durch geistiges, liebevolles Denken zu befolgen, wird stets wirksam und unseren Mitmenschen von großem Nutzen sein; denn dadurch sind wir bestrebt, alles materielle Denken als unwahr abzulehnen und geistiges Denken als das einzig wahre Denken anzuerkennen. So werden wir nicht nur allmählich fähig, uns selber und unsere Familie oder unser Volk im rechten Lichte zu sehen, sondern wir werden auch geführt, andere Völker und Rassen mit liebevollem Verständnis zu betrachten, ihre Vorzüge wohlwollend anzuerkennen und die Rechte und Pflichten der Völker untereinander von der Grundlage der allumfassenden göttlichen Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Liebe aus zu beurteilen und zu behandeln. Solche brüderliche Liebe wird Brücken für Zusammenarbeit schlagen, wo Abgründe des Mißverständnisses zu sein schienen.
In der wissenschaftlichen Bedeutung des Gebots: „Liebet eure Feinde!” ist das Heilmittel für allen Krieg und alle Zwietracht zu finden. Dieser Ruf weckt die Menschheit aus ihrem materiellen Denken, aus ihrem Glauben an die Wirklichkeit und Macht des Bösen auf und offenbart dem vergeistigten Bewußtsein die von Mrs. Eddy auf Seite 470 in Wissenschaft und Gesundheit dargelegte Tatsache: „Mit einem Vater, d.h. Gott, würde die ganze Familie der Menschen Brüder werden, und mit einem Gemüt, und zwar Gott oder dem Guten, würde die Brüderschaft der Menschen aus Liebe und Wahrheit bestehen und Einheit des Prinzips und geistige Macht besitzen, welche die göttliche Wissenschaft ausmachen”.
