Die Materie, so schön und großartig im Aufbau, in Form und Farbe sie auch sein mag, weckt nie geistiges Streben. Aber bei sorgfältiger Zergliederung findet man, daß materielles Denken oft körperliches Erschauern vor Furcht oder Entzücken hervorzurufen scheint. Das Vergängliche, Sterbliche kann nichts Unvergängliches, Unsterbliches verursachen. Kommen uns beim Betrachten eines großen Gemäldes, einer reizenden Landschaft oder des Gewölbes eines Ehrfurcht gebietenden Tempels erhabene, geistige Gedanken, so weckt nicht das materielle Bild, Gelände oder Gebäude dieses himmlische Emporstreben, sondern der erwachte geistige Blick, der durch das Materielle hindurch und darüber hinaus sieht und einen klareren Schimmer jener Wirklichkeit erhascht, von der das Materielle nur eine armselige Nachahmung ist. Nur das geistige Bewußtsein erfaßt Gott. Es sieht durch alles Ihm Unähnliche hindurch und darüber hinaus. Es hat gar keine Verbindung oder Gemeinschaft mit der Materie. Geistige Erleuchtung entspringt nie der Materie. Mrs. Eddy schreibt: „Die Christliche Wissenschaft meidet alles, was sich zur Förderung geistiger Zwecke materieller Mittel bedient” (Retrospection and Introspection, S. 47).
Wozu brauchen dann die Christlichen Wissenschafter materielle Kirchen und ein materielles Verlagshaus zu bauen? Hierauf läßt sich erwidern, daß genau genommen keine christlich-wissenschaftliche Gemeinde je eine Kirche bauen konnte, wenn nicht zuerst der geistige Bau im Bewußtsein in Erscheinung getreten war. „Unsre Kirche ist auf dem göttlichen Prinzip, Liebe, erbaut” (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, S. 35). Das Prinzip ist die Quelle aller Versorgung. Eine materielle christlich-wissenschaftliche Kirche oder ein materielles christlich-wissenschaftliches Verlagshaus ist die für den menschlichen Sinn sichtbare Verkörperung geistiger Erleuchtung, oder genauer ausgedrückt, das Zeichen, daß der Nebel der Materie im Verschwinden begriffen ist. Durch die Christliche Wissenschaft arbeiten sich die Menschen aus dem Glauben an die Wirklichkeit der Materie heraus: die Annahme verblaßt; sie erheben sich darüber. Die gröberen Formen der Annahme verschwinden zuerst.
Es ist das Vorrecht und die Pflicht der Christlichen Wissenschafter, von dem ihnen zu Gebot stehenden Besten, sei es in Form, Farbe, Größe, Beschaffenheit oder Menge, Gebrauch zu machen, d.h. unsere Kleidung, Wohnung, Hauseinrichtung, die Lage unseres Geschäfts und die Stätte unseres Gottesdienstes sollten so gut sein, wie wir sie uns vernünftigerweise leisten können. „Der Fortschritt nimmt der Menschheit die Fesseln ab. Das Endliche muß dem Unendlichen weichen” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 256). Gesunder Menschenverstand, geistiger Sinn, Höherstreben und Erleuchtung sollten das Verfahren bestimmen und den Weg weisen. „Und siehe zu, daß du es machst nach dem Bilde, das du auf dem Berge gesehen hast”. „Unter dem Schirm des Höchsten” findet man die Quelle aller Erleuchtung und aller Substanz.
Wer die Geschichte der Errichtung der ursprünglichen Mutterkirche und des späteren großen Erweiterungsbaues liest, muß erkennen, daß nicht materieller Ehrgeiz sondern das Christusbewußtsein den Bau des Tempels regierte. Der Geldzufluß war nur die Versinnbildlichung der von Dankbarkeit überströmenden Herzen.
Unter Christlichen Wissenschaftern verfährt geistige Erleuchtung—„das Erschauen des Landes, das (von der Materie) sehr fern ist”,—mit der Materie heute ebenso wie in der früheren Zeit überfließender Versorgung. Denn die christlich-wissenschaftliche Bewegung „läutert und hebt den Menschen” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 586) wie ein lebendiges Feuer. Dieses geistig erleuchtete Bewußtsein in den christlich-wissenschaftlichen Kirchen, das die Menschen aufklärt, heilt und segnet, findet seinen natürlichen menschlichen Kanal in erster Linie und hauptsächlich in den veröffentlichten Schriften von Mrs. Eddy, ferner in allen anderen berechtigten Schriften einschließlich der Zeitschriften. Für dieses große Schrifttum sind immer mehr Rohstoffe, Maschinen und Arbeiter und infolgedessen entsprechende Gebäude nötig.
Das Christusverständnis der Christlichen Wissenschafter in der ganzen Welt liefert die Substanz—die Liebe und die Dankbarkeit—das, was schon die Mauern unseres neuen Verlagshauses errichtet, wo gewisse im Mittelpunkt der Bewegung stehende Tätigkeitszweige den Anweisungen der Mrs. Eddy gemäß angemessen, sparsam und richtig verwaltet werden können. Unaufhörliche Erleuchtung ist die Losung. Nur die Siege unserer Führerin gaben uns die Christliche Wissenschaft, und nur unsere Siege können sie erhalten. Kinder und Erwachsene, Arme und Reiche müssen sich an diesem großen Werk beteiligen. Und möge ihre Beteiligung aus lebendigem Christentum hervorgehen! Es darf nie heißen, daß die Christlichen Wissenschafter durch ein hohes Ziel angespornt das Werk begannen und dann in selbstzufriedene, träge Mitgliedschaft in einer Organisation versanken. „Und Israel diente dem Herrn, solange Josua lebte und die Ältesten, welche noch lange Zeit lebten nach Josua, die alle Werke des Herrn wußten, die er an Israel getan hatte”. Die Christlichen Wissenschafter folgen diesem Beispiel. Sie werden nicht nur ihr möglichstes beitragen, bis der Schlußstein am neuen Verlagshaus gelegt ist, sondern, eingedenk der Güte Gottes, werden sie die Wunder, die Er an den Menschenkindern tut, weiter verkündigen.
Die lieben Spender für den großen Bau werden bei einem Besuche in Boston zu der Steinmasse emporblicken und in geistiger Erkenntnis freudig über jenes geistige Haus nachdenken, das ewig ist, im Himmel. „Alle Substanz, Intelligenz, Weisheit, alles Sein, alle Unsterblichkeit, Ursache und Wirkung gehören Gott an” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 275).
