Der Meister sagte: „Ihr seid das Salz der Erde. ... Ihr seid das Licht der Welt”. Was meinte er damit? Er nahm Bezug auf das erleuchtete geistige Verständnis. Die dem menschlichen Bewußtsein dämmernde geistige Idee ist für den menschlichen Sinn das „Licht” und das „Salz”.
Wenn die neue Geburt in der Christlichen Wissenschaft beginnt,—ein Vorgang, der dann unaufhörlich weitergeht,—so scheint ein großes Licht in der Finsternis der Annahme; denn die geistige Idee beginnt sofort den Traum der Materialität—manchmal langsam, manchmal schnell—zu vertreiben. Nun dürfen wir aber nie vergessen, daß diese Idee, so klein und jung sie auch scheinen mag, immer und von Anbeginn der herrschende Einfluß in dem von ihr erleuchteten Bewußtsein ist. Denn sie ist Wesenheit inmitten von Schatten, Licht inmitten von Finsternis, Intelligenz oder Verständnis inmitten bloßer Annahme, sie ist das, was lebendig, lebenskräftig und wirkungsvoll ist inmitten dessen, was nur vermutet wird und daher kein wirkliches Leben hat. Sie ist der die Materie beherrschende Geist.
Unsere Führerin Mrs. Eddy sagt uns, daß „das Geistige das Zeitliche beherrscht” (The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 193). Es kann daher nie ein Zweifel darüber bestehen, welches von beiden die Herrschaft hat oder siegen wird. Es kann in Wirklichkeit keinen Kampf zwischen Wesenheit und Schatten, zwischen Wissen und Annahme, zwischen dem, was lebt, und dem, was tot ist, geben. Selbst der schwächste Schimmer der geistigen Idee im Bewußtsein überstrahlt die Finsternis der Welt, ebenso wie eine winzige Kerze Licht in die finsterste Höhle bringt.
In „A Christmas Sermon” (Eine Weihnachtspredigt) schreibt Mrs. Eddy über die geistige Idee (Miscellaneous Writings, S. 167): „Ihre Substanz überwiegt die materielle Welt”. Wir alle können von unserem eigenen wissenschaftlichen, rechten Denken oder geistigen Verständnis sagen, daß seine Substanz die materielle Welt überwiegt. Wenn also die geistige Idee in uns geboren ist, haben wir ein Licht, das uns immer leitet, so groß und dunkel unsere Probleme auch scheinen mögen. Und wir haben in uns das „Salz”, das uns erhalten wird, bis die Zeit unserer Himmelfahrt kommen wird.
Nun wollen wir nicht vergessen, daß Mrs. Eddy auf Seite 288 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von „dem mutmaßlichen Kampf zwischen Wahrheit und Irrtum” spricht. Auf derselben Seite schreibt sie auch, daß diesen Widerstreit „Jesus ins Leben rief”, womit sie zeigt, daß das Geistige oder das, was allein Leben hat, alles ihm Unähnliche auflöst, und daß der scheinbare Kampf von dem Widerstand des Sterblichen herrührt. Wir müssen also erkennen, daß der Irrtum kein Leben hat, um Widerstand zu leisten, und daß das sterbliche Gemüt keine Intelligenz hat, um sich der Wahrheit widersetzen zu können. Wir müssen uns immer mit der geistigen Idee wesenseins erklären, damit wir immer auf der siegreichen Seite, auf der Seite von Leben, Substanz, Intelligenz und Herrschaft sind.
Was für den einzelnen gilt, trifft in hohem Maße auch bei Völkern zu. Die Völker, die die Christusidee in der Christlichen Wissenschaft willkommen geheißen haben, haben „das Licht der Welt” und „das Salz der Erde” in ihrer Mitte. Das höhere Wesen der Menschen regiert das niedere. Das höhere geistige Verständnis eines Volkes regiert. Das einzige, was in einem Menschen oder in einem Volk wirklich besteht, ist wahres Denken. Das rechte Denken, das wissenschaftliche Denken, das geistige Denken eines Menschen oder eines Volkes ist es, was Macht hat, was Substanz ist und den einzelnen und das Volk regiert. Es hat Herrschaft über das niedere Wesen des einzelnen und des Volkes, weil falsches Denken kein wirkliches Denken, sondern Einflüsterung oder Annahme ist. Wahres Denken ist immer im Bunde mit dem göttlichen Gemüt; und da dieses göttliche Gemüt das eine und einzige Gemüt ist, so sind seine Gedanken die einzig wirklichen Gedanken, die es gibt, und nur sie haben daher wirkliche Bekundung.
Gerade wie es bei einem Menschen zu gären beginnen kann, so kann es auch in Weltangelegenheiten und bei Völkern gären. Das ist heute der Fall. Wir stehen mitten in einer großen Weltgärung. Nun geziemt es sich für uns Christliche Wissenschafter, uns über diesen scheinbaren Kampf zu erheben und von der Höhe geistiger Wahrnehmung aus zu wissen und zu erklären, daß die wirkende Idee der Wahrheit durch die Gärung, die sie im sterblichen Denken verursacht, nicht schaden sondern nur segnen kann und tatsächlich segnet. Eine in diesem Zusammenhang überaus bedeutungsvolle Stelle finden wir auf Seite 218 in Miscellany, Zeile 5 bis 8. Die Christlichen Wissenschafter müssen wach genug sein, zu beweisen, daß Christus, die Wahrheit, am Werk ist, nicht um Frieden und Eintracht in dieser Welt zu vernichten sondern wiederaufzurichten, und daß der Irrtum sich nicht bis zum äußersten widersetzen kann, weil er keine Intelligenz hat, durch die er zu streiten verstehen könnte, und kein Leben, um zu streiten.
Kommen wir zurück auf die Worte, von denen wir ausgingen: „Ihr seid das Salz der Erde. ... Ihr seid das Licht der Welt”. Die Aufgabe des Lichts ist, zu regieren, und die des Salzes, zu erhalten. Im 1. Buch Mose lesen wir: „Gott machte zwei große Lichter: ein großes Licht, das den Tag regiere, und ein kleines Licht, das die Nacht regiere”. Das Licht regiert also nicht nur den Tag sondern auch die Nacht. Das Licht des geistigen, richtigen Denkens regiert und verdrängt die Nacht des Materialismus. Irrtum jeder Art wohnt in der Finsternis und weiß nicht, wohin er geht; denn die Finsternis hat seine Augen verblendet. Als Christliche Wissenschafter wohnen wir im Licht: wir sehen geistig. Wer die Wirklichkeit so sieht, kann diejenigen führen, die gegen die Wirklichkeit geistig blind sind. Die göttliche Intelligenz, das stete Wissen der Allheit und Allgegenwart des Guten, zerstört sogar den Anschein des Bösen.
Überall, in der Politik, bei der Fürsorge oder bei Verbesserungen irgendwelcher Art, reinigt und erhält das „Salz” unseres geistigen Verständnisses menschliche Zustände. Rechtes Denken zerstört nie eine nützliche Umgebung, sondern heilt, baut auf und gestaltet in jeder Hinsicht um.
Die Notwendigkeit in großzügiger Weise geistig zu denken und über Weltzustände zu arbeiten, ist heutzutage sehr groß, weil kein Mensch und kein Land nur sich selber leben kann. Wir sind alle voneinander abhängig und können oft erleben, daß unser persönliches Problem gelöst ist, nachdem wir über Weltgeschehnisse gearbeitet haben.
Auf Seite 48 in Wissenschaft und Gesundheit schreibt Mrs. Eddy, daß Jesus „ohne zu klagen Wache hielt über einer Welt”. Unsere Führerin tat dasselbe. Er ist unser Wegweiser, und sie ist unsere Führerin. Daher haben auch wir heute uns an diesem Wachen zu beteiligen, ohne zu klagen oder zu ermüden. Nur eines kann uns dazu willig und darin tüchtig machen, nämlich, daß wir mehr lieben. Große Liebe zu den Menschen entzündet in uns jenen reinen Wunsch, der der Flamme gleich immer höher steigt und nicht ruht, bis er nicht nur unsere Patienten und unsere Freunde, sondern unsere Welt mit jener zärtlichen Mutterliebe umfaßt, die jedem beladenen Herzen, jedem Geschöpf und jedem müden und schwerbeladenen Land Frieden und Trost zu bringen trachtet. Diese Liebe, die Widerspiegelung der göttlichen Liebe, erreicht ihren erbarmungsvollen Zweck in dem Verhältnis, wie sie sich weigert, die falschen Zustände für wirklich zu halten und unablässig darauf besteht, das Weltall im Licht der göttlichen Wirklichkeit zu sehen.
