Die Frage der Versorgung ist für die Menschheit von mehr als nur vorübergehender Bedeutung, weil sie mit unserem täglichen Leben verknüpft ist. Augenblicklich nimmt sie infolge des allgemeinen Glaubens, daß das Weltwirtschaftswesen vorübergehend zerrüttet sei, immer mehr Aufmerksamkeit in Anspruch. Nur die Christliche Wissenschaft gibt die Antwort auf diese Versorgungsfrage. Sie erklärt, daß die Versorgung mit Gutem immer gegenwärtig und jedem zugänglich ist, da Gott, die Quelle aller Wirklichkeit, immer gegenwärtig ist. Diese Tatsache verstehen und anwenden heißt finden, daß man mit allem, was man braucht, versorgt ist. Versteht man sie nicht und wendet man sie nicht an, so befindet man sich noch im Nebel des Unglaubens, der sich in Mangel bekundet. Glauben, daß Mangel ein wahrer Zustand sei, heißt gewissermaßen an den liebenden Vater-Mutter-Gott, der Seine unendlichen und guten Ideen unaufhörlich und beständig aussendet, nicht glauben.
Der materielle Sinn möchte den Anschein erwecken, daß der Mensch ein materielles Leben habe, und daß sein Unterhalt von der Materie abhänge; aber Mrs. Eddy sagt uns (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 76): „Der Mensch ist unsterblich und lebt kraft göttlicher Vollmacht”. Sie sagt auch (in dems. Buche, S. 206): „In der wissenschaftlichen Beziehung von Gott zum Menschen sehen wir: was einen segnet, segnet alle, ... da Geist und nicht die Materie die Quelle aller Versorgung ist”. Der Mensch ist also hinsichtlich seines Lebens und alles dazu Gehörigen einzig und allein von Gott, der Seele, abhängig.
Wer kann in Anbetracht dieser Wahrheit des Seins mehr haben, als er annimmt; mehr, als er fähig ist zu empfangen; mehr, als er anwendet? Jemand kann in sicherem Gewahrsam Papiere versteckt haben, die einen Wert von viel tausend Dollar darstellen; trotzdem können sie infolge veränderter Verhältnisse in einem Augenblick wertlos werden. Woran liegt es? Nicht an den Papieren an sich, sondern an dem eingeschätzten Wert dessen, was diese Papiere darstellen. Das Heilmittel muß darin gefunden werden, daß wir unsere Vorstellung von Werten ändern, mit andern Worten, das Heilmittel für Verlust muß das Aufnehmen geistiger Ideen in unser Denken sein. Wir müssen die wahren Tatsachen als wahre Werte annehmen, anstatt uns auf den materiellen Sinn zu verlassen. „Ihr bittet, und nehmet nicht, darum, daß ihr übel bittet”, sagte Jakobus.
Sind Gottes Verheißungen wahr? Wir haben das Vertrauen, daß sie wahr sind. In neuer Erleuchtung finden wir also eine neue Bedeutung in dem, was der Vater in Jesu Gleichnis zum älteren Sohn sagt — Worte, die allen gelten: „Mein Sohn, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, das ist dein”. Das ist also das göttliche Gesetz des wahren Seins. In dem Verhältnis, wie der einzelne dieses Gesetz versteht, kommt ans Licht, ob er in Verarmung einwilligt oder sich durch die stärkende Wahrheit, daß im unendlichen göttlichen Gemüt für jedes menschliche Bedürfnis gesorgt ist, zu einer neuen Auffassung von Freude, Gesundheit und Reichtum erhebt.
Höher als das bloße Annehmen des Buchstabens des Unendlichkeitsgesetzes steht aber die Notwendigkeit der Erkenntnis, daß die große göttliche Liebe in der Tat alle umschließt und niemand von ihrem reichen Geben ausschließt. Einer mit Geldverlust ringenden Schülerin drängten sich beständig die Fragen auf: Bekunde ich die Liebe heute mehr als gestern? Verstehe ich Gott heute besser als gestern? Wenn es der Fall ist, bin ich reicher; denn die Liebe ist die einzige wahre Substanz. Danach schätzte sie nun alles ein und achtete dieser Erleuchtung gemäß sorgfältiger auf ihr Denken, forschte eifriger in ihren Büchern und bemühte sich die Wahrheit, von der ihr Bewußtsein erfüllt war, beständiger anzuwenden. Schnell und sicher zeigte sich der Beweis dieses rechten Bemühens. Durch reichliches Lieben und rechtes Denken erlebte sie Liebe und Gutes.
Da es in der Unendlichkeit keinen Mangel gibt, gibt es nirgends Mangel. Wissen, daß diese unaufhörliche Versorgung der Ausdruck des unwiderstehlichen und unumstößlichen, ununterdrückbaren und ununterbrochen wirkenden göttlichen Gesetzes ist, heißt erkennen, daß sie im gegenwärtigen menschlichen Leben zur Verfügung steht. Wir brauchen nicht mehr auf die quälenden Fragen zu hören: Wie wenig habe ich? oder: Wieviel habe ich?, wenn wir ruhevoll in dem Bewußtsein verharren lernen, daß die Wahrheit, die einzige Substanz, jedes Bedürfnis des Menschen weise und hinreichend befriedigt.
