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Heilung von Einsamkeit

Aus der April 1934-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Eine verhältnismäßig junge Schülerin der Christlichen Wissenschaft sah sich gezwungen, ihre Heimat und ihren Bekanntenkreis zu verlassen und in einen weitentfernten Staat zu ziehen, wo sie keine Freunde hatte und sich neue Geschäftsverbindungen schaffen mußte. Die Umstellung erforderte hingebungsvolles Denken und mutiges Streben. Fremde Gesichter, eine andere Umgebung, neue Arbeit! Daß sie vorübergehend in einem kleinen Hotelzimmer wohnte, wo sie keinen Ausblick hatte und immer künstliches Licht brauchte, schien ihre Probleme noch zu vermehren.

Eines Abends, als die Lage noch schwieriger als gewöhnlich schien, kam sie tief niedergeschlagen in ihr Zimmer. Als sie die Tür hinter sich schloß, schien eine noch drückendere Luft sie zu umgeben, und sie sank in einen Sessel mit dem Gedanken: Dieses Zimmer ist doch wie eine Gruft! Sofort kam ihr zum Bewußtsein, daß sie diese ungesunde Einflüsterung umkehren mußte. Sie schlug die Konkordanz zu „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy auf und wählte begierig eine Stelle auf Seite 44, wo es heißt: „Das einsame Bereich der Gruft gewährte Jesus eine Zuflucht vor seinen Feinden, eine Stätte, wo er das große Problem des Seins lösen konnte”. Jesus, unser Wegweiser, wandelte eine düstere Todesstätte in eine Stätte freudigen Wirkens und Vollbringens um! Er hat „das große Problem des Seins” gelöst und ging, wie wir auf der nächsten Seite lesen, aus dem Grab hervor, „gekrönt mit der Herrlichkeit eines erhabenen Erfolges, eines immerwährenden Sieges”. In seinem ganzen Erdenleben sah er vom Selbst weg und wandte sein Denken Gott und der Liebe zur Menschheit zu.

Bei sorgfältigerem Sichvertiefen in diese Stelle dachte die Schülerin über die Worte nach: „eine Zuflucht vor seinen Feinden”! Ein Feind ist ein Gegner; aber was ist unser Feind? Nun sah die Schülerin in der Konkordanz zu den anderen Werken von Mrs. Eddy nach und wurde zu der Stelle in „Miscellaneous Writings” (S. 8) geführt: „Betrachte einfach das als deinen Feind, was das Christusbild, das du widerspiegeln solltest, befleckt, entstellt und entthront”. In demselben Aufsatz, „Liebet eure Feinde”, macht Mrs. Eddy klar, daß diejenigen, die wir als unsere Feinde betrachten, sich oft als unsere besten Freunde erweisen; denn Erlebnisse, in denen andere unsere Hoffnungen enttäuschen, das ihnen Anvertraute nicht treulich bewahren und unser Verlangen nach angenehmer Gesellschaft nicht befriedigen, lassen uns innigere Gemeinschaft mit Gott suchen, nach einem besseren Verständnis von Ihm forschen, was zur Erlangung geistigen Bewußtseins führt, worin wir wahre Befriedigung finden. Das bedeutet keinen Verlust und keine Zerstörung gesunder menschlicher Beziehungen und Freundschaften, sondern wir erlangen sie vielmehr dadurch; denn wenn wir den Christus im Bewußtsein erhöhen, können wir anderen helfen, und wir finden in diesem aus gegenseitig veredelnden Bestrebungen und aus Hilfsbereitschaft hervorgehenden Dienst heilige und dauernde Freundschaften.

Die Schülerin sah ein, daß sie aus der scheinbar betrübenden Erfahrung ein Erleben großen geistigen Wachstums machen konnte. Hier konnte sie, durch gesellschaftliche Unterbrechungen nicht gehindert, ihre Abende dem Erlangen eines klareren Verständnisses der geistigen Wahrheiten widmen und aus ihrem Denken einige der falschen Züge ausrotten, die „das Christusbild”, das sie „widerspiegeln sollte”, zuweilen fast auszulöschen schienen. Hier, in dieser scheinbar einsamen Umgebung, konnte sie einige der fesselnden persönlichen Annahmen, der kleinlichen, sterblichen Streitfragen, der selbstsüchtigen, anspruchsvollen Forderungen persönlicher Verbindungen ablegen. Hier war ein Ort, eine Gelegenheit, die allein wahrhaft befriedigende geistige Daseinsauffassung schätzen und beweisen zu lernen. Denn „wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde”, schreibt der Psalmist.

Mit diesem Entfalten kam ein solches Gefühl freudiger Erwartung der weiteren Entwicklung, daß sie die ihr gebotene Gelegenheit sehr willkommen hieß. Im folgenden Halbjahr erwies sich ihr gerade dieses Zimmer, das zu behalten ihr geboten schien, als gesegnete Zuflucht. Und wie freute sie sich, als sie die Lehre später bei der Erfahrung einer mit einem ähnlichen Gefühl von Einsamkeit kämpfenden Mitarbeiterin angewandt und bewiesen sah!

Das Erlangen eines geistigen Bewußtseins, das Überwinden von falschen Wesenszügen und falschem Vertrauen ist nicht die Arbeit eines Augenblicks, sondern eine beständige, unaufhörliche Forderung. Aber was sonst trägt so reichen Lohn? Was sonst bietet solch anregende Tätigkeit, Freude, solchen Frieden und solch echtes Glück? Geweckte und zum Ausdruck gebrachte geistige Eigenschaften sind wahrhaft anziehend und bringen uns in Verbindung mit anderen Menschen, die wie wir bestrebt sind, geistig zu bauen, und bieten so Gelegenheiten zu wahrer und befriedigender Freundschaft.

Die Christlichen Wissenschafter sollten sich freudig mit den ihnen gestellten Aufgaben beschäftigen, so daß ihnen keine Zeit übrig bleibt zu Selbstbedauern, Sichgehenlassen oder vergeblichem Suchen von Gutem im Irdischen, was notgedrungen zu enttäuschten Hoffnungen, vereitelten Zielen und ruheloser Einsamkeit führen muß. Gott allein ist die Quelle des Guten, ungetrübter Freude und dauernden Friedens. Die Christliche Wissenschaft macht uns mit Gott vertraut und befähigt uns, die Wirklichkeit zu erschauen und sie uns als unfehlbare Führerin zum ewigen Leben beständig vor Augen zu halten.


Wir bitten nicht, daß Deine Wahrheit siegen möge; denn sie muß siegen. Ihr Sieg ist von Anbeginn der Welt gewiß. Wir bitten aber, daß wir an diesem großen Siege teilnehmen dürfen als demütige, treue Nachfolger, die Dein Banner in seiner ganzen Herrlichkeit haben wehen sehen, herrlicher als alle anderen Herrlichkeiten, als aller Glanz des sichtbaren Weltalls, als der Sonnenauf- und -untergang.

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