Das Verhalten der heutigen aufgeklärten Menschheit dem Krieg gegenüber läßt erkennen, daß der Sauerteig geistiger Wahrheit im Weltdenken unwiderstehlich am Werke ist. Friedensfreunde haben allerlei menschliche Theorien und Mittel, durch die der Krieg abgeschafft werden soll, verbreitet und willkommen geheißen. Doch den einzigen Weg zur Sicherung des Friedens hat Jesaja klar gewiesen, als er voraussagte, daß viele Leute sich würden von Gott lehren lassen und würden auf Seinem Wege gehen: „Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk wider das andere ein Schwert aufheben, und werden hinfort nicht mehr kriegen lernen”. Und als Jesaja das Kommen des Messias weissagte, sagte er, daß er „Friedefürst” heißen würde. Dieser Titel steht ganz besonders Christus Jesus zu, weil seine geistigen Lehren die kriegstiftenden menschlichen Gedankenneigungen aufdecken und ihre Unwahrheit und Machtlosigkeit enthüllen.
Die Juden hatten gehofft, daß der erwartete Messias sie in siegreichem Kampf gegen die Römerherrschaft führen würde. Aber Christus Jesus verstand das menschliche Wesen so gründlich, daß er erkannte, daß die den Juden aufgezwungene Herrschaft Roms nur eine der sichtbaren Kundwerdungen der Unterjochung der Sterblichen unter so satanische Fronvögte wie Selbstsucht, Habgier, Hochmut, Eifersucht, Sinnlichkeit und Ungerechtigkeit war. Daher richtete sich des Meisters Arbeit nicht gegen Menschen sondern gegen diese kriegstiftenden Erscheinungsformen des fleischlichen Sinnes.
Denen, die Christus Jesus und seine Botschaft demütig und vertrauensvoll aufnahmen, war er in der Tat der „Friedefürst”. Denen, die von Furcht gepeinigt, von Ungerechtigkeit, Mangel und Zwietracht niedergedrückt oder durch Vererbungsannahmen gebunden waren, verkündigte er die befreiende und harmonisierende Wahrheit über Gott und Sein Gesetz. Denen, die vergeblich gegen Sünde und ihre Wirkungen, gegen Blindheit, Taubheit, Krankheit und Verderbtheit gekämpft hatten, brachte er Erlösung und Heilung. Bei allen diesen Werken verließ er sich einzig und allein auf geistige Kraft. Überdies rügte er das Zurückgreifen auf materielle Verteidigungsmittel, als ein eifriger Jünger das Schwert gegen einen von denen gebrauchte, die Jesus in Gethsemane gefangen nehmen sollten. Sein Widerspiegeln der Liebe, das den Verwundeten sofort heilte, schützte ihn vor Furcht, Haß und Groll. Jesu Abrüsten, das darin bestand, daß er dem Bösen und dem Irrtum ihre vermeintliche Macht und Anziehung nahm, war trotz des gegenteiligen materiellen Sinnenzeugnisses außerordentlich erfolgreich. Seine Auferstehung und Himmelfahrt zeigt, daß er jede an ihn herantretende tierische Neigung und materielle Annahme vollständig besiegte — als nichts bewies.
Der tiefe geistige Sinn und die umfassende praktische Bedeutung der Lehren und des Beispiels Christi Jesu waren vor der Entdeckung der Wissenschaft des Christentums, der genauen und beweisbaren Erkenntnis Gottes und Seiner Gesetze durch Mrs. Eddy jahrhundertelang weder geschätzt noch verstanden und angewandt worden. Im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” enthüllt Mrs. Eddy klar und einfach die vom Meister angewandten geistigen Mittel und Wege, damit alle Menschen seinem Beispiel folgen und den Irrtum vernichten und dessen Wirkungen — Sünde, Krankheit, Begrenzung, Furcht, Ungerechtigkeit, Haß—überwinden können. Durch diese Offenbarung können wir sehen, wie treffend die Botschaft des Meisters ist: „Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch”.
Der Schüler der Christlichen Wissenschaft lernt bald verstehen, daß die Lehren und Regeln dieser Wissenschaft über rechtes Denken und Leben in erster Linie und ganz besonders dem einzelnen gelten. Er lernt verstehen, daß er für sein Denken verantwortlich ist, und daß er seine Erlösung von Irrtum und Übel, von Sünde und Krankheit, in seinem eigenen Bewußtsein ausarbeiten muß. Dabei hat er die Versicherung, daß Gott in dem Maße in ihm wirkt, wie er sein Denken mit dem göttlichen Gemüt dadurch in Übereinstimmung bringt, daß er nur die Gedanken annimmt und zum Ausdruck bringt, die von Gottes Güte, Harmonie, Reinheit, Vollkommenheit und Frieden zeugen. Natürlich bedingt dies, daß er die verführerischen, drohenden und verlockenden Einflüsterungen des Satans — Furcht, Neid, Haß, Sinnlichkeit, Selbstsucht, Argwohn, Habgier u. dgl.— als falsch, reizlos und machtlos zurückweist.
Daß unter den zu überwindenden Irrtümern auch Selbstsucht aufgezählt ist, weist darauf hin, daß die Christlichen Wissenschafter in ihre Gebete um Frieden, Fülle und Vollkommenheit die Welt mit einschließen müssen. Sie werden täglich daran erinnert, wenn sie den liebevollen Rat ihrer Führerin im Handbuch Der Mutterkirche (Art. VIII, Abschn. 4) befolgen: „Es ist die Pflicht eines jeden Mitglieds dieser Kirche, täglich zu beten: ‚Dein Reich komme‘; laß die Herrschaft der göttlichen Wahrheit, des göttlichen Lebens und der göttlichen Liebe in mir aufgerichtet werden und alle Sünde aus mir entfernen; und möge Dein Wort die Liebe der ganzen Menschheit bereichern und sie beherrschen!”
Dieses einfache Gebet hat schon viele Heilungen bewirkt. So erlangte z.B. ein Christlicher Wissenschafter, der eine körperliche Disharmonie zu entfernen trachtete, durch ehrliche Anwendung der im „täglichen Gebet” ausgedrückten Gedanken die ersehnte Befreiung und eine erbauende und dauernde geistige Erhebung. Die richtige Auffassung von Liebe änderte sein Denken und brachte seinem Körper Harmonie, als er beim Beten des letzten Satzes des Gebets jemand mit einschloß, gegen den er Groll gehegt hatte. Wer dieses Gebet gewissenhaft und verständnisvoll anwendet, erlangt auf Grund seines klareren Begriffs von Gott als Vater-Mutter aller Menschen unbedingt eine wahrere und umfangreichere Auffassung von allumfassender Brüderschaft. Er findet sein Denken von dem selbstsüchtigen Gesichtspunkte persönlicher, Familien- und Gemeindeangelegenheiten zu hilfreicher Würdigung internationaler Angelegenheiten emporgehoben. Denn die Christliche Wissenschaft lehrt, daß die göttliche Liebe alles Gute unparteiisch und allumfassend zum Ausdruck bringt; daher kann etwas, was die Eigenschaften der Liebe nicht für alle bekundet, weder für den einzelnen noch für eine Gruppe wahrhaft hilfund segensreich sein. Was einen wahrhaft segnet, muß nach dem Gesetz des göttlichen Prinzips, der Liebe, alle segnen.
Im Rüsten der Völker tritt einfach der Glaube an die Neigungen des fleischlichen Sinnes zutage, die die Christliche Wissenschaft als prinzipund machtlos beweist. Die Christlichen Wissenschafter haben daher das freudige Vorrecht und die unumgängliche Pflicht, für sich und in beträchtlichem Maße auch für die Welt dadurch Abrüstung zu beweisen, daß sie jeder an sie herantretenden Aufgabe oder Lage mit heilendem Denken begegnen. Bei dieser Arbeit werden sie durch die Worte der Mrs. Eddy in Wissenschaft und Gesundheit (S. 467) geleitet und ermutigt: „Man sollte es von Grund aus verstehen, daß alle Menschen ein Gemüt, einen Gott und Vater, ein Leben, eine Wahrheit und eine Liebe haben. Die Menschheit wird in dem Maße vollkommen werden, wie diese Tatsache sichtbar wird, der Krieg wird aufhören, und die wahre Brüderschaft der Menschen wird begründet werden”. Das ist eine Aufforderung zur Arbeit für sich selber und für die Welt, die jeder Christliche Wissenschafter beachten sollte. Ja, es ist in der Tat eine Aufforderung der göttlichen Liebe!
