Als Paulus schrieb: „So bestehet nun in der Freiheit, zu der uns Christus befreit hat, und lasset euch nicht wiederum in das knechtische Joch fangen”, wandte er sich an die Galater auf Grund der Treue gegen ihre geistige Überzeugung. Das Evangelium Christi Jesu hatte sie in dem Maße, wie sie es verstanden, befreit. Es war daher nicht anders zu erwarten, als daß sie der Wahrheit, die dieses Evangelium offenbarte, treu blieben, und daß sie sich nicht wieder in Knechtschaft des Irrtums geraten ließen. Der Apostel kannte gut den Wert der aus geistiger Erkenntnis und Erfahrung gewonnenen Überzeugung; und an diese wandte er sich, als er „den Gemeinden in Galatien” schrieb.
Überzeugung des Denkens ist in allen Angelegenheiten des Lebens unentbehrlich. Wir wissen aus Erfahrung, was für ein wertvolles Hilfsmittel das Einmaleins ist. Wer würde es aber zum Berechnen gebrauchen, ohne von seiner Zuverlässigkeit überzeugt zu sein? Und um diese Überzeugung zu gewinnen, wird das Kind gründlich in seiner Anwendung geschult. Ähnlich verhält es sich mit dem Sittengesetz. Die Erfahrung muß seinen Wert lehren, muß den Menschen zeigen, daß Kenntnis und Befolgung dieses Gesetzes immer zu guten Ergebnissen führen, immer zu Harmonie und Wohlergehen beitragen. Wie sie hievon überzeugt werden, lernen sie das Sittengesetz achten und bereitwillig befolgen.
Es ist genau dasselbe, wenn es sich um geistige Wahrheit handelt: Überzeugung von ihrer Wirklichkeit, ihrer Beständigkeit, ihrer Unveränderlichkeit, ihrer Macht ist notwendig, damit der Mensch sie beim Überwinden des Bösen oder des Irrtums ohne Zögern anwenden kann. Zuerst enthüllt ihm die Christliche Wissenschaft die großen Tatsachen des geistigen Seins. Sie zeigt ihm, daß Gott die unendliche und vollkommene Wahrheit, der Geist, das Gemüt ist, und daß nur das Geistige und das Vollkommene wirklich sind. Sie befähigt ihn, im Lichte der Allheit Gottes, des Guten, wahrzunehmen, daß die Materie und das Böse unwirklich sind. Und so ausgerüstet versteht er, wie die Einwände des materiellen Sinnes zu widerlegen und Sünde, Krankheit und Tod zu überwinden sind. Um aber die Einwände der Materialität widerlegen und umstoßen zu können, muß er von der geistigen Wahrheit vollständig überzeugt sein, sonst sind seine Anstrengungen unentschlossen und entsprechend nutzlos.
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