Als Paulus schrieb: „So bestehet nun in der Freiheit, zu der uns Christus befreit hat, und lasset euch nicht wiederum in das knechtische Joch fangen”, wandte er sich an die Galater auf Grund der Treue gegen ihre geistige Überzeugung. Das Evangelium Christi Jesu hatte sie in dem Maße, wie sie es verstanden, befreit. Es war daher nicht anders zu erwarten, als daß sie der Wahrheit, die dieses Evangelium offenbarte, treu blieben, und daß sie sich nicht wieder in Knechtschaft des Irrtums geraten ließen. Der Apostel kannte gut den Wert der aus geistiger Erkenntnis und Erfahrung gewonnenen Überzeugung; und an diese wandte er sich, als er „den Gemeinden in Galatien” schrieb.
Überzeugung des Denkens ist in allen Angelegenheiten des Lebens unentbehrlich. Wir wissen aus Erfahrung, was für ein wertvolles Hilfsmittel das Einmaleins ist. Wer würde es aber zum Berechnen gebrauchen, ohne von seiner Zuverlässigkeit überzeugt zu sein? Und um diese Überzeugung zu gewinnen, wird das Kind gründlich in seiner Anwendung geschult. Ähnlich verhält es sich mit dem Sittengesetz. Die Erfahrung muß seinen Wert lehren, muß den Menschen zeigen, daß Kenntnis und Befolgung dieses Gesetzes immer zu guten Ergebnissen führen, immer zu Harmonie und Wohlergehen beitragen. Wie sie hievon überzeugt werden, lernen sie das Sittengesetz achten und bereitwillig befolgen.
Es ist genau dasselbe, wenn es sich um geistige Wahrheit handelt: Überzeugung von ihrer Wirklichkeit, ihrer Beständigkeit, ihrer Unveränderlichkeit, ihrer Macht ist notwendig, damit der Mensch sie beim Überwinden des Bösen oder des Irrtums ohne Zögern anwenden kann. Zuerst enthüllt ihm die Christliche Wissenschaft die großen Tatsachen des geistigen Seins. Sie zeigt ihm, daß Gott die unendliche und vollkommene Wahrheit, der Geist, das Gemüt ist, und daß nur das Geistige und das Vollkommene wirklich sind. Sie befähigt ihn, im Lichte der Allheit Gottes, des Guten, wahrzunehmen, daß die Materie und das Böse unwirklich sind. Und so ausgerüstet versteht er, wie die Einwände des materiellen Sinnes zu widerlegen und Sünde, Krankheit und Tod zu überwinden sind. Um aber die Einwände der Materialität widerlegen und umstoßen zu können, muß er von der geistigen Wahrheit vollständig überzeugt sein, sonst sind seine Anstrengungen unentschlossen und entsprechend nutzlos.
Mrs. Eddy hebt die Notwendigkeit der Überzeugung von der geistigen Wahrheit beim Behandeln von Sünde oder Krankheit hervor, wenn sie schreibt (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 390): „Dulde nicht, daß der Anspruch von Sünde oder Krankheit in deinen Gedanken großwachse. Weise ihn mit der dauernden Überzeugung von dir, daß er unrechtmäßig ist, da du weißt, daß Gott ebensowenig der Urheber von Krankheit wie von Sünde ist”. Wir müssen von der unendlichen Güte Gottes überzeugt sein, überzeugt sein, daß Er der Urheber von Harmonie und nur von Harmonie ist; dann sind wir imstande, Sünde und Krankheit in allen ihren Scheinformen zu verneinen und vollständig aus unserem Bewußtsein zu verdrängen. Immer mehr sollten wir nach völligerer Erkenntnis der Vollkommenheit Gottes und Seiner Schöpfung trachten; denn auf diese Art werden wir befähigt, die scheinbar an uns herantretenden Probleme des Bösen mit Gewißheit zu lösen.
Wie wertvoll es ist, zu verstehen, daß der Mensch die vollkommene Widerspiegelung des unendlichen Gemüts ist! Unsere Führerin schreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 90): „Das Zugeständnis des Menschen an das eigene Ich, daß der Mensch Gottes eigenes Gleichnis ist, verleiht dem Menschen die Freiheit, Herr über die unendliche Idee zu werden. Diese Überzeugung verschließt dem Tode die Tür und öffnet sie weit gegen die Unsterblichkeit”. Was für ein herrlicher Gedanke! Und die Christlichen Wissenschafter müssen mit felsenfester Überzeugung an der Wahrheit festhalten, wenn jener scheinbare Feind des Menschengeschlechts — der Tod —überwunden werden soll. Sie sollten beständig bejahen, daß, da Gott ewig ist, auch der Mensch, Sein Ebenbild, ewig sein muß; daß der Mensch als die Widerspiegelung Gottes, des unendlichen Lebens, das Leben ewig widerspiegelt. Es steht außer Frage, daß, wenn man mit felsenfester Überzeugung an der Wahrheit über die Unsterblichkeit des Menschen festhielte, im gleichen Verhältnis der falsche Glaube an den Tod überwunden würde.
Die Christlichen Wissenschafter sollten nicht in Versuchung kommen, an ihrer Religion zu zweifeln. Ihre Überzeugung von deren Wahrheiten sollte sie befähigen, bei ungerechtem Tadel nicht die Fassung zu verlieren, und sollte sie davor bewahren, in Zeiten scheinbarer Geschäftsstockung und Unruhe zu verzagen. Haben sie die Macht der Wahrheit zu heilen und zu erretten nicht selber bewiesen und für andere bewiesen gesehen? Das sollte sie in der Stunde der Not aufrecht erhalten und sie in ihren Bemühungen, ihr Denken unerschütterlich auf die Wahrheit zu richten, unterstützen. Sie sollten sich gegen angreifende Gedankeneinflüsterung schützen, die sie in materielle Denkweisen, von denen die Christliche Wissenschaft sie befreit, zurückziehen möchte. Die Christlichen Wissenschafter sollten unbedingt standhaft an der Religion festhalten, die so viel für sie getan hat. Nichts kann unter dem Namen Religion, Philosophie oder Wissenschaft je ihren Platz einnehmen. Die Lehren der Christlichen Wissenschaft sind unangreifbar, und es ist nur eine Frage der Zeit, daß sie allgemein verstanden und angewandt werden.
