In der Christlichen Wissenschaft ist Vollkommenheit der Maßstab, der auf alles, was man ist oder tut, anzuwenden ist. Der Mensch spiegelt Gott in jeder Einzelheit wider — in uneingeschränkter Leistung, im Freisein von Irrtum, in umfassendem und genauem Wissen. Sich auf Gott verlassen heißt sich auf das eine vollkommene Gemüt verlassen, und nichts liegt außerhalb des Wissensgebiets des Gemüts. Die Herrschaft des Gemüts ist auch die Herrschaft der Liebe. Es wäre widersinnig, wenn jemand angesichts einer von der Liebe regierten geordneten Tätigkeit, die ihm helfen soll, sich fürchtete und aufgeregt und verwirrt würde. Die Liebe verleiht den rechten Ansporn, der für den Schüler auf der Hochschule oder Universität der Antrieb zu jedem von ihm gewählten Fach und in jeder Prüfung sein sollte. Mrs. Eddy schreibt in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 454): „Liebe inspiriert, erleuchtet, bestimmt und führt den Weg. Rechte Motive geben dem Gedanken Schwingen und der Rede und Handlung Stärke und Freiheit”.
Der Schüler der Christlichen Wissenschaft mag sich auf der Hochschule mit gewissen Fächern lediglich deshalb befassen, weil sie im Lehrplan vorgeschrieben sind; doch treu dem Maßstab der Christlichen Wissenschaft muß er es vermeiden, in diesen Fächern in nachlässiges, verwirrtes und träges Denken zu verfallen. Er findet, daß ihm die Christliche Wissenschaft eine mächtige Hilfe zum Erfolg beim Lernen ist, daß sie sein Denken klärt, belebt, erweitert und ihn befähigt, die ihm in der Prüfung gestellten Fragen rasch, genau und vernünftig zu beantworten.
Die Prüfungszeit sollte daher eine Zeit des Freudespendens sein. Eine Prüfung gibt dem Schüler Gelegenheit, sich seinem Lehrer für das, was er im verflossenen Schuljahr für ihn getan hat, dankbar zu erzeigen. Sie gibt ihm Gelegenheit, das Gelernte, das er später auf irgend eine Art und Weise anwenden kann, praktisch zusammenzufassen. Vor der Prüfung sollte der Schüler jede Einflüsterung zurückweisen, daß einige der Klasse sie nicht bestehen werden, und daß er sich in einem Wettbewerb befinde und abwarten müsse, wer die sogenannten Glücklichen sind, die die Prüfung bestehen. Sein Beweggrund ist gut. Das Gute denken bedeutet zugleich erfolgreich denken. Alles Gute ist von Gott. Gott ist unendlich und kennt keine Begrenzung. Im Guten gibt es keinen Wettstreit. Das Gute mitteilen und Gott und Gotteserkenntnis und Gottes Macht ausdrücken ist das freudige Vorrecht aller Menschen.
Die geistige Arbeit des Schülers der Christlichen Wissenschaft im Zusammenhang mit der Prüfung sollte mit dem Abschluß der Prüfung selber nicht aufhören. Der Schüler sollte wissen, daß es in dem einen Gemüt keinen andern Beweggrund gibt, als allen Menschen Gutes zu tun. Die Liebe verteilt die Ergebnisse einer gründlichen Vorbereitung.
Gewisse Erzieher haben gesagt, Hochschulund Universitätsarbeit bestehe oft lediglich im Belegen einer Anzahl unzusammenhängender Fächer. Die Christliche Wissenschaft dient dem Schüler als Ruder und leitet ihn wahrhaft zweckdienlich. Die vielen Tätigkeiten suchen das Denken vom Gemüt abzulenken; aber beständiges, beharrliches Streben, die Lehren der Christlichen Wissenschaft während des ganzen Schuljahrs zu befolgen, erhält das Denken im richtigen Gleichgewicht, so daß der Tag vor der Prüfung kein Tag der Aufregung ist, sondern wie jeder andere Tag freudig und ruhig verläuft und von Vertrauen auf die Wahrheit und die Tatsache erfüllt ist, daß Gottes Arbeit vollendet ist.
Mrs. Eddy hat für die Gründung von christlich-wissenschaftlichen Verbänden auf Hochschulen und Universitäten weise Vorsorge getroffen (siehe Kirchenhandbuch, Artikel XXIII, Abschnitt 8). Nicht nur bringen sie die Christlichen Wissenschafter in heilsame gesellige Berührung miteinander, geben dem Schüler fern von der Heimat eine Auskunftsstelle, wenn er fühlt, daß er Hilfe braucht, regen bei denen, die einen gemeinsamen Zweck verfolgen, den Geist der Zusammengehörigkeit an, bereiten das tätige Mitglied zur Teilnahme an der Kirchenarbeit nach Abgang von der Schule vor und säen in der Schule den Samen für diejenigen, die danach trachten, die Wahrheit kennen zu lernen, sondern der christlich-wissenschaftliche Hochschuloder Universitätsverband spornt den Schüler während des Schuljahrs und bis zu seinem Abgang auch an, in seinem Denken an den rechten Beweggründen zum Lernen und an dem wahren Maßstab des Menschen und seiner Leistungen festzuhalten.
