„Suchet in der Schrift”, sagte der Meisterchrist; „denn ihr meinet, ihr habet das ewige Leben darin; und sie ist’s, die von mir zeuget”. Dies sind Worte voller Weisheit für uns heute, und mit Hilfe des „Schlüssels” im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy können wir die geistige Bedeutung der Bibel, die durch die Unrichtigkeiten menschengemachter Lehren und Glaubenssätze lange sehr verdunkelt gewesen ist, verstehen lernen.
Im 7. Kapitel des Evangeliums des Matthäus warnt Jesus seine Zuhörer vor den „falschen Propheten”— den Verkleidungen, die das Böse anzunehmen sucht, um die Menschen vom rechten Wege abzulocken. Indem er ihnen die Unmöglichkeit, das Gute durch das Böse zu verfälschen, zeigte, sagte er, daß viele vorgeben werden, in seinem Namen zu weissagen und Teufel auszutreiben und viele wunderbare Werke zu tun, und daß diesen beharrlichen Vorwänden schnell und entschlossen die Antwort erteilt werden sollte: „Ich habe euch noch nie erkannt; weichet alle von mir, ihr Übeltäter!”
Das sterbliche Gemüt sucht uns beständig zu dem Glauben zu verleiten, daß Böses gut und Gutes böse sei. Sobald sich in unserem Leben ein scheinbar angenehmer materieller Weg zeigt, macht der Versucher — der sterbliche Sinn — durch allerlei Beweisgründe geltend, daß er dem wahren, aufwärts führenden Pfad genau gleichkomme, und behauptet, daß es sogar ein besserer Weg sei, weil er leichter und angenehmer sei. Wir haben jedoch einen Prüfstein, an dem wir diese Gedanken prüfen können. Wir lesen auf Seite 462 unseres Lehrbuchs: „Sind die Gedanken göttlich oder menschlich? Das ist die wichtige Frage”, und (S. 492): „Um richtig folgern zu können, sollten wir nur eine Tatsache vor Augen haben, nämlich das geistige Dasein”. Weisen diese Worte nicht die wahre Richtung? Kein auf einer andern Voraussetzung beruhender Weg führt aufwärts und kein Nebenweg, der eine Mischung von Geist und Materie ist, führt, obwohl er scheinbar parallel ist mit dem, der „unbedingter Verlaß auf die Wahrheit” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 167) heißt, zu dem Verständnis und der Verwirklichung unseres wahren Daseins als Gottes Kind, zu unserem Erbe vollkommener Harmonie.
Wie wichtig es also ist, daß wir unser Denken bewachen, damit kein Vorwand der Selbstsucht, des Stolzes oder des Ehrgeizes uns versuche, die von Jesus durch Wort und Beispiel gelehrte wahre Demut, die wir haben müssen, zu verfälschen!
Die menschlichen Bekundungen persönlicher Liebe und persönlicher Verurteilung sind scheinbar gute Nachahmungen wirklicher Liebe und Gerechtigkeit, und es mag leichter scheinen, materiell als geistig zu lieben und zu urteilen. Jesus rügte diejenigen, die diese Nachahmungen annahmen, scharf. Sündigen wir nicht gegen das erste Gebot, wenn wir jemand, den wir lieben, gute und bewundernswerte Eigenschaften als zu seiner materiellen Persönlichkeit gehörig zuschreiben? Und sündigen wir nicht wiederum gegen ein Gebot, das uns warnt, kein falsches Zeugnis wider unsern Nächsten zu reden, wenn wir bei unserem Bruder falsche Beweggründe und Handlungen entdecken und sie als Teil seiner Persönlichkeit ansehen? Kein Wunder, daß die göttliche Gerechtigkeit solche Betrüger stets zurückweist mit den Worten: „Ich habe euch noch nie erkannt”.
Der Weg, den wir gehen müssen, um das harmonische Dasein zu erreichen, ist gerade und schmal. Aber er ist nicht schwer zu erkennen, wenn wir unverwandt auf Gott und den geistigen Menschen sehen, den einzigen wirklichen Menschen, der jede gute und vollkommene Gabe von dem einen Vater-Mutter-Gott widerspiegelt. Diese Gaben sind die von Paulus erwähnte „Frucht des Geistes”, nämlich „Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit”. Solche Eigenschaften sind immer erkenntlich; und sind wir dieser Eigenschaften eingedenk, wenn wir den nachgeahmten Einflüsterungen begegnen, so werden auch wir zum Irrtum sagen können: „Ich habe euch noch nie erkannt”.
 
    
