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Die Christliche Wissenschaft und das menschliche Bedürfnis

Aus der Mai 1935-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Eine der bekanntesten und beliebtesten Erklärungen im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch lautet: „Die göttliche Liebe hat immer jede menschliche Notdurft gestillt und wird sie immer stillen” (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 494). Sehr viele Menschen sind überzeugt, daß durch Anwendung dieser Wahrheit in der Christlichen Wissenschaft, wie Mary Baker Eddy sie der Welt gegeben hat, das menschliche, d.h. das persönliche Bedürfnis befriedigt wird. Diese Überzeugung beruht auf Beweis, der durch Erfahrung erbracht wird. Es wird vielleicht nicht allgemein erkannt, daß die nähere Bestimmung „jede” in dieser Erklärung einen so wichtigen Platz einnimmt. Das Wort „jede” ist in diesem Zusammenhang allumfassend; es umfaßt die persönlichen Bedürfnisse des einzelnen sowie die gesamten nationalen und internationalen Nöte aller Art. Wir können ebenso gewiß sein, daß die göttliche Liebe, wenn sie durch das Gebet des Verständnisses aufrichtig angerufen wird, alle Probleme löst, die die Menschheit bedrängen und quälen, welcher Art sie auch sein mögen.

Der Beweis der heilenden Gegenwart und Kraft Gottes wurde vollständig von Christus Jesus erbracht. Die Heilungen, die er vollbrachte, umfaßten vielerlei Krankheiten, körperliche Gebrechen, Sünde und Mangel — jede Art Siechtum, Mißklang und Not, worunter die Menschen damals litten. Er bezahlte sogar seine Steuer mit Geld, das er dem Maul des Fisches entnahm. Er speiste das Volk ohne materielle Vorbereitung. Die menschliche Gesellschaft war, wie es scheint, damals so wenig organisiert, daß viele Fragen, die jetzt so allgemein sind, nicht an ihn herantraten. Hätte es im Geldwesen, in der Industrie und in der Wirtschaftspolitik solche nationale und internationale Probleme wie die heutigen gegeben, so können wir sicher sein, daß er sie mit derselben Zuversicht und mit gleichem Erfolg in Angriff genommen hätte; denn Jesus kannte besser als irgend jemand Gottes Kraft und Macht, die Bedürfnisse zu befriedigen. Seine Gebote und sein Beispiel waren umfassend genug, diese Schlußfolgerung zu rechtfertigen.

Die Christlichen Wissenschafter erkennen, daß es grundlegende Pflicht des einzelnen ist, Krankheit und Sünde, Elend und Mangel aller Art zu heilen. Der Erfolg der christlich-wissenschaftlichen Bewegung beruht auf dem endgültigen und überzeugenden Beweis, daß das richtig angewandte Verständnis des Christus, der Wahrheit, Krankheit und Sünde heilt, und wird immer darauf beruhen. Das ist gerade der Grundstein des Erfolgs der Kirche Christi, Wissenschafter.

Aber dem Arbeiter in der Christlichen Wissenschaft liegt noch die weitere und in gewissem Sinne ebenso wichtige Pflicht ob, die allgemeinen Irrtümer, die die Menschheit bedrängen, zu bekämpfen, die Absichten des Bösen vorauszusehen und ihnen dann vorzugreifen und sie zu vereiteln. Diese Pflicht ist treffend in dem bekannten Sprichwort beschrieben: „Es ist besser, am Rande eines Abgrunds einen Zaun zu errichten, als unten einen Krankenwagen bereit zu halten”, d.h. es ist menschenfreundlicher, Leiden zu verhindern als, ist man einmal davon betroffen, es zu mildern. Die Christliche Wissenschaft hat also die doppelte Bestimmung, diejenigen, die dem Mesmerismus des Irrtums in irgend einer seiner vielerlei Formen zum Opfer gefallen sind, zu heilen, und, was ebenso wichtig ist, die Ansprüche des Bösen festzustellen und zu vernichten, ehe sie in allerlei Leiden zum Ausdruck kommen.

Nun mag jemand fragen: Hat denn der Irrtum, getrennt von den Gemütern der Sterblichen, ein Dasein? Unsere Führerin antwortet klar und bestimmt auf diese Frage. Auf Seite 67 in „Rückblick und Einblick” schreibt sie: „Die Sünde bestand als falscher Anspruch, ehe sich der menschliche Begriff von Sünde geformt hatte; darum ist unser Begriff von Irrtum nicht der ganze Irrtum”. Und weiter unten: „Die Sünde ist beides: greifbar und begrifflich”. Demnach ist die begriffliche Sünde offenbar ein falscher Glaube, der durch das sterbliche Bewußtsein noch keinen Ausdruck gefunden hat. Sie ist das vermeintliche sterbliche Gemüt, das Ungleichnis des göttlichen Gemüts, das, getrennt von den Sterblichen, auf alle Vorrechte und Kräfte dieses Gemüts Anspruch erhebt. Nun kann das Wesen des Gesamtirrtums von denen, die geistig im Gleichgewicht sind, erkannt und vernichtet werden, ehe die Menschheit sein Sklave wird. Jesus gab zu verstehen, daß seine Nachfolger fähig sein sollten, die „Zeichen dieser Zeit” zu lesen und dann die dadurch aufgedeckten Ansprüche des Bösen für sich zu vernichten.

Niemand wird in Abrede stellen, daß die heutigen Zustände der Menschheit in der ganzen Welt derart sind, daß sie überall die Beachtung der Christen erfordern, besonders aber der christlichen Metaphysiker, d.h. derer, die fähig sind, die Ansprüche des Bösen genau zu erkennen und vernichten zu helfen. Solche allgemeine Annahmen wie Furcht, Selbstsucht, Habgier, Machtgelüste suchen sich überall durch Menschen und Völker zu bekunden. Ohne Zweifel sind die Herrscher in vielen Ländern ernst und aufrichtig bemüht, der Armut, dem Elend und dem Mangel, die die Menschen betroffen haben, zu steuern. Heldenmütige Maßnahmen werden ergriffen, um eine Lösung für diese Probleme zu finden. Aber die angewandten Verfahren sind nicht christlich-wissenschaftlich. Das vollkommene Heilmittel, die wissenschaftliche Anwendung der geistigen Wahrheit, wird stets von einem geistigen Standpunkte aus, d.h. von der Erkenntnis aus, daß der Mensch und das Weltall geistig sind, angewandt. Von einer materiellen Grundlage, d.h. von der Voraussetzung aus betrachtet, daß der materielle Mensch und das materielle Weltall der wirkliche Mensch und das wirkliche Weltall seien, ist das Gute, wenn es auch noch so gerecht aufgefaßt und noch so aufrichtig angewandt wird, kein wirksames Heilmittel. Heilung erfolgt nicht dadurch, daß man dem Augenschein der sogenannten materiellen Sinne zustimmt; denn diese erklären den Menschen für einen leidenden und sündigen Sterblichen und die Menschheit für eine Ansammlung von Sterblichen, die insgesamt alle Schwächen des Fleisches bekunden. Nur wenn die wissenschaftliche Tatsache erlangt und unverdrossen daran festgehalten wird, daß der Mensch geistig ist, daß er nie sündigt oder unharmonisch ist, nie arm oder bedürftig ist, und daß die Menschenbrüderschaft nichts in sich schließt, was Gott, dem unendlich Guten, unähnlich ist, können die Sterblichen und somit die Völker geheilt und die Gesellschaftsordnung auf eine Grundlage wahrer Brüderschaft und dauernden Friedens gebracht werden. Heilende Schritte werden genau in dem Maße von Erfolg sein, wie sie auf Recht und Gerechtigkeit, d.h. auf das göttliche Prinzip, gegründet sind.

Das göttliche Prinzip wirkt in menschlichen Angelegenheiten durch das aufgeklärte Bewußtsein. Folgt dann hieraus nicht, daß diejenigen, denen Christus, die Wahrheit, und das göttliche Gesetz ihres Wirkens geoffenbart ist, ganz besonders und unentrinnbar verpflichtet sind, dieses Gesetz zur Befriedigung vorliegender menschlicher Bedürfnisse anzurufen? Wie die Sünde, das vermeintliche Gegenteil des göttlichen Gemüts, in ihren Ansprüchen eins ist, so haben diese Gesamtannahmen einen Vernichter — das unendliche Gemüt, das Gott ist.

Christus, die Wahrheit, hat sowohl eine heilende, als auch eine vorbeugende Wirkung. Sie wirkt vorbeugend und heilend, weil sie alles, was ihr unähnlich ist, leugnet und vernichtet. Es kann bewiesen werden, daß die Widerspiegelung des vollkommenen Gesetzes der Liebe durch ein geläutertes Bewußtsein beim Berichtigen der allgemeinen Übel der Menschheit ebenso wirksam ist wie beim Heilen des einzelnen von Krankheit und Sünde. Dasselbe Heilmittel ist in jedem Falle anwendbar.

Daß ein Springbrunnen nicht höher steigen kann als seine Quelle, ist selbstverständlich. Um die menschliche Gesellschaft wiederaufzubauen, müssen sich in erster Linie die Führer auf dem Gebiete des Denkens selber wiederaufbauen. Die Propheten des Altertums sahen die Probleme der Menschheit in ihrem wahren Lichte, und sie einigten das Volk mit fesselnden Botschaften. Mutlosigkeit und Furchtsamkeit helfen nicht wiederaufbauen. Sacharja wußte dies; denn er ermahnte das Volk wiederholt: „Fürchtet euch nur nicht und stärket eure Hände”. Haggai verkündigte eine ähnliche Botschaft: „Und nun, Serubabel, sei getrost! spricht der Herr; sei getrost, Josua, ... sei getrost, alles Volk im Lande ... und arbeitet! denn ich bin mit euch, spricht der Herr Zebaoth”. Seid getrost und arbeitet! Welch eindringliche Ermahnung! Ein starker Glaube und unablässiges emsiges Bemühen im Sinne der Christlichen Wissenschaft wird jenen Umsturz bewirken, der die Herrschaft, der Gerechtigkeit im menschlichen Bewußtsein aufrichtet. „Denn ich bin mit euch” ist die Versicherung, daß wir das göttliche Prinzip in jeder zu heilenden Lage anrufen können.

Außer den Werken unserer Führerin haben die von ihr gegründeten christlich-wissenschaftlichen Zeitschriften, einschließlich des Monitors, insofern eine wichtige Rolle zu spielen, als sie die Leser zu der Erkenntnis erwecken, daß es notwendig ist, scharf zu beobachten, welche Richtung die menschlichen Angelegenheiten nehmen. Sie tun sogar noch mehr: sie betonen die Notwendigkeit, die Wahrheit auf jeden Irrtum anzuwenden, wo und wann er augedeckt wird, und welcher Art er auch sein mag. Der unerschütterliche Glaube der alten Propheten, daß Gott die menschlichen Angelegenheiten lenkt und regiert, muß heute wiederaufleben. Gott ist gegenwärtig; Er ist allmächtig; Er ist bereit, die menschliche Not zu stillen; und den Christlichen Wissenschaftern ist die Wissenschaft der geistigen Wahrheit und die Kunst ihrer Anwendung geoffenbart.

Weder Aufschub noch Furcht sollte die Nutzanwendung der vollkommenen Heilkraft des göttlichen Gemüts hindern oder vereiteln. Mrs. Eddy erklärt dies mit unbedingter Gewißheit. Hören wir, was sie sagt: „Der eine unendliche Gott, das Gute, vereinigt Menschen und Völker; richtet die Brüderschaft der Menschen auf; beendet die Kriege; erfüllt die Schriftstelle: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben als dich selbst‘; vernichtet heidnische und christliche Abgötterei — alles, was in sozialen, bürgerlichen, kriminalen, politischen und religiösen Gesetzen verkehrt ist; stellt die Geschlechter gleich; hebt den Fluch auf, der auf dem Menschen liegt, und läßt nichts übrig, was sündigen, leiden, was bestraft oder zerstört werden könnte” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 340). Es ist also festgestellt, daß Gott der allumfassende Heiler aller Leiden der Menschheit ist. Die göttliche Liebe stillt jede menschliche Notdurft.

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