Auf Seit 28 und 29 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” läßt Mrs. Eddy an jeden Christlichen Wissenschafter eine Aufforderung ergehen und setzt uns gleichzeitig ein ungemein wichtige, charakterbildendes, nutzbringendes Ziel. Sie schreibt: „Es gibt zu viel tierischen Mut in der menschlichen Gesellschaft und nicht genug moralischen Mut. Daheim und draußen müssen die Christen die Waffen gegen den Irrtum erheben. Sie müssen mit der Sünde in sich und in anderen ringen und diesen Kampf fortsetzen, bis sie ihren Lauf vollendet haben. Wenn sie den Glauben halten, werden sie die Freudenkrone empfangen”.
Es ist selbstverständlich, daß alle Menschen, auch junge Leute, diese wichtige Tugend Mut zu besitzen wünschen. Daher ist es hilfreich, die Geschichte derer, die Mut hatten, zu lesen. Abraham, Joseph, Mose, David, Daniel, Petrus, Paulus und andere waren so mutig, daß alle Zeiten sie geehrt haben. Und wird wissen warum, wenn wir erkennen, daß sie alle den sittlichen Mut hatten, trotz Versuchung, Widerstand, Verurteilung und sogar Verfolgung recht zu handeln.
Nie hatten junge Leute sittlichen Mut nötiger als heute. In vielen Anzeigen, Zeitungen, Zeitschriften, Lichtspielen und Rundfunkdarbietungen ist so viel über materiell Verlockendes gesagt, daß man, wenn man nicht beständig wachsam und auf der Hut ist, zu dem Glauben verleitet wird, daß erniedrigende Vergehen entschuldbar seien und sogar zu größerer Entfaltung führen; während das allen innewohnende Verlangen, rein und wahr und rechtschaffen zu sein, dem falschen, materiellen Sinn prüde, altmodisch und sogar demütigend erscheinen mag. Doch gerade das Gegenteil ist der Fall. Obgleich das Böse überall angepriesen wird, wird dennoch heute Tugend in der Welt geehrt und Redlichkeit geschätzt. Der Irrtum würde es nicht für nötig halten, sich so eifrig anzupreisen, wenn er nicht die mächtig Einhalt gebietende Hand eines hohen Idealismus fühlte. Der Jugend von heute wie allen Nachfolgern Christi Jesu aller Zeiten gilt sein Gebet: „Ich bitte nicht, daß du sie von der Welt nehmest, sondern daß du sie bewahrest vor dem Übel”.
Heute wird in der ganzen Welt ein gewaltiger Kampf geführt: der im menschlichen Bewußtsein stattfindende Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen den Versuchungen der sinnlichen Welt und den von Jesus bewiesenen und in der Christlichen Wissenschaft verkündigten geistigen Lehren. Das Böse ist ein Feigling vor der Wahrheit. In denen, die um ihr Erbe sittlichen und geistigen Mutes und um reine Normen kämpfen, kann sittliche Feigheit keine Bestürzung oder Niederlage hervorrufen. Jeder Sieg über das Böse entfaltet die Fähigkeit, den Sieg und die Größe, die Gott dem Menschen verliehen hat.
Dies wurde unlängst einem Studenten bewiesen. Die Zeit der Schlußprüfungen auf der Hochschule war gekommen, und er und seine Mitschüler suchten eifrig Stellungen. An der Schwelle stehend, konnte er auf einen jahrelangen Kampf zurückblicken. Während seiner Schul- und Hochschulzeit hatte er trotz Witz und Gespött derer, die er liebte und bewunderte, und unter Verzicht auf manches sogenannte Vergnügen es gewagt, sich des Rauchens, berauschender Getränke und anderer Versuchungen des Gesellschaftslebens zu enthalten. Oft hatte es ihn einen bitteren Kampf gekostet, die Schlange niederzuzwingen, wenn sie ihm einflüsterte, daß es den Preis nicht wert sei, oder daß er am Ende doch noch nachgeben müsse; denn für jemand, der sich für ein hohes Ideal einsetzt, werde das Geschäftsleben noch schwieriger sein als die Hochschulzeit.
Eine unerwartete Begebenheit in der Schlußfeierwoche brachte ihm die Antwort und seinen Lohn. Seine Verbindung erhielt einen Brief von einer vermögenden und einflußreichen Dame, die die jungen Leute bat, ihr einen unbescholtenen jungen Mann mit guten Gewohnheiten für ihren Dienst zu empfehlen. Unter allgemeiner Zustimmung erklärten die jungen Leute, daß nur einer unter ihnen die hohen Anforderungen erfülle, und daß sie ihn aufs beste empfehlen könnten. Als er dann den hohen Ansprüchen seiner Arbeitgeberin gerecht wurde, räumte sie ihm viele Vorrechte ein.
Diese wunderbare Erfahrung betrachtete er jedoch nicht als höchsten Lohn. Noch höher schätzte er das ihm am Schlußfeierabend von seinen Bundesbrüdern offen entgegenbrachte Vertrauen, als sie ihm erklärten, wie sehr sie ihn immer wegen seines Mutes, recht zu tun, geschätzt hatten. Sie gestanden ein, daß sie Wetten gemacht und Versuchungen ersonnen hatten, und sie sagten, sein Mut habe ihnen bei ihren inneren Kämpfen oft selber Mut eingeflößt.
Ebenso tritt jeder junge Christliche Wissenschafter als christlicher Kämpfer dem Leben gegenüber und hat dem Banner der Vollkommenheit, mit der ihn sein himmlischer Vater ausgerüstet hat, treu zu sein. Für ihn hat seine geliebte Führerin Mary Baker Eddy auf Seite 203 in „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany” folgende Worte teilnahmsvoller, verständnisvoller Liebe und Ermutigung geschrieben: „Ein geistiger Held ist eine Zielscheibe für Spötter; aber er ist unaussprechlich tapfer, der Inbegriff des Leidens hier und des Himmels hiernach. Unsere Gedanken rufen unsere Handlungen hervor; sie machen uns zu dem, was wir sind. Unehrlichkeit ist eine mentale Krankheit, die den, der sie hat, tötet; sie ist ein sicheres Zeichen, daß der, der ihr frönt, sterblich ist. Tiefe Aufrichtigkeit ist des Erfolges sicher; denn Gott sorgt dafür”.
