Die Sterblichen ermangeln oft eines hinreichenden Richtungssinnes. Sie sind sich oft bewußt, daß sie eines sichereren Führungssinnes im täglichen Leben und in ihren täglichen Angelegenheiten bedürfen. Bei diesem Mangel an einem bestimmten Richtungs- und Führungssinn herrscht leicht Verwirrung, Unentschlossenheit, Ungewißheit und Zweifel.
Was zur Vernichtung dieses im menschlichen Leben so allgemeinen verwirrten und ungewissen Sinnes erforderlich ist, ist göttliche Inspiration. „Liebe”, schreibt Mrs. Eddy auf Seite 454 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift”, „inspiriert, erleuchtet, bestimmt und führt den Weg”. Was die Sterblichen also zur Erleuchtung ihres täglichen Pfades und zu ihrer Führung auf dem rechten Wege brauchen, ist Inspiration — jene Inspiration, die der göttlichen Liebe entspringt und eine nie versagende und unfehlbare Eigenschaft dieser Liebe ist.
Über Inspiration schreibt Mrs. Eddy ferner (Wissenschaft und Gesundheit, S. 84): „Das Vertrautsein mit der Wissenschaft des Seins befähigt uns, mit dem göttlichen Gemüt in größerem Maße in Gemeinschaft zu stehen, Ereignisse vorauszusehen und vorauszusagen, die das allgemeine Wohl betreffen, göttlich inspiriert zu sein — ja, in das Bereich des schrankenlosen Gemüts zu gelangen”. Wer sich durch Inspiration seiner unzerstörbaren Vereinigung mit dem „schrankenlosen Gemüt” bewußt wird, kann keinen Sinn der Ungewißheit mehr beherbergen. Er kann nicht mehr das Opfer der Unentschlossenheit sein. Er kann nicht mehr der Sklave des Zweifels sein. Es ist klar, daß das allwissende Gemüt keinen Sinn der Unentschlossenheit oder Ungewißheit in sich schließt, und es sollte ebenso klar sein, daß der Mensch, der zum Ebenbild des Gemüts und zu dem Zweck geschaffen ist, genau das Wesen des Gemüts auszudrücken, sich keiner Mängel, die das Gemüt, Gott, nicht in sich schließt, bewußt sein kann.
Den Sterblichen bieten sich jedoch oft Probleme dar in Form von Zweifel, was für eine Entscheidung sie treffen, welche Richtung sie einschlagen, welchen Weg sie verfolgen sollen. Zwei oder mehr Wege mögen ihnen offen stehen, sie können von mehreren Dingen vielleicht nur eines tun. Dann erhebt sich die Frage: Was ist unter den obwaltenden Umständen das Rechte oder kommt dem Rechten am nächsten? Was soll ich tun? Aber tatsächlich handelt es sich weniger darum, was man tun soll, als darum, was man wissen soll. Denn wenn das, was man weiß und festhält, wahr ist, wird man das Rechte tun. In einer Lage, wo der geistige Blick durch Zweifel getrübt scheint, muß man also, um in seinem Denken das Gefühl der Sicherheit und der Entschlossenheit herzustellen, wissen, daß Gott, das göttliche Gemüt, die unfehlbare und immer verfügbare Quelle der Weisheit und der Intelligenz ist.
„Der Weisheit Anfang ist, wenn man sie gerne hört”, lesen wir in den Sprüchen Salomos, und die Christliche Wissenschaft erklärt, daß Weisheit und Intelligenz Eigenschaften des göttlichen Gemüts sind, die der Mensch zu allen Zeiten vollkommen widerspiegelt. Man kann daher durch Beanspruchung seines göttlichen Erbes als Gottes Sohn — was in Wirklichkeit jedermann jetzt ist — beweisen, daß man in jeder Lage genug Weisheit hat, um zu wissen, was zu tun ist, und genug Intelligenz, um zu wissen, wie es zu tun ist, wie man auch genug Liebe hat, um es liebevoll und ohne Furcht zu tun.
Aus seinen biblischen Antworten an den Versucher in der Wüste, aus seinen Erwiderungen an seine Gegner, aus seiner Weigerung, seinen Verfolgern zuweilen zu antworten, und aus vielen anderen in den Evangelien berichteten Begebenheiten geht zur Genüge hervor, daß Jesus der Christus von inspirierter Weisheit geleitet war — einer Weisheit, die er nur aus einer göttlichen Quelle empfangen haben konnte.
Als Petrus und Johannes nach der Heilung des Lahmen an der „schönen” Tür des Tempels vor den Rat der Juden gebracht wurden, wurde Petrus beim Erklären der Heilung göttlich inspiriert, unerschrocken das zu sagen, was dazu führte, daß die Ankläger nicht Hand an sie legten. „Sie sahen aber den Menschen, der geheilt worden war, bei ihnen stehen und hatten nicht dawider zu reden”.
Paulus wurde, nachdem er und Silas nach dem Augenschein des menschlichen Sinnes wunderbar aus dem Gefängnis in Philippi befreit waren, inspiriert, zu dem erschreckten Kerkermeister beruhigend und versichernd zu sagen: „Tu dir nichts Übles; denn wir sind alle hier!”. Das beschwichtigte die Furcht des Kerkermeisters, und er führte sie, wie wir lesen, in sein Haus, „setzte ihnen einen Tisch und freute sich mit seinem ganzen Hause, daß er an Gott gläubig geworden war”.
Unsere Führerin glaubte felsenfest an die göttliche Führung. Sie war göttlich inspiriert, das Rechte zur rechten Zeit und auf rechte Art zu tun. Sie suchte sich bei den menschlichen Schritten, die sie unternahm, stets vom göttlichen Prinzip leiten zu lassen, und es liegt unbestreitbarer Beweis vor, daß ihr himmlischer Vater, auf den sie unbedingt vertraute, sie nie verließ.
Schüler der Christlichen Wissenschaft, die sich das Vorbild ihrer Führerin zunutze machen und die Wahrheit ihrer Lehre beweisen, finden, daß auch sie im Verhältnis zu ihrer Treue und ihrer Hingebung von der göttlichen Liebe zuversichtlich Inspiration und Führung erwarten können.
