Die Christliche Wissenschaft bringt der Welt die Erfüllung der Verheißung Jesu: „Ich bin gekommen, daß sie das Leben und volle Genüge haben sollen”. Sie gibt allen, die die Wahrheit aufrichtig suchen, eine beweisbare Erkenntnis des Christus, der Wahrheit, die diese Fülle als eine immer gegenwärtige Wirklichkeit offenbart. Gott hat nie aufgehört, für das Wohl aller Seiner Kinder zu sorgen. Er hat nie aufgehört, den Reichtum Seiner Liebe auszuschütten, und in dem Verhältnis, wie der Christus, auf den Jesus hinwies, zum einzelnen menschlichen Bewußtsein kommt, wird diese Fülle sogar inmitten scheinbaren Mangels verwirklicht.
Im Zusammenhang mit Jesu Verheißung müssen wir auch seine Erklärung annehmen: „Niemand lebt davon, daß er viele Güter hat”. Diese Erklärung offenbart die Grundwahrheit, daß des Menschen Sein nicht in der Materie sondern im Gemüt ist, und daß der Geist die einzige Substanz und Wirklichkeit ist. Aller Mißerfolg, alle Armut und aller Mangel im menschlichen Leben entspringt der Täuschung, daß des Menschen Dasein von der Erhaltung eines körperlichen Leibes abhänge, und daß seine Versorgung auf das Maß seines materiellen Besitzes beschränkt sei.
Die als wirtschaftlicher Tiefstand bekannte weitverbreitete Gährung im Denken der Welt hat die völlige Zwecklosigkeit des Verlasses auf rein materiellen Erwerb bloßgestellt und rüttelt die Menschen mehr denn je zu der Erkenntnis auf, daß wirkliche Substanz geistig und nur durch rechtes Denken zu erlangen ist. Der Augenschein vor den körperlichen Sinnen, sei er materieller Reichtum oder materielle Armut, ist nicht die Wahrheit über den Menschen; denn des Menschen wirkliche Substanz besteht in seinem Einssein mit Gott, und sein wahres Einkommen sind die geistigen Ideen, die unaufhörlich aus dem unendlichen Gemüt hervorgehen. Dies erkennen, heißt „Schätze im Himmel” sammeln, die man sich nicht erst in der Zukunft, sondern hier und jetzt zunutze machen kann.
Die Christliche Wissenschaft erklärt alle in der Bibel berichteten Beweise der Versorgung, die allgemein als wunderbare Gesetzesverletzungen angesehen wurden, als natürliches und gesetzmäßiges Ergebnis rechten Denkens, und in diesem Lichte gesehen, erweisen sie sich heute als praktische Führer bei der Lösung ähnlicher Probleme. Wenn es verstanden wird, daß das Leben nicht körperlich, sondern geistig mental ist, und daß aller Mißklang die Kundwerdung falschen Denkens ist, wird es offenbar, daß uns vor allem geistiges Verständnis not tut. In dem Gemüt, dem Vernichtungsgesetz für jede besondere Erscheinungsform des Irrtums, ist die rechte Idee immer vorhanden. Begrenzung und Mangel haben keine wirkliche Ursache oder Grundlage, beruhen auf keinem Gesetz; und wenn wir die rechte Idee der gottverliehenen Fülle des Menschen verständnisvoll im Denken festhalten, muß sie unbedingt auf eine unseren gegenwärtigen menschlichen Bedürfnissen entsprechende Art zum Ausdruck kommen.
Während des Erwachens aus einer materiellen zu einer geistigen Daseinsauffassung mögen wir vielen Anfechtungen begegnen; aber unser geistiges Verständnis ist immer als genügend zur Befriedigung unseres Bedürfnisses anzusehen, und es wächst durch Anwendung. Fortschritt ist Überwindung des materiellen Sinnes durch den geistigen Sinn, und so betrachtet, erweist sich jeder Umstand in der menschlichen Erfahrung als Gelegenheit zum Aufgeben falscher sterblicher Annahmen für göttliche Wirklichkeiten. Vielleicht müssen wir menschliche Schritte unternehmen, die wir gerne vermeiden möchten; aber die Christliche Wissenschaft befähigt uns, die nötigen Schritte immer im Vertrauen auf Gottes Schutz und Führung zu unternehmen. Wenn wir wirklich „am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit” trachten, können wir uns zuversichtlich darauf verlassen, daß Er uns Schritt für Schritt führt und erhält. Es ist nicht die Aufgabe der Christlichen Wissenschaft, den menschlichen Traum angenehm zu machen, sondern uns aus dem Traum aufzuwecken. Wenn wir uns diese aufweckenden Erfahrungen zur Vergeistigung unserer Bestrebungen und Wünsche dienen lassen, erfreuen wir uns unaufhörlich des Beweises der Wahrheit der Erklärung der Mrs. Eddy in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 494): „Die göttliche Liebe hat immer jede menschliche Notdurft gestillt und wird sie immer stillen”.
Das Leben in voller Genüge wird beständig denen zuteil, die in erster Linie nach geistiger Substanz trachten. Der wahre Christliche Wissenschafter kann weder durch Furcht vor Geldmangel noch durch falsche Wertschätzung materiellen Reichtums von seinem Wege abgelenkt werden. Den Blick unverwandt auf die göttliche Wirklichkeit gerichtet, sieht er, daß es unmöglich ist, sich auf das Materielle zu verlassen; und da in seinem Denken Liebe zum Geist stets an erster Stelle steht, lehnt er es ab, den falschen Lockungen des sterblichen Gemüts zu folgen. Durch was für Erscheinungsformen menschlicher Erfahrung er auch immer hindurch geführt werden mag, er schreitet stets einer völligeren Erkenntnis des Lebens in Gott entgegen.
