Alles, was tatsächlich besteht, zeugt für das eine göttliche Gemüt, die eine Liebe, die Unendlichkeit des Geistes. Da Gott Einer und das All in allem ist, gibt es keine Vielheit des Lebens, des Gemüts, der Liebe, sondern vervielfachte Widerspiegelung des Einen, der das All ist. Da Gott das unteilbare Gute ist, ist auch Seine Offenbarwerdung unteilbar; zwischen den Ideen des Gemüts hat es noch nie Entfremdung gegeben. Ebenso ist die eine und einzige Gesundheit völlig geistig, von der Materie unangetastet, unveränderlich, im göttlichen Prinzip fest gegründet. Dasselbe gilt für die eine Kraft, die eine Intelligenz, und alle unzerstörbaren Fähigkeiten des Ebenbildes Gottes. Dieser Glaube an einen Gott verneint Vielgötterei oder den Glauben an viele Götter, verneint jede von der einen Quelle getrennte vermeintliche Vielheit des Lebens, der Gemüter und der Gesundheit. Es gibt keine solche Vielheit oder Trennung. „Der Herr, unser Gott, ist ein einiger Herr”, ist allgenügend.
„Die Wissenschaft des Christentums ist streng genommen der Glaube an einen Gott,— sie hat einen Gott. Und dieses göttliche, unendliche Prinzip, Noumenon und Phänomena, ist beweisbar das selbststehende Leben, die selbstbestehende Wahrheit, Liebe, Substanz, der selbstbestehende Geist, das selbstbestehende Gemüt, das alles in sich schließt, was der Ausdruck bedeutet, und alles Wirkliche und Ewige ist” (Christian Science versus Pantheism, S. 12). Diese geistig eingegebene Erklärung von Mrs. Eddy fordert von ihren Nachfolgern, daß sie an einen Gott glauben, daß sie ein Leben und eine Liebe, eine allgemeine Gesundheit und Harmonie, eine verfügbare Kraft und Reinheit anerkennen. Die Allgegenwart des Geistes ist nie verdrängt, die Allmacht des Gemüts nie abgesetzt worden. Tatsächlich gibt es keine böse Gegenwart und keine Geistesgestörtheit.
In dem Maße, wie der Christliche Wissenschafter diesen reinen Glauben an einen Gott mental aufrecht erhält, ist er ausgerüstet, den als Materie, Krankheit, Sünde, Geistesgestörtheit und Tod vergegenständlichten Glauben an viele Götter oder Mächte bloßzustellen und zu vernichten. Diese völlig falschen, nachgeahmten Erscheinungen des materiellen Sinnes sind als Verleumdungen der einen unendlichen Schöpfung des Geistes zu betrachten. Kein Schüler der Christlichen Wissenschaft kann dem verunglimpfenden Augenschein der Krankheit oder anderer Widerwärtigkeit ernsthaft Wahrheit oder Greifbarkeit beimessen; denn als Zeuge der Wahrheit nimmt er gegen den zweiten, den materiellen Bericht über die eine geistige Schöpfung Stellung. Niemand steht vor einer zweiten, materiellen gefallenen Schöpfung, sondern nur vor einem zweiten „Bericht”, der unannehmbar ist und den geistig aufgeklärten Denker nicht zu täuschen vermag. Die Christliche Wissenschaft stellt das Böse als falsche Anschuldigung des einen Unendlichen bloß und behandelt es als solche. Es ist des Schülers Mission, unerschütterlich einen Gott, eine Ursache und Wirkung und alles Gute als dem Wesen nach gegenwärtig — unverdrängt — als Zeichen der unendlichen Substanz des Geistes anzuerkennen.
Wie beim Wiederaufbau der von Gegnern der Gerechtigkeit beschädigten Mauern Jerusalems das Volk nicht viele Sinne, sondern nur „ein Herz zu arbeiten” hatte, so ist das eine Gemüt, dasselbe vollkommene Gemüt, heute allerhaben, und sein einigender Einfluß steht in der Bewegung der Christlichen Wissenschaft auf festem Grund. Dieses eine Gemüt kann angewandt werden, um alle durch Eifersucht, Reibung, Eigenliebe, Abgötterei und Unverträglichkeit in menschlichen Beziehungen hervorgerufenen Zwistigkeiten beizulegen. Dies sind lauter zum zweiten Schöpfungsbericht gehörige Abnormitäten. Für alle solche Irrtümer und Leiden bietet unsere Führerin folgende heilende und einigende Tatsache (Miscellaneous Writings, S. 289): „Einheit im Geist ist Wissenschaft, die mit Heim und Himmel vereinbar ist. Weder göttliche Gerechtigkeit noch menschliche Billigkeit hat zwei Gemüter in eines geschieden”. Wenn diese „Einheit im Geist” ehrlich behauptet und entschlossen aufrechterhalten wird, wird sie sich menschlich bekunden.
Da das eine Gemüt tatsächlich die Einheit und Eintracht aller seiner Ideen aufrechterhält, sollten die Christlichen Wissenschafter diese allumfassende wissenschaftliche Tatsache anerkennen, wenn der Glaube an viele Gemüter, widerstreitende sterbliche Ansichten und menschlicher Wille Familienbeziehungen zu zerrütten sucht und vorschlägt, daß die einzelnen von dem einen Weg und der Wahrheit und dem Leben abweichend ihren eigenen Weg gehen sollen. Wer durch bloßen Wechsel seiner Gefährten Freiheit und Befriedigung zu finden sucht, wird Freiheit oder Befriedigung weder finden noch sich wahren; denn es ist keine äußerliche, sondern eine innerliche, eine durch geistiges, nicht durch menschliches Gesetz göttlich bewirkte Änderung nötig. Das Wesentliche der Einheit liegt im Einssein des Gemüts, und nur dort muß man Einheit suchen. Das Gemüt ist wissenschaftlich gegenwärtig, um den Glauben an Entfremdung unter Menschen, Gruppen und Völkern auszulöschen. Hiob erklärte wissenschaftlich über Gott: „Er ist einig; wer will ihm wehren?” Dieses Gemüt ist somit die eine allerhabende, einigende Anziehung.
Das durch die Christliche Wissenschaft klar übermittelte Verständnis des einen Gottes, der einen Liebe, ist das geistige Heiligtum der Menschheit, wo jede verfinsterte Gesinnung und jedes sich selber täuschende Herz das Licht wieder finden und jetzt und auf ewig darin gehen kann. So wird die Verleumdung des Bösen, das sich anmaßt, den Menschen Versuchungen und Anfechtungen anzuheften, die dem Gemüt und dem Menschen unbekannt sind, vereitelt werden. In Wirklichkeit kann niemand „zweifelnden Sinnes” (engl. Bibel) sein, weil es in dem einen Gemüt keinen Zweifel gibt. Wenn die Schüler der Christlichen Wissenschaft ihren reinen Glauben an einen Gott wahren und ihn auf alle menschlichen Probleme anwenden, erleben sie den unmittelbar von Gott kommenden Frieden und die Freude des Geistiggesinntseins.
Paulus schrieb den Römern, „einerlei gesinnt untereinander” zu sein, „auf daß ihr einmütig mit einem Munde lobet Gott”. Jedermann hat das Vorrecht, das Sprachrohr des einen Gemüts zu sein. In „Miscellaneous Writings” (S. 258) erklärt unsere Führerin: „In der göttlichen Wissenschaft ist Gott das Ein und All, und da Er sich selber regiert, regiert Er das Weltall”.
