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Unsere Besitztümer

Aus der Juni 1936-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


„Wie reich ist er?” lautet die Erkundigung über einen für reich geltenden Mann. Und die Antwort zählt oft eine Reihe rein materieller Dinge auf, die, wenn sie für wahr gehalten würden, die Menschen geistiger Eigenschaften berauben und so ihren Reichtum an Gutem verringern würden. Ein großer Teil des menschlichen Strebens nährt die Gewohnheit des Nehmens anstatt die des Gebens. Junge und Alte suchen rechtmäßig oder mit Gewalt jene Dinge zu bekommen, die mit dem Gebrauch vergehen. Dennoch lassen sich die Menschen dies nicht zur Lehre dienen und fahren fort, zu erwerben, was sie nicht behalten können.

Die gegenwärtigen Zustände in der ganzen Welt stellen die Zwecklosigkeit eines falschen Sinnes von Besitz bloß, der Reichtümer aufhäuft, nur um sie vergehen zu sehen. Dieser materielle Reichtum kann nicht mit Gewißheit bewahrt werden; er kann heute bestehen und morgen dahin sein. Im bedingten Sinne hat Geld nur Wert, wenn es in Umlauf gesetzt, d.h. ausgegeben wird. Mit andern Worten, um sich mit Geld etwas zu verschaffen, muß man sich vom Geld trennen. Wie vergänglich das alles ist! Und dennoch, wie toll alle Welt nach dieser materiellen sogenannten Substanz jagt! Erst wenn die Welt verstehen lernt, daß wirkliche Substanz in keiner Form der Materie, sondern nur im Reiche des Gemüts zu finden ist, wird das Versorgungsproblem gelöst werden.

Unlängst bezeugte ein Schüler der Christlichen Wissenschaft, daß er jahrelang ein Mangelgefühl gehabt habe, daß es ihm aber eines Tages, als er einen Silberdollar betrachtete, klar geworden war, daß dieser keinen eigentlichen sondern einen beigemessenen Wert habe, der unbeständig und vergänglich ist; daß wahrer Wert nur in geistigen Ideen ist. Und er beschloß, nur wirklichen Wert und keinen andern zu ehren. An diesem wahren Sinn von Wert festhaltend, fand er bald, daß sein bisheriges Mangelgefühl verschwand, und alle seine täglichen Bedürfnisse wurden reichlich befriedigt.

Ehe wir uns der Betrachtung der wahren Besitztümer des Menschen zuwenden, wollen wir einige Irrtümer betrachten, die uns zu einer falschen Auffassung von Reichtum verleiten wollen. Der weise Schüler der Christlichen Wissenschaft verrichtet seine geistige Arbeit nur mit Rücksicht darauf, was er augenblicklich für seine Behaglichkeit braucht; er denkt nicht an ungebührliche Aufhäufung materieller Dinge. Er weiß, daß seine Bedürfnisse in dem Maße befriedigt werden, wie er Substanz im Geist findet, und daß man beim Trachten nach Gotteserkenntnis oder beim Erfüllen seiner Pflicht gegen Kirche und Menschheit nicht an bloße Bezahlung denken sollte. Mary Baker Eddy schreibt (The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 186): „Seid versichert, daß Er, in dem alles Leben, alle Gesundheit und alle Heiligkeit wohnt, alle eure Notdurft nach Seinem Reichtum in der Herrlichkeit befriedigen wird”.

In den letzten Jahren war das Denken der Welt in großem Maße von Furcht beherrscht; denn materieller Reichtum hat denen, die ihn besaßen, in einer außerordentlichen Prüfungszeit versagt. Schüler der Christlichen Wissenschaft haben materielle sogenannte Substanz dahinschwinden sehen; aber ihr Verständnis des göttlichen Gesetzes hat sie befähigt, Furcht durch das Wissen zu überwinden, daß die „völlige Liebe die Furcht austreibt”. Sie haben ihre gottverliehene Macht, diesen Feind zu überwinden, bewiesen und sich geweigert, der Einflüsterung, daß sie seinen Scheinangriffen machtlos gegenüberstehen, Gehör zu schenken.

Sind wir mit unseren mentalen Besitztümern zufrieden? Laßt uns sie zählen, sie überprüfen und sehen, wieviel Haß, Neid, Leidenschaft, Begierde, Unfreundlichkeit, Mangel, Furcht, ungerechter Tadel, Krankheit, Sünde und Glaube an Tod sich unter unseren unwirklichen Besitztümern befindet! Dann laßt uns die wahren Eigenschaften betrachten, die das Leben immer nützlicher und schöner gestalten! Die Welt sieht vielleicht nicht alle diese unsere mentalen Besitztümer; wir aber müssen sie sehen. Aus diesem Grunde sollten wir ihnen gebührende Aufmerksamkeit schenken, uns entschließen, die schädlichen auszuscheiden und die guten zu pflegen und zu vermehren. Es empfiehlt sich, in unser Vorratshaus zu gehen und diese Dinge nachzuprüfen; ehrlich in alle unsere mentalen Räume zu gehen und die Irrtümer, die wir unrechtmäßig darin aufspeichern, auszutreiben; jeden Tag unsere Gedankenwohnung zu reinigen und durch vergeistigtes Denken geläutert zu werden. Im menschlichen Charakter gibt es sowohl viel Gutes, worüber man sich freuen kann, als auch falsche Denkgewohnheiten, die abzulegen sind. Wenn wir dieses mentale Sortieren, das die Christliche Wissenschaft lehrt, nicht vornehmen, so hat es seinen Grund darin, daß wir uns vor einer geheimen Sünde fürchten oder aber noch daran festhalten wollen; denn Irrtümer beginnen in dem Augenblick von uns abzufallen, wo wir bereit sind, sie aufzugeben.

Viel ist über ungerechten Tadel gesagt und geschrieben worden. Er ist ein Besitz, den niemand in seinem Gedankenschatzhaus dulden sollte. Es gibt kaum einen Irrtum, der von einem Menschen auf einen andern so verletzend wirkt wie diese Lieblosigkeit. Jeder ernste Schüler der Christlichen Wissenschaft trachtet nach Vollkommenheit; jeder wünscht sich bei seiner Arbeit naturgemäß die freundliche Hilfsbereitschaft seines Nächsten. Er wünscht Ermutigung, nicht Vorwürfe. Unsere Arbeit ist noch nicht, was sie einst sein wird; aber niemand wird das Puppenhaus eines Kindes zertreten, weil es nicht nach den Konstruktionsregeln der Architekten hergestellt ist.

Die Gewohnheit vernichtenden Tadelns ist fast so allgemein, daß wir diesen falschen Besitz beachten und einsehen sollten, daß er nicht wert ist, behalten zu werden. Wir sollten ihn nicht unsere Gedankenwohnung in Unordnung bringen und dadurch uns und andere verletzen lassen. Wieviel unnötiger Kummer durch diese selbstgerechte Gewohnheit anderen doch schon bereitet worden ist! Wir müssen gegen unsern Nächsten, auf dem falsche Annahmen lasten, und der sie wie wir zu überwinden trachtet, freundlich sein. Wenn dann unsere Gedanken dadurch, daß wir die Wahrheit über den Menschen sehen, wahrhaft aufbauend werden, fördern sie uns und andere und bringen unzählige Segnungen.

Ein anderer falscher Besitz ist das Klatschen, die Gewohnheit, böse Gerüchte zu glauben und zu verbreiten, anstatt sie im Lichte der Wahrheit auf ihre Glaubwürdigkeit zu prüfen. Die Bibel rügt diese Gewohnheit: „Du sollst kein Verleumder sein unter deinem Volk”, und: „Wenn nimmer Holz da ist, so verlischt das Feuer; und wenn der Verleumder weg ist, so hört der Hader auf”. Was ist unsere mentale Haltung, wenn der Irrtum etwas Böses über einen unserer Mitarbeiter im Weinberge flüstert, selbst wenn es vom menschlichen Standpunkt aus eine Tatsache ist? Durchschauen wir den Irrtum mit der Linse der Wahrheit, oder bereitet es uns Freude, ihn zu wiederholen? Nehmen wir an, jemand, über den wir ein böses Gerücht gehört haben, komme als Patient zu uns: wie sollten wir ihn und den Irrtum behandeln? Wir wären sicher gezwungen, ihm die Nichtsheit des Irrtums zu zeigen und ihm zu beweisen, daß er in Wirklichkeit wie Gott ist, selbst wenn dies den körperlichen Sinnen nicht so erscheint. Wenn eine solche Haltung zwischen Ausüber und Hilfesucher nötig ist, ist sie auch zwischen allen Menschen unbedingt nötig.

Es ist nicht immer schwer, den Irrtum aufzudecken, und bei der Arbeit des Christlichen Wissenschafters ist dieses Aufdecken des Irrtums erforderlich, um dessen Unwirklichkeit zu beweisen. Wenn wir es tun, werden wir die Versuchung zu klatschen zurückweisen; denn wenn wir die Unwirklichkeit des Irrtums beweisen, gibt es nichts weiterzuerzählen. Daher müssen wir erkennen, daß die Gewohnheit des Klatschens ein falscher Besitz ist.

Alles, was wir für wirklich halten, nehmen wir in unser Bewußtsein auf, und es wird daher ein Teil unseres Besitzes. Ist dieser Besitz nicht gut, so haben wir durch die Christliche Wissenschaft die herrliche Gelegenheit, zu beweisen, daß er unwirklich, kein Teil Gottes noch dessen ist, was Gott gibt. Wirklich ist nur das, was im geistigen Reiche ist. Wenn daher ein mentaler Besitz nicht mit dem Göttlichen übereinstimmt, können wir wissen, daß er eine falsche Annahme ist, und daß wir als die zum Ebenbild des Gemüts geschaffenen Kinder Gottes von allen solchen falschen Darlegungen frei sind. Aber wir dürfen einen falschen Besitz nicht einfach als falsch erkennen und es dabei bewenden lassen; das wäre nicht einmal ein halber Sieg. Wir müssen ihn bloßstellen, seine Unwirklichkeit sehen und ihn so vernichten. Wir dürfen uns nicht vom Irrtum überzeugen lassen, daß wir ihn nicht durch die Wahrheit vernichten können. Wir dürfen an seinen Anspruch auf Hartnäckigkeit oder Widerstand nicht glauben, sondern müssen uns die freudige Aufgabe stellen, Schritt für Schritt alles, was Gott unähnlich ist, auszutreiben.

Wie es weise ist, die unreinen Besitztümer des sterblichen Gemüts aufzudecken, so ist es auch weise und befriedigender, in die wahren Schatzkammern im Reiche des Wirklichen zu gehen und die Besitztümer zu zählen, die uns als Erben Gottes und „Miterben Christi” gehören. Was für Wunder wir doch erleben, wenn wir es tun! Dann werden unsere Gedanken „verklärt in dasselbe Bild”, wie die Bibel sagt, „von einer Klarheit zu der andern, als vom Herrn, der der Geist ist”, und wir erkennen die Vollkommenheit des Menschen, seine Unsterblichkeit, seine Freude und sein Verständnis, seine unbegrenzte Freiheit, zu leben und das Gute zu würdigen, sein Einssein mit dem einen Gemüt, der unendlichen Liebe. Wir müssen diese göttlichen Besitztümer ergreifen und festhalten und dürfen sie nie fahren lassen. Wir müssen diese unendlichen Ideen, diese uns durch Widerspiegelung gehörenden Eigenschaften des Guten, pflegen, ehren und uns ihres Besitzes erfreuen. Wir können sie bewußt besitzen, wenn wir nur den Blick von der Materie zu der Gegenwart Gottes erheben wollen. Wir müssen erkennen, wie wunderbar, wie reich an geistigen Ideen unser wahres Selbst ist; denn wir nennen ja Gott unsern Vater und unsere Mutter. Mrs. Eddy hat die Vollkommenheit des Menschen treffend dargelegt (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 76): „Die sündlose Freude — die vollkommene Harmonie und Unsterblichkeit des Lebens, denen unbegrenzte göttliche Schönheit und Güte zu eigen sind, ohne eine einzige körperliche Freude oder einen einzigen körperlichen Schmerz — sie macht den einzig wahren, unzerstörbaren Menschen aus, dessen Sein geistig ist”.

Paulus schreibt: „O welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und Erkenntnis Gottes! Wie gar unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege! ... Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit!”

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