In vier Aufsätzen dieser Reihe wurden zwanzig christlich-wissenschaftliche Heilungen berichtet, die Mary Baker Eddy bewirkte. In einem der Aufsätze waren auch die Stellen in ihren Schriften angeführt, wo sie andere Fälle erwähnte oder erzählte, in denen sie das christliche Gebot zu heilen erfüllte. Diese Stellen sind hier wiederholt und noch zwei, die nicht angegeben waren, hinzugefügt: Wissenschaft und Gesundheit 162:20, 184:32, 192:38 bis 34 auf der nächsten Seite, 389:34; „Miscellaneous Writings” 69:14, 242:19; „Rückblick und Einblick” 15:11 bis 17 auf der nächsten Seite, 40:5–21; „Pulpit and Preß” 54:28, 69:1–9; Botschaft an Die Mutterkirche für das Jahre 1901 17:11; „Unity of Good” 7:6–17; „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany” 105:7 bis 12 auf der nächsten Seite, 127:16, 145:10. Der vorliegende Aufsatz enthält beglaubigte Berichte über andere durch Mrs. Eddy bewirkte Heilungen.
Als die Christliche Wissenschaft noch etwas Neues war, wurde sie manchmal mit Spiritismus verwechselt. Diese Tatsache erklärt einen Teil des folgenden von Frau Alice Swasey Wool im Jahre 1932 eingesandten Zeugnisses.
„Im Jahre 1876 oder 1877, als Mrs. Eddy in der Breiten Straße in Lynn wohnte, wohnte ich in Beverly. Ich hatte ein sehr schmerzhaftes Unterleibsleiden, und der Arzt hatte mir keine Erleichterung verschaffen können. Jemand schlug mir vor, zu dem ‚Medium‘ in Lynn zu gehen, das ohne Arznei heile. Ich ging also nach Lynn und besuchte sie.
Mrs. Eddy öffnete selber die Tür und bat mich einzutreten. Ich erzählte ihr, was mir fehlte, worauf sie einige Minuten mit mir redete und schließlich sagte: ‚Nun wollen wir nicht mehr reden.‘ Sie schloß die Augen und saß mit den Händen im Schoß etwa 10 Minuten lang still da. Dann sagte sie: ‚Sie werden das Leiden nicht mehr haben‘, und ich fragte: ‚Wollen Sie mich nicht reiben oder sonst etwas tun?‘ worauf sie erwiderte: ‚Sie sind geheilt‘, und ich war geheilt”.
Frau Wool beschreibt Mrs. Eddy wie folgt: „Sie war schlank, hatte dunkles, in der Mitte gescheiteltes und auf der Seite gewelltes Haar und trug ein dunkles Kleid. Hauptsächlich ihre Augen machten Eindruck auf mich. Sie sahen förmlich durch mich hindurch. Man könnte diesen Augen gegenüber unmöglich lügen”. Frau Wool sah Mrs. Eddy nie wieder; aber diese Heilung bewirkte eine Änderung in ihrem Leben. Sie wurde jedoch erst später Christliche Wissenschafterin.
Frau Clara E. Choate in Lynn litt im Jahre 1878, wie sie meinte, an Halsbräune. Nach den Anzeichen war es ein schlimmer Fall dieser Krankheit. Sie war Christliche Wissenschafterin, und es war weder ihr noch zwei anderen Christlichen Wissenschafterinnen gelungen, sie zu heilen. Als dann Mrs. Eddy gebeten wurde, Frau Choates Leben zu retten, heilte sie sie in einer Behandlung. Frau Choate schrieb später: „Unsere geliebte Führerin Mrs. Eddy kam an mein Bett und heilte mich augenblicklich von einem schrecklichen Anfall von Halsbräune”.
Als Mrs. Eddy im Jahre 1879 oder 1880, ehe sie Lynn endgültig verließ, vorübergehend in Boston wohnte, heilte sie durch Vergegenwärtigung einer geistigen Tatsache ihre Enkelin, die wie sie Mary Baker Glover hieß, von der materiellen Annahme des Schielens. Die Enkelin, jetzt Frau Billings, berichtete diese Heilung im Jahre 1934 wie folgt:
„Als wir im Herbst und Winter 1879 und 1880 in Deadwood in Süddakota wohnten und ich drei Jahre alt war, besuchte mein Vater seine Mutter in Boston. Damals schielte ich, was er während seines Besuchs der Großmutter erzählte. Nach dem Bericht meines Vaters sagte die Großmutter: ‚Du mußt dich irren, Georg, ihre Augen sind in Ordnung‘.
Als er, nach Deadwood zurückgekehrt, an meinem Bett, wo ich schlief, mit meiner Mutter redete, weckten sie mich und entdeckten, daß ich nicht mehr schielte. Meine Mutter hat ein Bild von mir aus der Zeit vor dieser Begebenheit, auf dem man sieht, daß ich schielte. Mein Vater und meine Mutter erzählten mir diese Heilung oft, und meine Mutter, die bei mir wohnt, bestätigt sie hiermit”.
Als Mrs. Eddy in Lynn wohnte, brachte eine Mutter ihren kleinen Jungen Stanley zu ihr, daß sie ihn heile. Er war ein sehr widerspenstiges Kind gewesen, hatte Gehirnentzündung und war der Annahme nach am Sterben. Die Mutter sagte: „Ich fürchte, daß ich zu spät komme. Ich denke, er ist gestorben”. Mrs. Eddy sagte, sie solle das Kind bei ihr lassen und in einer Stunde wieder kommen. Sie willigte ein und legte es auf ein Bett. Als Mrs. Eddy mit dem Kind allein war, „wandte sie sich”, wie sie später sagte, „in inbrünstigem Gebet an Gott”. Bald richtete sich der Junge im Bett auf. Sie nahm ihn in die Arme und fuhr fort, ihn mental zu behandeln. Bald darauf begann er sich in ihren Armen zu sträuben und wiederholt zu sagen: „Ich bin krank, ich bin krank”. Sie erwiderte: „Du bist nicht krank, und du bist ein lieber Junge”. Ehe die Mutter zurückkehrte, war das Kind beinahe gesund und lief ihr bis zur Tür entgegen. Nach einigen Tagen war auch das letzte Anzeichen der Krankheit verschwunden. Nachher berichtete die Mutter, er sei wie umgewandelt. Er war nicht nur von einer schweren Krankheit, sondern auch von einer unguten Veranlagung geheilt.
Als Mrs. Eddy im November 1884 in Boston wohnte, kam eine Dame zu ihr und sagte: „Ich bin blind; ich bin nur gekommen, dies zu sagen; denn es wurde mir gesagt, daß Sie keine Patienten nehmen, weil Sie so viel andere Arbeit haben”. In Erwiderung darauf sagte Mrs. Eddy, daß Gutes und Gesundheit natürlicher seien als Schlechtes und Krankheit. Sie sagte auch, daß es unsere Pflicht sei, Gott zu loben, und daß wir den materiellen Augenschein gegen geistigen Augenschein aufgeben müssen. Die Dame sagte: „Ich sehe etwas besser” und verabschiedete sich. Nach einer Woche benachrichtigte sie Mrs. Eddy, daß ihr Augenlicht vollkommen wiederhergestellt sei.
Zu Anfang des Jahres 1885 wurde Frau Laura Lathrop durch christlich-wissenschaftliche Behandlung von Störungen geheilt, an denen sie 23 Jahre lang gelitten hatte; aber sie wurde nicht von einem ererbten Herzleiden geheilt, das sie der Ausüberin nicht erwähnt hatte. Später, in demselben Jahre, hatte sie von Mrs. Eddy Unterricht in dieser Wissenschaft und ging dann nach Neuyork, um dort christlich-wissenschaftlich zu arbeiten. Etwa ein Jahr später erfuhr Mrs. Eddy durch eine andere Schülerin, daß Frau Lathrop ein schweres Herzleiden habe. Mrs. Eddy lud sie daher ein, einen Sonntag bei ihr in ihrem Heim zuzubringen, was Frau Lathrop im Jahre 1886 tat. Sie berichtete später über ihre Heilung folgendes:
„Als es Zeit zum Mittagessen war, ging ich mit Mrs. Eddy ins Eßzimmer im vertieften Erdgeschoß hinunter. Als wir ins Wohnzimmer zurückgingen, eilte sie wie ein junges Mädchen die Treppe hinauf. Ich schämte mich, mich nicht wenigstens anzustrengen, dasselbe zu tun; aber ich war seit 24 Jahren nicht mehr die Treppe hinaufgeeilt. ... Diesmal ging ich so schnell wie sie; als ich aber oben ankam, befand ich mich in einem kläglichen Zustande. Wie ich aussah, kann ich nicht sagen; ich weiß nur, daß ich einen meiner alten Anfälle hatte. ... Sie sah mich flüchtig an und sprach dann, ohne mich etwas zu fragen, laut zu dem Irrtum. Wir wissen, daß Jesus, als er die Kranken heilte, mit Machtbefugnis sprach. ... Einige Monate später hatte ich wieder einen Anfall, der aber nur einen Augenblick dauerte. Seitdem hatte ich keinen mehr. Das war vor 18 Jahren”.
Vorstehendes Zeugnis ist dem Christian Science Monitor vom 24. Dezember 1904 (Jahrg. VII, S. 259) entnommen.
In vielen Fällen wurden Schüler in Mrs. Eddys Klassen durch ihren Unterricht geheilt. Ein bezeichnendes Beispiel dafür ist Herr Eugen H. Greene, damals aus Portland in Maine, später aus Providence in Rhode Island. Er nahm im November 1884 an ihrem Klassenunterricht teil. Seine Witwe, die zu derselben Klasse gehörte, erzählte seine Heilung durch Mrs. Eddy wie folgt: „Während dieses Klassenunterrichts wurde Herr Greene von einem Bruch geheilt, den er viele Jahre lang gehabt hatte. Mrs. Eddy hatte ihn vorher von Schwindsucht geheilt”.
Später stellte Mrs. Eddy die Bedingung, daß Bewerber um Zulassung zum Unterricht bei ihr gesund sein müssen, wenn sie zur Klasse kommen. Die Freude, geheilt zu werden, könnte sie abhalten, aus ihrem Unterricht den vollen Nutzen zu ziehen, hat sie auf Seite 14 und 15 in dem Buch „Anfangsgründe der göttlichen Wissenschaft” erklärt.
Auf der Versammlung des Landesvereins Christlicher Wissenschafter in Chicago im Jahre 1888 hielt Mrs. Eddy eine öffentliche Ansprache im Zentralmusiksaal, wobei nicht wenige Anwesende geheilt wurden. Eine dieser Heilungen, die Folge dieser Ansprache oder dessen, was Mrs. Eddy nachher sagte, wurde von Frau Emilie B. Hulin aus Brooklyn-Neuyork beobachtet, die sie oft erzählte und schließlich folgendermaßen berichtete:
„Ich saß auf der Galerie nahe der Bühne, von wo aus ich die Rednerbühne und die Zuhörer gut sehen konnte. Ich sah, wie eine Frau an Krücken mit großer Schwierigkeit den mittleren Gang herabkam. Es wurde ihr ein Sitzplatz in der ersten Reihe vor der Bühne angewiesen. Am Schluß der Ansprache, für die Mrs. Eddy die geistige Bedeutung des 91. Psalms als Thema gewählt hatte, stand die erwähnte Frau von ihrem Platz auf und sagte mit ausgestreckten Armen etwas zu Mrs. Eddy, die sich über die Bühne beugte und in Erwiderung etwas sagte, was ich nicht hören konnte. Sofort legte die Frau ihre Krücken weg und ging gerade und aufrecht zum Saal hinaus”.
Als Mrs. Eddy nach Boston zurückgekehrt war, erwähnte auch sie diese Heilung Angehörigen ihres Haushalts gegenüber als eine der Heilungen, die während oder nach ihrer Ansprache in Chicago stattfanden.
In vielen Fällen bewies Mrs. Eddy die Ungewißheit dessen, was gewöhnlich als die Naturordnung oder der festgesetzte Zusammenhang materieller Erscheinungen betrachtet wird. Sie tat dies manchmal zu dem Zweck, die Aufmerksamkeit auf die Christliche Wissenschaft zu lenken, besonders als diese noch etwas Neues war. Der Zweck solcher Beweise war in den meisten Fällen das Abwenden von Gefahr oder das Verhindern von Verlust.
Im Jahre 1896 oder 1897 litt Frau Annie S. Hosking aus Concord in New Hampshire nach Feststellung der Ärzte an Schwindsucht oder Lungentuberkulose. Sie brachte einen Teil jedes Tages vorn im Hause oder vor dem Hause in Kissen gebettet in einem Liegestuhl sitzend oder liegend zu. Sie war damals keine Anhängerin der Christlichen Wissenschaft, wußte aber, wer Mrs. Eddy war. Als Frau Hosking eines Tages vor ihrem Hause lag, fuhr Mrs. Eddy in ihrem Wagen vorbei und blickte sie freundlich an. Das war alles, was Frau Hosking sah; aber der freundliche Blick muß von wissenschaftlichem Denken begleitet gewesen sein. Sofort war sie sich eines neuen Mutes bewußt und fühlte sich gehoben. Damit brach eine neue Zeit für sie an. Ihr Zustand besserte sich zusehends, und bald war sie vollständig geheilt.
Im Jahre 1902 oder 1903 traf Frau Jeannette Glick eine Verabredung, einen christlich-wissenschaftlichen Ausüber im Saal der Christlichen Wissenschaft in Concord in New Hampshire zu treffen, um sich wegen ärztlich festgestellter Atemnot und einem Herzleiden behandeln zu lassen. Nach ihrer Ankunft am Saal blieb sie mit dem Ausüber und anderen Christlichen Wissenschaftern am Eingangn stehen, um Mrs. Eddy bei ihrer erwarteten Vorbeifahrt im Wagen zu sehen. Als Mrs. Eddy in ihrem Wagen vorbeifuhr, grüßte sie die Gruppe auf dem Treppenaufgang zum Saal; sie sah aber besonders Frau Glick mit einem „langen, forschenden und tief liebevollen” Blick an, wie ihn jemand von der Gruppe nachher beschrieb. Sobald Mrs. Eddy vorbei war, sagte Frau Glick zu dem Ausüber: „Ich brauche keine Behandlung; ich bin geheilt. Die liebe Mrs. Eddy grüßte mich mit einem freundlichen Blick, und jetzt bin ich gesund”. Und die Zukunft bewies, daß sie durch Mrs. Eddys erbarmende Widerspiegelung der göttlichen Liebe augenblicklich geheilt worden war.
Als Kind wurde Fräulein Abigail Dyer Thompson aus Minneapolis zweimal von Mrs. Eddy geheilt. Sie berichtete über beide Heilungen, die zu verschiedenen Zeiten stattfanden, im Christian Science Sentinel vom 3. Oktober 1931 (Jahrg. XXXIV, S. 94) und in ihren Erinnerungen.
Von Kind auf war Fräulein Thompson sehr zart gewesen. Angeblich neigte sie zu einem ererbten Lungenleiden, und die Ärzte meinten, sie werde das Reifealter nicht erreichen. Als dieses Leiden einmal besonders heftig auftrat, nahm ihre Mutter, die eine Schülerin von Mrs. Eddy war, sie mit nach Boston, um Mrs. Eddy zu besuchen. Als Mrs. Eddy das Kind husten hörte, gab sie ihm eine Behandlung, die jede Spur der gefürchteten Krankheit beseitigte und Fräulein Thompson von der vermeintlichen Neigung dazu vollständig befreite.
Als Fräulein Thompson etwa ein Jahr später wieder mit ihrer Mutter in Boston war, wurde sie plötzlich von einer andern heftigen und schweren Krankheit befallen. Vierzehn Tage lang versuchte zuerst eine Ausüberin und dann eine andere vergeblich, ihr Linderung zu verschaffen. Eines Morgens um 5 Uhr, als Fräulein Thompson die Schmerzen nicht mehr ertragen zu können schien, ging ihre Mutter schließlich zu Mrs. Eddy, um sie um Hilfe zu bitten. Mrs. Eddy hörte das Sprechen im Vorraum. Später erzählte sie Frau Thompson: „Ich sagte mir, es ist Zeit, daß ich in diesem Falle eingreife und dieses Kind rette. Ich ging schnell in mein Zimmer zurück, setzte mich auf einen Stuhl und suchte die Heilung bei Gott”. Fräulein Thompson zeigte sich für Mrs. Eddys geistige Arbeit sofort empfänglich. Es ging ihr viel besser, schon ehe ihre Mutte zurückkehrte, und einige Tage später reiste sie, vollständig gesund, 2400 km nach Hause.
Als sich Mrs. Eddy um das Jahr 1870 bei Freunden in Chelsea (einem Vorort Bostons) aufhielt, kam ein Krüppel an die Tür. Seine Arme waren so steif und seine Beine so zusammengewachsen, daß ihm die Krücken angeschnallt waren. Mrs. Eddy sah ihn und gab ihm etwas. Er humpelte zum nächsten Hause, wo er eintreten und sich hinlegen durfte. Nach etwa einer Stunde fand er, daß er gesund war. Und er schrieb seine Wiederherstellung Mrs. Eddy zu, nach der er sich erkundigte, ohne ihren Namen zu wissen. Später fragten einige ihrer Schüler Mrs. Eddy, wie sie ihn geheilt habe, und sie erwiderte: „Als ich den Mann sah, strömte mein Herz über von unaussprechlichen Mitleid und Gebet”.
Welche seelischen und geistigen Ursachen trugen zu Mrs. Eddys Erfolg als Ausüberin bei? Hinsichtlich dieser Frage kann man nur aus ihren Worten und Werken Schlüsse ziehen. Eine Ursache war zweifellos ihr unbedingtes Vertrauen auf die Christliche Wissenschaft als göttliche Offenbarung. Aus diesem Grunde und aus Erfahrung wußte sie, daß die Grundideen dieser Wissenschaft bewiesen werden können. Eine andere Ursache war, daß ihr Verständnis besonderer Ideen klar und bestimmt war. Eine weitere wichtige Ursache war, daß Mrs. Eddy viel Liebe hatte; sie sehnte sich, Gutes zu tun. Ferner war sie überzeugt, daß Gott die göttliche Liebe ist, daß Sein Gesetz, Seine Vorsehung immer zugänglich und jeder Not stets gewachsen ist. Sie schrieb einmal (Botschaft an Die Mutterkirche für das Jahr 1902, S. 8, 9): „Das Bewußtsein, daß Gott die Liebe ist, gibt dem Menschen Kraft mit unsagbarer Förderungsmöglichkeit”.
