Wenn es für eine Kirchengemeinde wünschenswert oder notwendig wird, eine Kirche zu bauen, sind sofort allerlei praktische Fragen zu erwägen, wie z.B. eine gute Lage, die Größe des Gebäudes, der Baustil, die Baustoffe und viele ähnliche aus den Umständen sich ergebende Einzelheiten, die alle angelegentlich überlegt werden müssen, wenn die menschlichen Schritte zur rechten Zeit und auf die rechte Art unternommen werden sollen. Wird die Lage wissenschaftlich erwogen, so zeigt es sich, daß bei dem Problem Kirchenbau wie bei allen unseren Beweisen hauptsächlich das Denken in Betracht zu ziehen ist. Der Gedanke ist der Beweggrund alles Handelns, die Grundlage von allem, was wir tun. Und umgekehrt läßt das, was wir tun und wie wir es tun, die Art unserer Gedanken erkennen. Rechtes Denken bewirkt rechtes Handeln, wie umgekehrt rechtes Handeln auf rechtes Denken schließen läßt, das die Gegenwart des Gemüts ausdrückt. So sind beim Bauen einer Kirche die ersten Schritte nicht materiell, wie es zu sein scheint, sondern eher eine Sache geistiger Erkenntnis. Das zu unternehmende Vorgehen wird dann mit dem geistigen Denken, das Gott widerspiegelt, übereinstimmen.
Das Errichten eines Kirchengebäudes ist jedoch weder der Anfang noch das Ende des Kirchenbauens im geistigen Sinne. Eine solche Begebenheit ist nichts anderes als eine Gelegenheit zu umfassenderem Dienen durch ausgedehntere Bequemlichkeiten, durch neuzeitliche Ausstattung, durch Beschaffung eines gefälligeren, günstigeren und befriedigenderen Raumes zur Abhaltung der Gottesdienste.
Der wissenschaftliche Begriff Kirche wurde unserer Führerin Mary Baker Eddy geoffenbart, und ihre Erklärung dieses Begriffs ist uns allen auf Seite 583 ihres Buches „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” gegeben. Dort ist „Kirche” erklärt als „der Bau der Wahrheit und der Liebe; alles, was auf dem göttlichen Prinzip beruht und von ihm ausgeht. Die Kirche ist diejenige Einrichtung, die den Beweis ihrer Nützlichkeit erbringt, und die das Menschengeschlecht hebt, das schlafende Verständnis aus materiellen Annahmen zum Erfassen geistiger Ideen und zur Demonstration der göttlichen Wissenschaft erweckt und dadurch Teufel oder Irrtum austreibt und die Kranken heilt”.
Die rechte Idee von Kirche dämmert im menschlichen Einzel- und Gesamtbewußtsein, wenn die Gegenwart der holden Anmut der göttlichen Liebe bewiesen wird; denn die Gegenwart der Liebe bedeutet Heilung, und überall, wo Heilung stattfindet, ist die Kirche im Bau begriffen. Bei unserem Begriff von Kirche, wie unsere Führerin ihn ausgelegt hat, denken wir nicht mehr an Baustoffe oder mechanische Einzelheiten. Der materielle Sinn von Kirche verschwindet vor der Erkenntnis, daß die Kirche überall ist, wo Gott ist, und daß wir mit Kirchenbau beschäftigt sind, wenn wir unser Denken vergeistigen und bei jeder Gelegenheit beweisen, daß die Liebe das Prinzip des harmonischen Seins ist.
Kirche im geistigen Sinne hat nichts zu tun mit Vorständen, Ausschüssen, Beamten oder Ämtern. Da der Mensch nicht materiell ist, ist das, was er verkörpert, nicht materiell; und da die Kirche nicht materiell ist, ist auch das, woraus sie besteht, nicht materiell. Beim Bauen von Kirchen halten wir mit Recht in unserem Denken unerschütterlich daran fest, daß Kirche eine geistige Idee ist, gerade wie wir beim Überwinden körperlicher Disharmonie an die Wahrheit denken, daß der Mensch geistig ist. Das einzige, was über den Menschen oder über Kirche wahr ist, das einzige, woraus sie bestehen, ist geistiges Bewußtsein; und diese Wahrheit muß in beiden Fällen erkannt werden, ehe Heilung und Kirchenbau in der menschlichen Erfahrung bekundet werden können.
Hilfreiche Einzelbeiträge zum Kirchenbau, Mittel, jetzt zu bauen, sind: den Kirchensitzungen beiwohnen, pünktlich sein, reden, wenn die Gelegenheit es fordert, bleiben, bis die Sitzungen zu Ende sind. Andere Mittel, jetzt zu bauen, sind: eine Heilung vervollständigen, Zeugnisse geben, erkenntlich und dankbar sein, einander verstehen und lieben.
Wir haben auch hier und jetzt dadurch Gelegenheit zu wahrem Bauen, daß wir unsere Zeitschriften beziehen, lesen und in Umlauf bringen, ferner durch Befolgung der Regel im Kirchenhandbuch (Art. VIII, Abschn. 6), in der jedes Mitglied Der Mutterkirche ermahnt wird, „sich täglich gegen aggressive Gedankenbeeinflussung zu schützen und sich nicht verleiten zu lassen, seine Pflicht gegen Gott, gegen seine Führerin und gegen die Menschheit zu vergessen oder zu versäumen”. Diese Pflicht kann sehr Wohl als die Forderung, unsere Mitmenschen zu lieben, und als die Pflicht, ihnen zu dienen, ausgelegt werden.
Dieser göttlichen Forderung, der Menschheit zu dienen, kann man auf keine andere Art besser nachkommen als dadurch, daß man die Gelegenheiten, die Verantwortungen und die Vorrechte der Kirchenmitgliedschaft annimmt. Das Wort „Mitglied” wird erklärt als „Teil eines Ganzen”. Etwas, was ganz ist, braucht jeden Teil an seinem richtigen Platze. Wenn jeder einzelne seinen Platz in der Kirche Christi, Wissenschafter, einnimmt, trägt er seinen Teil zum Beweis der Ganzheit oder Einheit bei und drückt das vereinigte Denken aus, das Kirchenbau ist. Paulus drückte diesen Einheitsgedanken aus, als er schrieb: „Wir sind untereinander Glieder”. Und der Verfasser des Hebräerbriefs erklärte: „Sintemal sie alle von einem kommen, beide, der da heiligt und die da geheiligt werden. ... Ich will mitten in der Gemeinde dir lobsingen”.
Jede Betrachtung von Kirche und Kirchenbau schließt unbedingt die damit zusammenhängende Frage der Kirchenmitgliedschaft in sich. Es ist ganz selbstverständlich, daß keine Kirchen gebaut und keine Gebäude gebraucht würden, wenn es keine Kirchenmitglieder gäbe. Tätige Kirchenmitgliedschaft ist für den Fortschritt des einzelnen und der christlich-wissenschaftlichen Bewegung wesentlich.
Die Schüler der Christlichen Wissenschaft, die aufrichtig und ehrlich anwenden, was sie von der Macht und der Gegenwart des Christus, der Wahrheit, gelernt haben, und die zu der festen Überzeugung gekommen sind, daß der Weg des Christus der einzige Weg zur Erlösung ist, drücken ihr Einssein mit dem göttlichen Prinzip und ihre Bereitschaft für Kirchenmitgliedschaft aus. Durch Beitritt zu der christlich-wissenschaftlichen Kirche und durch Mitwirkung bei der Kirchen- arbeit, wo immer sich Gelegenheit bietet, nehmen die Christlichen Wissenschafter an dem größten Vorrecht Teil, das einem in der heutigen Zeit zuteil werden kann. Die Kirche Christi, Wissenschafter, befriedigt die Bedürfnisse der Menschheit auf die praktische Weise des unvergleichlichen Meisters Christus Jesus. Sie bietet der Menschheit einen Becher kalten Wassers in Christi Namen dar; und wer diesen Becher trinkt, findet die Lösung für alle persönlichen, politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Probleme. Diese herrliche Vision der Erlösung für alle wird nicht verblassen, wenn die einzelnen Christlichen Wissenschafter das ihnen anvertraute Gut treu verwalten und sich von dem hohen Ziel ihrer Berufung nicht abwenden oder abbringen lassen.
Die unendliche Reichweite dieser Christuswissenschaft und die unbegrenzten Möglichkeiten ihres Beweises sind uns durch die Offenbarung und die Erleuchtung unserer Führerin Mary Baker Eddy erschlossen. Unsere gegenwärtige Gelegenheit ist die Frucht ihres Bemühens. Die volle Befriedigung, die diese Gelegenheit gewährt, ist jedoch unmöglich, wenn die Organisation, die sie ins Leben rief, nicht verstanden und geschätzt und ihr nicht ungeteilte Treue bewahrt wird.
