Es gibt keine Frage von größerer Wichtigkeit als die, die den Christus und den betrifft, der den Christus verstand und so wunderbar darlegte—Christus Jesus. Fraglos herrscht viel Unklarheit im Denken vieler über diesen Punkt. Ja, es kann wahrhaft gesagt werden, daß der Fehler, keinen Unterschied zu machen zwischen dem Christus und Jesus, der sich so gründlich wesenseins mit der Wahrheit erklärte, zeigt, daß diejenigen, die den Unterschied nicht machen, über einige der tiefsten, einige der wesentlichsten Wahrheiten der christlichen Religion falsch unterrichtet sind; daß sie die Art Gottes und Seines Christus und die Art Jesu, des Gründers des Christentums, dessen Geburt die Christenheit jährlich feiert, nicht verstehen. So falsch sind die Anschauungen, die viele von Gott und Seiner Beziehung zu dem wirklichen oder geistigen Menschen hegen, daß ohne Übertreibung gesagt werden kann, daß diese Anschauungen nicht weit, wenn überhaupt vom Heidentum abweichen.
Die Christliche Wissenschaft erweist der Christenheit einen großen Dienst, indem sie diese Frage durch ihre klare Lehre klärt. Wer ernstlich und gewissenhaft nachliest, was Mary Baker Eddy in dem Kapitel „Die Wissenschaft des Seins” in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 332, Zeile 9 bis S. 334, Zeile 33) von Jesus und dem Christus schreibt, gewinnt unfehlbar die Erleuchtung, die seine Zweifel und Mißverständnisse bezüglich dieser Frage beseitigt. Die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft bedurfte großen Mutes, dies zu tun; aber die Gewißheit, daß ihr Verständnis Gottes und des wirklichen Menschen richtig war, erleuchtete ihr Denken und stützte sie bei allem, was sie darüber schrieb.
Die Christliche Wissenschaft lehrt, was das Neue Testament so klar berichtet, daß Jesus von Maria in Bethlehem in Indäa geboren wurde. Die Art der Geburt Jesu war der anderer Kinder ähnlich; aber die Art seiner Empfängnis war verschieden von der aller anderen. Maria, die Mutter Jesu, unterschied sich von anderen jüdischen Jungfrauen hauptsächlich durch den Grad ihrer Geistigkeit und Reinheit. Wie andere Angehörige ihres Volks wußte sie von der messianischen Verheißung, daß einer kommen sollte, die Menschheit zu erlösen; und so scharf war ihr geistiger Blick, daß sie mit einer Klarheit, die nie zuvor ihresgleichen hatte, wahrnahm, daß Gott der Vater des Menschen ist. Es war also erleuchtetes Verständnis, das die Empfängnis Jesu ermöglichte, der während seines Wirkens nur Gott als seinen Vater anerkannte. Mrs. Eddy schreibt auf Seite 261 in „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany”: „Jesus, der galiläische Prophet, wurde aus den geistigen Gedanken der Jungfrau Maria, Gedanken des Lebens und feiner Kundwerdung, geboren.
Jesus verbrachte seine Jugendjahre unter der zärtlichen Fürsorge seiner Mutter und des treuen Joseph, und sein geistiger Scharfblick war schon früh vielversprechend. Als er zwölf Jahre alt war, fanden sie ihn nach dem Osterfest „im Tempel sitzen mitten unter den Lehrern, wie er ihnen zuhörte und sie fragte. Und alle, die ihm zuhörten, verwunderten sich seines Verstandes und seiner Antworten” (Lnk. 2, 46. 47). Als Joseph und seine Mutter ihn fanden, fragte er sie (Vers 49): „Was ist’s, daß ihr mich gesucht habt? Wisset ihr nicht, daß ich sein muß in dem, das meines Vaters ist?”—prophetische Worte im Hinblick auf das große Werk, das er für die Menschheit vollbringen sollte. Wenig wissen wir von ihm nachher, bis er im Alter von 30 Jahren sein kurzes Wirken begann, das nur drei Jahre dauerte, aber das einflußreichste war, das die Welt je gekannt hat, weil es Gott, den Vater, und Seinen Christus offenbarte und darlegte.
Jesus machte es sich zur Aufgabe, der Menschheit die rechte Gotteserkenntnis beizubringen. Er lehrte, daß Gott nicht nur sein Vater, sondern der Vater aller ist. Nach seiner Auferstehung sagte er zu Maria: „Gehe hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott” (Joh. 20, 17). Diese Worte lassen klar erkennen, daß Jesus verstand, daß Gott der Schöpfer oder der Vater des Menschen ist. Sie schließen auch die Verneinung in sich, daß Jesus Gott sei. Die Christliche Wissenschaft legt Nachdruck auf diese Punkte. Ohne die geringste Spur einer Zweideutigkeit lehrt sie, daß Gott der Schöpfer aller ist; daß Er der Geist oder das Gemüt ist, und daß der Mensch Seine Idee, Sein Bild oder Seine Widerspiegelung, Sein Sohn ist. Somit ist der Christus, das wirkliche oder geistige Selbst Jesu und jedes einzelnen von uns, der Sohn Gottes.
Die Christliche Wissenschaft unterscheidet klar zwischen Jesus und Gott. Sie unterscheidet auch klar zwischen Jesus und dem Christus. Unsere Führerin macht diesen zweiten Unterschied sehr klar auf Seite 332 in Wissenschaft und Gesundheit. In Zeile 9 schreibt sie: „Jesus wurde von Maria geboren. Christus ist die wahre Idee, die das Gute verkündet, die göttliche Botschaft von Gott an die Menschen, die zum menschlichen Bewußtsein redet”. Und in Zeile 21 fährt sie fort: „Jesus demonstrierte Christus; er bewies, daß Christus die göttliche Idee Gottes ist—der Heilige Geist oder Tröster, der das göttliche Prinzip, Liebe, enthüllt, und der in alle Wahrheit leitet”.
So wunderbar verstand Jesus des Menschen Einheit mit Gott, so wunderbar verstand er, daß sein wahres Selbst der Sohn Gottes, die Idee Gottes ist, indem er durch sein Verständnis böse Annahmen aller Art, ja sogar den Tod, überwand, daß er den Namen Christus Jesus erhielt, ein Name, den ihm die Christenheit bis auf den heutigen Tag beilegt. Folgende Definition für Jesus zeigt klar, wie er, der Wegweiser, in der Christlichen Wissenschaft als derjenige angesehen wird, der von allen menschlichen Wesen das höchste Verständnis der geistigen Idee oder des Christus hatte, und der sein Verständnis durch Zerstören des Irrtums aller Art und durch Dartun der Unsterblichkeit des Menschen bewies. Mrs. Eddy schreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 589): „Jesus. Der höchste menschliche, körperliche Begriff von der göttlichen Idee, die den Irrtum rügt und zerstört und die Unsterblichkeit des Menschen ans Licht bringt”.
Den Christus, die geistige Idee, mit der sich Jesus Wesenseins erklärte, und durch deren Verständnis er seine Wunder oder wunderbaren Heilungen vollbrachte, können wir heute ebenso anwenden, wie er es vor mehr als 19 Jahrhunderten tat. Der Meister bezog sich aus den Christus, als er sagte: „Ehe denn Abraham ward, bin ich” (Joh. 8, 58). Der Christus ist so ewig wie Gott, das Christusprinzip. Christus ist Gottes unsterbliche geistige Idee.
Durch Erkenntnis des Christus—und in dem Grade ihrer Erkenntnis—können alle dem Meister in einem Leben der Reinheit und der Güte nachfolgen; können alle, wie er es tat, Krankheit heilen, Sünde überwinden, die Leidtragenden trösten, die Unwissenden über die Art der wahren Substanz des Geistes aufklären und dadurch den falschen Sinn der Begrenzung zerstören. Die Christlichen Wissenschafter beweisen dies täglich. Sie beweisen beständig, daß sie den Christus einigermaßen verstehen, den Mrs. Eddy auf Seite 583 in Wissenschaft und Gesundheit definiert als „die göttliche Offenbarwerdung Gottes, die zum Fleisch kommt, um den fleischgewordenen Irrtum zu zerstören”.
